Der Stadtweger Teich
Bau und Zweck
Der Staudamm des Stadtweger Teiches entstand um das Jahr 1727 am Standort eines kleineren und älteren Vorgängerbauwerkes, dessen Teichdamm aus baulichen Gründen nicht weiter erhöht werden konnte. Aus diesem Grund mussten die Bergleute einen völlig neuen und größeren Damm errichten, um den wachsenden Bedarf an Kraftwasser zu decken. Daher wurde das auf diese Weise erschaffene Gewässer einst auch als "Neuer Stadtweger Teich" bezeichnet.Das neue Dammbauwerk überstaut nicht nur das Areal des Alten Stadtweger Teiches, sondern auch den im 17. Jahrhundert angelegten Berghauptmannsteich sowie den Wegesmühlenteich. Bei Niedrigwasser sind noch heute Reste der alten Teichdämme zu sehen.
Die Ausführung des Dammes des (Neuen) Stadtweger Teiches erfolgte in der neuen Teichbauweise, welche sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Oberharz durchgesetzt hatte. Das Bauwerk besteht in wesentlichen Teilen aus Erde und Gestein, wobei die Bergmänner das notwendige Material vor Ort im Bereich des künftigen Stauraumes gewannen.
Trotz seiner räumlichen Nähe zum Zellerfelder Revier war der Stadtweger Teich auf Grund seiner niedrigen Lage für dieses Bergbaugebiet nicht nutzbar. Die Aufgabe des Gewässers bestand vielmehr darin, den Wasserbedarf der Bergwerke um Bockswiese zu erfüllen. Über einen mehrere Kilometer langen Wassergraben sowie einen sich anschließenden Wasserstollen leitete man das kostbare Naß mit erheblichem Aufwand in dieses benachbarte Abbaugebiet.
Mit der Einstellung des Bergbaus wandelte sich auch die Nutzung des vom Menschen erschaffenen Gewässers. Heute stellt der Stadtweger Teich ein wertvolles Biotop dar und erfüllt Aufgaben des Hochwasserschutzes.
In den 1990er Jahren sowie im Jahre 2022 erfolgten umfassende Sanierungsarbeiten am Teichdamm sowie eine geringfügige Umgestaltung des historischen Bauwerkes.
Lage und Größe
Der Stadtweger Teich befindet sich auf einer Hochfläche nördlich von Clausthal-Zellerfeld. Er liegt direkt neben der Bundesstraße 241 inmitten einer von Bergwiesen und Wäldern dominierten Landschaft in einem sich nach Norden hin öffnenden östlichen Ausläufer des Spiegeltales.Der historische Bergbauteich ist auf Grund natürlicher Begebenheiten deutlich breiter als lang. Voll gefüllt betragen seine größten Ausdehnungen rund 400 Meter in der Breite und ca. 170 Meter in der Länge.
Das Dammbauwerk ist ungefähr zehn Meter hoch und in der Lage, hinter sich ein Gewässer mit einem maximalen Fassungsvermögen von annähernd 300.000 Kubikmetern anzustauen. Bei Vollstau liegt der Wasserspiegel rund 556 Meter über dem des Meeres und der Teich bedeckt in solch einem Fall eine Fläche von beinahe sechs Hektar.
Zu- und Abflüsse
Auf Grund des Baus des Zellerfelder Kunstgrabens im 17. Jahrhundert verfügte der Neue Stadtweger Teich von Beginn an nur über ein geringes natürliches Einzugsgebiet mit einer Ausdehnung von wenigen Hektar. Diese Flächen befinden sich im Osten, Süden und Westen des alten Bergbauteiches unterhalb des bei dortigem Vollstau rund sechs Meter oberhalb der Wasserfläche gelegenen Wassergrabens.Demzufolge steht für das von Menschenhand erschaffene Gewässer nur das unmittelbare lokale Wasserangebot zur Verfügung, weshalb er bis in unsere Tage hinein hauptsächlich aus Niederschlagswasser gespeist wird. Hinzu kommt überschüssiges Wasser aus eben jenem Zellerfelder Kunstgraben, womit es unter Berücksichtigung all dieser Quellen insgesamt möglich ist, den vorhandenen Stauraum bei Bedarf in absehbarer Zeit zu füllen.
Die bevorzugte Abgabe des kostbaren Nasses erfolgte in den Stadtweger Graben, welcher es über den Pissthaler Wasserlauf zu den Bergwerken bei Bockswiese leitete. Des Weiteren bestand die Möglichkeit, Wasser in den direkt unterhalb des Staudammes angrenzenden Brinkmühlenteich sowie über einen weiteren Wassergraben in den etwas nördlich davon gelegenen Mittelmühlenteich abzugeben. Von diesen beiden Mühlenteichen aus gelangte es nach der Nutzung anschließend in das Spiegeltal, wo es in den Spiegeltaler Teichen ein weiteres Mal gespeichert werden konnte.
In unseren Tagen wird das Wasser des Stadtweger Teiches üblicherweise nach der Passage eines historischen Grabenabschnitts ohne weitere größere Umwege in den Spiegelbach eingeleitet.
Baden
Ein oberflächlicher Beobachter könnte zunächst den Eindruck gewinnen, dass das große und weitläufige Gewässer sich gut als Badeteich eignen würde. Doch diese Einschätzung erweist sich bei näherer Betrachtung aus mehreren Gründen als Irrtum.Bedeutende Areale des Stadtweger Teiches und seiner Uferbereiche sind von der angrenzenden Bundesstraße aus sowie von den diversen Wanderwegen gut einsehbar, denn die landwirtschaftlich genutzten Bergwiesen rund um den Teich bieten keinerlei Sichtschutz. Manche Menschen wird dies nicht abschrecken, jedoch sollten diese genannten ufernahen Flächen ohnehin nicht betreten werden. Die artenreichen Wiesenflächen sind Teil eines Gebietes, in welchem die Natur bewahrt und möglichst wenig menschlichem Einfluß ausgesetzt werden soll. Im Interesse des Naturschutzes ist es daher angeraten, an heißen Sommertagen in einem der zahlreichen anderen umliegenden Bergbauteiche nach einer Abkühlung zu suchen.
Angeln
Im Wasser des Stadtweger Teiches tummeln sich verschiedene Arten von Salmoniden und Weißfischen, weshalb sich dieser bei Anglern einer gewissen Beliebtheit erfreut. Wenn Sie die entsprechenden Voraussetzungen erfüllen, können Sie hier als Gastangler tagsüber im Zeitraum von Mitte April bis Ende Oktober ihrem Hobby nachgehen. Bei Interesse wenden Sie sich an den zuständigen "Verein Nordharzer Sportfischer e.V.", auf dessen unterhalb des Textes verlinkten Webseite Sie weitergehende Informationen erhalten.Wandern
Im Umfeld des Stadtweger Teiches gibt es diverse zum Wandern geeignete Wege, jedoch führt direkt in Ufernähe kein Wanderweg um das historische Gewässer herum. Um den alten Bergbauteich zu umwandern, müssen Sie also etwas größere Umwege gehen - eine kleine Mühe, welche sich aber durchaus lohnen kann.Ein guter Startpunkt für eine Rundwanderung um den Stadtweger Teich befindet sich am nördlichen Siedlungsrand von Zellerfeld. Sie fahren dort in die Einfahrt zum Discountmarkt, wo es unweit der Bundesstraße einige Stellflächen für Pkws gibt.
Bereits wenige Meter jenseits dieser Parkfläche gelangen Sie an eine Weggabelung. Sie nehmen dort den nach rechts führenden Weg, welcher leicht bergab im Richtung Norden quer über die weitläufige Bergwiese führt. Nach etwa 350 Metern treffen Sie auf die Kreuzung mit dem Zellerfelder Kunstgraben. Von diesem Standort können Sie den Stadtweger Teich bereits gut erkennen.
Rund einhundert Meter von dieser Stelle entfernt befindet sich wiederum eine Weggabelung. Sie halten sich weiterhin rechts und folgen dem Uferverlauf des Teiches. Nach einer Wegstrecke von ungefähr 250 Metern erreichen Sie das westliche Ende des Teichdammes. Sie überqueren das Staubauwerk und stehen dann vor der Bundesstraße 241. Dort gibt es einige Stellflächen für Fahrzeuge, weshalb Sie alternativ diesen Platz ebenfalls als Start- und Endpunkt der Rundwanderung nutzen können.
Nun haben Sie die Möglichkeit, direkt neben der Straße etwa 200 Meter zu laufen und dann den Abzweig in den Wald auf der linken Seite zu nehmen. Besser ist es aber, geradeaus zu gehen und dann nach ca. 80 Metern dem Verlauf des Zellerfelder Kunstgrabens auf dem gleichnamigen WasserWanderWeg zu folgen. Dieser Weg führt Sie bis nahe an den Damm des Schröterbacher Teiches heran und anschließend oberhalb der Bundesstraße wieder in Richtung Zellerfeld.
Dort, wo der Kunstgraben diese Fernstraße unterquert, wechseln auch Sie die Straßenseite und gehen dann entlang des Grabens weiter bis zu der eingangs erwähnten Kreuzung des von Zellerfeld heranführenden Weges. Diesen gehen Sie nun bis zum Ausgangspunkt der Wanderung zurück.
Die gesamte beschriebene Strecke weist eine Länge von ein wenig mehr als fünf Kilometern und nur geringe Höhenunterschiede auf. Unterwegs ergeben sich zahlreiche malerische Ausblicke auf den Stadtweger Teich aus vielen unterschiedlichen Blickwinkeln. Sie treffen darüber hinaus auf verschiedene weitere Bauwerke, welche einst zur Energieversorgung der Bergwerke im Oberharz angelegt wurden. Beachten Sie außerdem, dass die beschriebene Route nicht barrierefrei ist.
Schutzstatus
Als Bestandteil des Kulturdenkmals "Oberharzer Wasserregal" steht der Stadtweger Teich auf Grund dieser Eigenschaft bereits seit dem Jahre 1978 unter Denkmalschutz. Im Juli 2010 erfolgte obendrein mitsamt zahlreichen anderen vorindustriellen Bauwerken der historischen Oberharzer Wasserwirtschaft seine Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes bei der UNESCO.Das künstliche Gewässer entwickelte sich darüber hinaus nach dem Ende der Bergbau-Ära zu einem Refugium für zahlreiche einheimische Tier- und Pflanzenarten. Daher gehört es in unseren Tagen zum FFH-Gebiet "Bergwiesen und Teiche bei Zellerfeld", dessen Ziele u.a. den Erhalt einer stabilen Population des Edelkrebses an diesem Ort enthalten.
Des Weiteren wird der vom Menschen geschaffene einstige Bergbauteich zur Stärkung der Teichbodenvegetation als sog. "Ökoteich" betrieben. In der Praxis bedeutet dass u.a., dass im Stadtweger Teich ungefähr alle zwei bis drei Jahre in den Sommermonaten planmäßig ein Absenken des Wasserspiegels erfolgt. Dabei simuliert man letztendlich die traditionelle Nutzung des Gewässers mit von Zeit zu Zeit trockenfallenden Uferbereichen, was im Laufe der Jahrhunderte einen speziellen Pflanzenbewuchs hervorbrachte.
Anreise
Die Anfahrt zum Stadtweger Teich erfolgt idealerweise über die Bundesstraße 241, welche sich stellenweise dem Ostufer auf lediglich ein dutzend Meter annähert. Diese Fernstraße folgt hier übrigens dem Verlauf der historischen "Alten Harzstraße", womit man davon ausgehen kann, dass der Anblick des malerischen Bergbauteiches schon vor Jahrhunderten Durchreisende in seinen Bann zog. Am Ostende des Teichdammes befinden sich - wie bereits im Abschnitt "Wandern" erwähnt - direkt am Straßenrand einige für Pkws nutzbare Stellflächen. Eine mögliche Wanderroute ist ebenda beschrieben.Sie können den historischen Bergbauteich auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. In der Siedlung Erbprinzentanne befindet sich etwa 300 Meter nördlich des Staudammes eine Bushaltestelle, welche sich als Ausgangs- bzw. Endpunkt einer Wanderung zum und um den Teich eignet.
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Weitere Informationen:
Clausthal-Zellerfeld
| Alte Bergbauteiche in und um Clausthal-Zellerfeld
| Übersichtskarte "Oberharzer Teiche"
| Der Stadtweger Graben
| Der Zellerfelder Kunstgraben
| Die Alte Harzstraße
| Teiche im Harz
| Das Oberharzer Wasserregal
Externe Links:
Webseite des Vereins Nordharzer Sportfischer e.V.
In der näheren Umgebung befinden sich:
Der Carler Teich
| Der Große Kellerhalsteich
| Hahnenklee
| Der Kiefhölzer Teich
| Der Obere Spiegeltaler Teich
| Die Okertalsperre
| Der Schröterbacher Teich
| Der Untere Kellerhalsteich
| Der Untere Spiegeltaler Teich
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