Das Werk Tanne

Das Werk Tanne
Gebäuderuine aus beinahe unvergänglichem Stahlbeton auf dem Gelände des Werkes Tanne
Östlich von Clausthal-Zellerfeld gibt es im Gebiet zwischen den Pfauenteichen und dem Fortuner Teich ein großräumiges abgesperrtes Areal. Der umgebende Stacheldrahtzaun reicht teilweise bis direkt an den Wanderweg heran. An manchen Stellen kann man vom Zaun aus massive, aus dem Waldboden ragende Ruinen von scheinbar für die Ewigkeit geplanten Bauwerken sehen.

Der hohe Zaun steht aber nicht ohne Grund im Wald. Während der Ära des "Dritten Reiches" befanden sich hier eine der größten deutschen Produktionsstätten des Sprengstoffes Trinitrotoluol (TNT) sowie bedeutende Abfüllanlagen für diverse Munition. Dieses unter dem Decknamen "Tanne" geführte Sprengstoffwerk wurde bereits in der Mitte der 1930er Jahre erbaut. Seine Inbetriebnahme erfolgte im Jahre 1939 wenige Monate vor Kriegsbeginn.

Bei der Herstellung von TNT fiel sehr viel giftiger Abfall in flüssiger Form an. Für diesen nutzte man kurzzeitig den Lange-Teich und den Polstertaler Teich als Zwischenspeicher. Das Fassungsvermögen dieser beiden alten Bergbauteiche reichte allerdings bei Weitem nicht aus. Daher wurden die toxischen Abwässer in das südwestliche Harzvorland geleitet und dort in den Untergrund verbracht. Bei einem Unfall flossen außerdem große Mengen der ätzenden Flüssigkeit in den Mittleren Pfauenteich. Dieser und der darunter liegende Untere Pfauenteich wurden dabei massiv kontaminiert.

Nach Kriegsende versuchten die Amerikaner, die Gebäude auf dem Gelände des Werkes Tanne zu sprengen. Dies erwies sich wegen deren massiver Bauweise aber als sehr schwierig. Daher entschloß sich die Besatzungsmacht dazu, die komplexen ober- und unterirdischen Anlagen weitestgehend zuzumauern und das gesamte Areal zum Sperrgebiet zu erklären.

Noch in unseren Tagen finden sich Rückstände aus der Sprengstoffherstellung im Grundwasser sowie in dem aus der Bergbauzeit stammenden unterirdischen Oberharzer Stollensystem. Auf dem einstigen Werksgelände lagern außerdem unbekannte Mengen an toxischen Abfällen. Der Untere und der Mittlere Pfauenteich wurden nach einer langjährigen starken Verschmutzung mit giftigen Chemikalien im Jahre 2012 saniert. Eine uneingeschränkte Nutzung dieser Gewässer ist aber bis heute nicht möglich.

In der jüngeren Vergangenheit erfolgten verschiedene Versuche, die verseuchten Böden im ehemaligen Werk Tanne zu sanieren. Auf Grund des gewaltigen Ausmaßes ist dies aber vermutlich eine Aufgabe für Generationen. Bis auf den heutigen Tag ist das Betreten des einstigen Werksgeländes verboten. Angesichts der gesundheitlichen Risiken sollten Sie daher schon aus eigenem Interesse nicht versuchen, die Absperrungen zu überwinden.


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Weitere Informationen:
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