Der Mittlere Pfauenteich (Großer Pfauenteich)

Der Mittlere Pfauenteich bei Clausthal-Zellerfeld im Harz
Blick vom Damm des Oberen Pfauenteiches auf den Mittleren (Großen) Pfauenteich
Der von Wald- und Wiesenarealen umgebene Mittlere Pfauenteich gehört zu den ältesten noch heute aktiven Bergbauteichen im Oberharz. Er ist Teil einer eindrucksvollen vierstufigen Teichkaskade und der größte der drei östlich von Clausthal-Zellerfeld gelegenen Pfauenteiche. Aus diesem Grund trägt das historische Gewässer auch als Zweitnamen die Bezeichnung "Großer Pfauenteich".

Bau und Zweck

Der Mittlere bzw. Große Pfauenteich ist eine der ältesten wasserwirtschaftlichen Anlagen im Clausthaler Bergbaurevier. Genaue Angaben zum Zeitpunkt der Errichtung sind in unseren Tagen jedoch leider nicht mehr verfügbar. Ein erstes Staubauwerk an diesem Standort wurde möglicherweise bereits im Mittelalter angelegt. Sehr wahrscheinlich existierte der Damm aber spätestens zu Beginn des 16. Jahrhunderts.

Die Aufgabe des Mittleren Pfauenteiches war ab dieser Zeit die Versorgung der Bergwerke des Burgstätter Zuges mit "Kraftwasser" zum Antrieb der dort befindlichen Wasserräder.

Der Staudamm diente darüber hinaus als Aquädukt. Auf der luftseitigen Böschung des Teichdammes befindet sich noch heute ein noch gut erhaltenes Teilstück des Elisabether Grabens. Dieser ursprünglich 2150 Meter lange Wassergraben stellte einst eine Fortsetzung des Dammgrabens dar und verlief nach der Überquerung des Staudammes am Südufer des Unteren Pfauenteiches weiter bis zur Grube St. Elisabeth.

Lage und Größe

Ebenso wie die anderen beiden Pfauenteiche sowie der oberhalb von diesen befindliche Hirschler Teich staut auch der Mittlere Pfauenteich den südöstlich von Clausthal-Zellerfeld entspringenden Zellbach an. Jedoch ist der Oberlauf dieses Gebirgsbaches vollständig von der vierstufigen Teichkaskade überstaut und nicht mehr als solcher erkennbar. Dennoch wird der einst vom Menschen geschaffene alte Bergbauteich nicht zuletzt durch die sanften Hänge des Zellbachtales begrenzt.

Der rund 200 Meter lange Damm des Mittleren Pfauenteiches wurde im Laufe der Zeit mindestens zwei Mal auf heutige 9,50 Meter erhöht und später in neuer Bauweise modernisiert. Das maximale Stauvolumen des historischen Gewässers beträgt etwa 390.000 Kubikmeter und seine Wasseroberfläche liegt bei Vollstau etwa 573 Meter über dem Meeresspiegel. Der Teich ist in diesem Fall fast 400 Meter lang, ungefähr 300 Meter breit und bedeckt eine Fläche von ca. sechs Hektar.

Wenn der Mittlere Pfauenteich voll gefüllt ist, staut er den Teichdamm des Oberen Pfauenteiches mehrere Meter ein. Ihm selbst ergeht es jedoch in Bezug auf den Unteren Pfauenteich auch nicht anders, welcher seinerseits bei Vollstau den Dammfuß des Mittleren Pfauenteiches ungefähr vier Meter unter Wasser setzt. Aus diesem Grund wird der untere Teil des Mittleren Pfauenteichdammes auch durch ein massives Mauerwerk vor Beschädigungen durch Wellenschlag geschützt.

Zu- und Abflüsse

Der Speicherinhalt des Mittleren Pfauenteiches wird seit je aus verschiedenen Quellen gespeist. Ein Teil des Wassers stammt aus dem südlich und oberhalb angrenzenden Oberen Pfauenteich, wenn dieser randvoll gefüllt ist.

Der Feldgraben stellt einen weiteren bedeutenden Zufluß dar. Dieser etwa 2650 Meter lange Wassergraben sammelt das kostbare Naß von den weiter westlich gelegenen Hängen des Geländes, auf welchem sich heute die Technische Universität befindet. Auf diese Weise gelangt das Wasser, welches auf natürlichem Wege in den Unteren Pfauenteich oder in den Zellbach geflossen wäre, in den höhergelegenen Mittleren Pfauenteich, wo es einst für den Antrieb höher positionierter Wasserräder Verwendung finden konnte. Der Feldgraben ergießt sich südwestlich des Teichdammes in den Mittleren Pfauenteich, kann aber auch dem Elisabether Graben zugeführt werden.

In den Mittleren Pfauenteich floß einstmals überschüssiges Wasser aus dem Jägersbleeker Graben sowie dem Jägersbleeker Flutgraben, welches aus Kapazitätsgründen nicht in den Dorotheer Kehrradsgraben eingeleitet werden konnte. Gleichfalls gelangte nicht benötigtes Wasser aus eben jenem Dorotheer Kehrradsgraben in den Teich. Diese letztgenannte Zuflußmöglichkeit besteht bis in unsere Tage hinein.

Obendrein nahm und nimmt der Mittlere Pfauenteich geringe Mengen an Oberflächenwasser aus Niederschlägen und von den Hängen in unmittelbarer Nachbarschaft des Gewässers auf. Hierzu gehört auch bis heute mit Schadstoffen belastetes Sickerwasser aus dem Gelände des ehemaligen Werkes Tanne.

Als Besonderheit verfügt der Mittlere Pfauenteich über zwei Striegelhäuschen auf der Dammkrone. Neben dem Grundstriegel besitzt das Staubauwerk einen zweiten Abfluß für den oberen, etwa 4,50 Meter umfassenden Teil des Teiches. Dieses Wasser wurde einst in den Elisabether Graben eingeleitet, welcher am Südufer um den Unteren Pfauenteich herumführt.

Der Grundablass kann nur Wasser in den Unteren Pfauenteich abgeben. Allerdings kann der Mittlere Teich nur dann vollständig geleert werden, wenn in dem tiefer gelegenen Teich der Wasserspiegel um mindestens vier Meter abgesenkt wird.

Ein Damm im Teich

Der westlichste Teil des Mittleren Pfauenteiches wird vom übrigen Gewässer durch einen nachträglich aufgeschütteten Damm getrennt. Über dieses Dammbauwerk hinweg verlief einst eine "Stangenkunst", also ein Feldgestänge, welches von einem am Fuße des Dammes des Mittleren Pfauenteiches stehenden Kunstrad angetrieben wurde. Die auf diese aufwändige und verlustbehaftete Weise übertragenen Kräfte nutzten die Bergleute schließlich im nahen Schacht der Grube Dorothea.

In unseren Tagen führt der Wanderweg direkt über diesen Damm und somit durch den Mittleren Pfauenteich hindurch. Das westliche Reststück dieses Teiches besitzt keine Verbindung zum Hauptgewässer mehr und weist dadurch oft einen niedrigeren Wasserstand als dieses auf oder ist gelegentlich in wasserarmen Zeiten auch völlig trocken. Daher wird dieser Bereich des Gewässers von Uneingeweihten meist nicht sofort als Teil des Mittleren Pfauenteiches erkannt.

Schadstoffbelastung und Sanierung

Die Geschichte des Mittleren Pfauenteiches kann nicht erzählt werden, ohne das im Norden und Osten angrenzende ehemalige Werk Tanne zu erwähnen. In dieser Rüstungsfabrik stellten während der Zeit des sog. "Dritten Reiches" tausende meist nicht freiwillig dort anwesende Arbeiter in großen Mengen Munition in Form von Bomben und Granaten sowie den dafür benötigten Sprengstoff TNT her. Im Rahmen dieser Tätigkeit gelangten in einem schwer bezifferbaren Umfang giftige Abwässer sowohl geplant als auch unkontrolliert in den alten Bergbauteich. Mehrere teils sehr schwere Unfälle auf dem Werksgelände verseuchten dort den Boden nachhaltig, so dass bis zum heutigen Tag durch Oberflächenwasser toxische Substanzen in den Teich transportiert werden.

Die Betreiber der Sprengstofffabrik konnten die diversen Unregelmäßigkeiten auf dem Gelände nicht völlig geheim halten. Zumindest die gewaltige Explosion im Werk Tanne im Juni 1940 blieb der ortsansässigen Bevölkerung auf keinen Fall verborgen. Auch die Tatsache, dass Giftstoffe in die beiden tiefer gelegenen Pfauenteiche gelangt waren, sollte allgemein bekannt gewesen sein.

In Anbetracht dieser Umstände mag es verwunderlich klingen, doch in der Nachkriegszeit entwickelte sich der Mittlere Pfauenteich zu einem beliebten Bade- und Angelteich. Diese heute seltsam anmutende Freizeitnutzung hielt bis weit in die 1980er Jahre hinein an.

Erst ab dem Jahre 1987 wuchs allmählich das Problembewusstsein für die im Mittleren Pfauenteich befindlichen Neutralisationsschlämme aus der TNT-Produktion und den durch die diversen Betriebsunfälle verursachten Schadstoffeintrag. Damalige Untersuchungen ergaben zwar nur eine geringe Belastung des Wassers, dennoch erklärte das Forstamt als Eigentümer im Januar 1988 Teich und Uferzone zum Sperrgebiet und verhängte Verbote für das Baden und Angeln sowie für das Betreten des Uferbereiches.

In der Folgezeit wurden verschiedene Gutachten zu den Schlammablagerungen und deren Verseuchung mit Rückständen aus der Sprengstoffherstellung erstellt. Schnell wurde klar, dass die Sanierung des Mittleren Pfauenteiches zwar unabwendbar, aber nicht gerade billig werden würde. Die hohen Kosten schreckten die Verantwortlichen zunächst ab und man fand Gründe, den vorhandenen Zustand vorerst zu belassen. Erst nach der Jahrtausendwende entstanden konkrete Pläne zur Beseitung des giftigen Schlammes.

Im Jahre 2009 wurde eine technische Absenkung des Wasserstandes im Mittleren Pfauenteich notwendig. Man nutzte diesen Umstand für eine nochmalige Untersuchung der Schlammablagerungen. Dabei konnte eine geringe Belastung mit Schadstoffen aus der Sprengstoffproduktion nachgewiesen werden. Nicht zuletzt die stetigen Zuflüsse aus dem Bereich des ehemaligen Werks Tanne trugen zur weiteren Kontamination mit giftigen Substanzen bei.

In den Monaten April und Mai des Jahres 2012 erfolgte dann eine Ausbaggerung der vor allem im östlichsten Ausläufer des Teiches abgelagerten verseuchten Schlämme. Dabei konnten mehrere tausend Tonnen kontaminierter Teichboden entfernt und ein großer Teil davon auf eine Sondermülldeponie verbracht werden.

In der Folgezeit sank die im Mittleren Pfauenteich gemessene Schadstoffbelastung deutlich ab. Das Gewässer gilt seither als erfolgreich saniert. Ganz sicher scheinen sich die zuständigen Behörden und sonstigen Verantwortlichen aber nicht zu sein, denn die Bade-, Angel- und Betretungsverbote für das historische Bergbaugewässer sind weiterhin in Kraft.

Die Sanierung des Werks Tanne dauert seit Jahren an und macht unbestreitbar erhebliche Fortschritte. Vielleicht gelingt es eines Tages, den Zufluss von Giftstoffen aus diesem Areal in den Mittleren Pfauenteich endgültig zu stoppen.

Heutige Nutzung

In unseren Tagen dient der Mittlere Pfauenteich dem Hochwasserschutz. Aus diesem Grund ist er im Normalfall nie ganz voll gefüllt. Der Wasserspiegel liegt üblicherweise etwa einen Meter unter dem möglichen Höchststand.

Für jegliche Form einer aktiven Freizeitnutzung bleibt der historische Bergbauteich weiterhin tabu. Baden und Angeln sowie jeder sonstige Kontakt mit dem Gewässer sind nach wie vor verboten.

Schutzstatus

Der malerische Teich gehört zum aktiven Teil des Kulturdenkmals "Oberharzer Wasserregal" und steht daher bereits seit dem Jahre 1978 unter Denkmalschutz. Im Juli 2010 wurde er außerdem gemeinsam mit zahlreichen weiteren historischen wasserwirtschaftlichen Bauwerken in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen.

Wandern

Zum Mittleren Pfauenteich gelangen Sie nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad. In der unmittelbaren Umgebung gibt es keine Parkplätze. Die nächste Bushaltestelle befindet sich in der Altenauer Straße und liegt vom Teichdamm etwa einen Kilometer entfernt.

Eine gute Vorgehensweise, den Mittleren Pfauenteich zu erkunden, stellt eine Wanderung auf dem Wasserwanderweg "Hirschler Teich / Pfauenteiche" dar. Dank zahlreicher Infotafeln am Wegesrand können Sie dabei noch so manches interessante Hintergrundwissen zum Oberharzer Bergbau und seinen Stauteichen erwerben.

Eine Rundwanderung um den alten Bergbauteich ist nicht möglich, da sowohl das Nord- als auch das Ostufer für die Öffentlichkeit auf Grund der Schadstoffbelastung des dortigen Bodens nicht zugänglich sind.


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Weitere Informationen:
Clausthal-Zellerfeld | Teiche im Harz | Übersichtskarte "Oberharzer Teiche" | Das Oberharzer Wasserregal | Der Burgstätter Zug | Die Grube Caroline | Die Grube Dorothea | Der Elisabether Graben | Das Werk Tanne | Der Wasserwanderweg "Hirschler Teich - Pfauenteiche"

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