Das Waldgebiet Heers

Im Waldgebiet Heers
Ein typischer sandiger Wanderweg im Heers mit unterschiedlich strukturiertem Baumbestand am Wegesrand.
Im nördlichen Harzvorland erstreckt sich in der uralten Kulturlandschaft nördlich von Blankenburg der Heers. Dieses ausgedehnte Waldgebiet ist schon seit vielen Jahrzehnten ein beliebtes Ausflugsziel vor allem für die Bewohner der umliegenden Orte. Der Name des Waldes leitet sich ab von einer früheren Heerstraße, welche einst die Städte Quedlinburg und Goslar miteinander verband und dabei diesen weitläufigen und dichten Baumbestand durchquerte.

Größe und Lage

Die größte West-Ost-Ausdehnung des Heers beträgt etwa 5,5 Kilometer, in Nord-Süd-Richtung sind es ungefähr 2,5 Kilometer. Im Westen wird das Waldareal vom Goldbach und der sich anschließenden Bundesstraße 81 begrenzt, im Osten reicht es fast bis an den Ortsrand von Börnecke heran. Nördlich des Heers erstreckt sich ein landwirtschaftlich genutztes Gebiet und im Süden verläuft die Autobahn 36. Das gesamte Gebiet bedeckt eine Fläche von etwa acht Quadratkilometern.

Der Wald im Heers

Im Heers finden Sie überwiegend sandige Böden und entsprechenden Kiefernbestand vor. Damit zeigt das Antlitz der dortigen Landschaft mehr Ähnlichkeit mit der fernen Mark Brandenburg als mit dem nahen Harz. Das unterstreicht aber ein weiteres Mal den Abwechslungsreichtum dieser Region.

Beim heutigen Baumbestand handelt es sich zu einem großen Teil um Plantagenwald. An vielen Stellen ist die künstlich angelegte Struktur gut sichtbar. Darüber hinaus gibt es aber auch zahlreichen natürlichen und ursprünglichen Waldbestand mit vielen verschiedenen Baumarten.

Naturschutz im Heers

Ein etwa 109 Hektar großes Areal steht im Südwesten des Heers als FFH-Gebiet unter besonderem Schutz. Hier entwickelte sich im Laufe der Zeit ein Refugium für zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten. Der Schutzstatus ähnelt dem eines Naturschutzgebietes, daher gilt auch hier ein entsprechendes Wegegebot. Es sollte nicht schwer fallen, sich an diese Vorgabe zu halten, denn bei der Vielzahl der Wege im Heers ist ein Verlassen derselben meist ohne jeglichen Vorteil.

Verkehrsinfrastruktur

Im Osten durchschneidet die Bahntrasse der Eisenbahnlinie Halberstadt - Blankenburg den Heers und trennt damit ein rund 100 Hektar großes Areal vom übrigen Waldgebiet ab. Abgesehen von diesem Bahngleis gibt es keine weitere Verkehrsinfrastruktur für den motorisierten Durchgangsverkehr. Befestigte Wege sind nur für die Land- und Forstwirtschaft freigegeben. Dadurch ist es im Wald meist sehr ruhig und die Tiere leben hier vergleichsweise ungestört.

Untertageverlagerung und militärisches Sperrgebiet

In den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges ließen die Nationalsozialisten im Süden des Heers von Zwangsarbeitern in den Felsen der "Kleinen Roßtrappe" die Untertageverlagerung "Turmalin" anlegen. Dort sollten Zubehörteile für den Einsatz in der "V2" sowie weiteres militärisches Gerät hergestellt werden. Das riesige Stollensystem verblieb aber weitestgehend im Rohbau und kam aus Gründen des Kriegsverlaufs nicht mehr für den gedachten Zweck zum Einsatz.

An diesem tief in den Bergen verborgenen Ort betreibt heute die Bundeswehr die größte unterirdische Apotheke der Welt. Das gesamte Areal rund um den Stollenkomplex ist aus diesem Grund militärisches Sperrgebiet und somit für Zivilisten nicht zugänglich. Am südöstlichen Waldrand finden Sie obendrein die Reste eines größeren Verladebahnhofs, welcher im Zusammenhang mit dem Stollensystem stand.

Die Sandhöhlen

Auf dem Gebiet des Heers befinden sich noch zahlreiche weitere künstliche Hohlräume im weichen Sandstein. Die Großen und die Kleinen Sandhöhlen sind dabei nur die bekanntesten von diesen. Das Areal der Großen Sandhöhlen war vermutlich in vorchristlicher Zeit ein Thingplatz der damaligen germanischen Bevölkerung dieser Region.

Die Großen Sandhöhlen sind heute gut ausgeschildert und längst kein Geheimtipp mehr. Fast im gesamten Gebiet des Heers finden sich entsprechende Hinweisschilder. Wenn auf diesen nicht die weniger bekannten Kleinen Sandhöhlen extra erwähnt werden, sind immer die "Großen" gemeint.

Historische Grenzsteine

Rund um das Regensteinmassiv schlängeln sich zahlreiche meist recht gut erhaltene historische Grenzsteine durch das Gebiet des Heers. Diese Markierungen aus Sandstein kennzeichnen den Verlauf der einstigen Grenze zwischen dem Königreich Preußen und dem Herzogtum Braunschweig. Einst waren es rund 320 dieser Steine, welche in abenteuerlich anmutenden Windungen den Geländekonturen folgten. Heute sind noch etwas mehr als einhundert Stück dieser Grenzmarkierungen vorhanden. Deutlich können Sie auf der einen Seite dieser Meisterwerke der Steinmetzkunst das "B" für Braunschweig sowie eine fortlaufende Nummerierung erkennen und auf der anderen Seite das "P" für Preußen sowie die Jahreszahl "1848".

Der Regenstein mit der bekannten Festung wurde im 17. Jahrhundert zu einer winzigen preußischen Enklave, welche vollständig von braunschweigischem Gebiet - also dem Landkreis Blankenburg - umgeben war. Das preußische Territorium umfasste im Wesentlichen nur diesen Höhenzug. Viele der Grenzmarkierungen folgen den heutigen Wegverläufen bzw. sind von den Wegen aus sichtbar.

Berge im Heers

Der Heers ist ein Waldgebiet mit einer Vielzahl kleinerer Berge und Anhöhen, bizarrer Sandsteinfelsen und teilweise sehr ausgeprägter Täler. Vor allem die weithin sichtbaren bizarren Felsformationen des Regensteins und der Kleinen Roßtrappe bestimmen das Landschaftsbild der Region entscheidend mit.

Auf dem Regenstein, welcher mit 294 Metern Höhe über dem Meer die höchste Erhebung im Heers darstellt, befinden sich die Reste der gleichnamigen Burg. Die angrenzende Kleine Roßtrappe befindet sich oberhalb der unterirdischen Apotheke im militärischen Sperrgebiet.

Der Große Rönneberg und der benachbarte Kleine Rönneberg sind mit dichtem Wald bedeckt und bilden den östlichen Abschluß des Waldareals. Ebenfalls bewaldet präsentiert sich der weglose Friedrichsberg im Nordosten des Heers westlich des Bahnhofs Börnecke. Im Westen erhebt sich der Große Papenberg mit seinen imposanten Sandsteinformationen und einer schönen Aussicht in Richtung Norden und Westen. Die Felsen nahe der Gelsterköpfe reichen im Süden fast bis an die A36 heran.

Des Weiteren gibt es im Heers noch zahlreiche weitere kleinere und meist namenlose Erhebungen und Felsgruppen. Unweit des Bahnhofs Börnecke ist dem Waldgebiet außerdem unmittelbar nördlich eine bewaldete Anhöhe mit dem Standort der ehemaligen Isenburg vorgelagert.

Wandern im Heers

Der Heers stellt mit seiner guten Erreichbarkeit und seinem Abwechslungsreichtum ein ideales Wandergebiet dar. Hier finden Sie eine Vielzahl an gut ausgebauten Wanderwegen mit einer großen Anzahl an Rastplätzen vor. Das Waldareal wartet obendrein mit unzähligen großen und kleinen Sehenswürdigkeiten auf, welche weiter unten noch näher beschrieben werden.

Doch auch ohne den Besuch der touristischen Highlights lohnt sich eine Wanderung im Heers zu jeder Jahreszeit. Dies gilt in besonderem Maße, wenn Sie auf der Suche nach Ruhe und Entspannung sind. Vor allem in den Bereich nördlich der Sandhöhlen verirren sich nur wenige Menschen.

Zahlreiche künstliche Geländestrukturen und Reste von Befestigungsanlagen mitten im Wald zeugen aber auch von der nicht immer so friedlichen Nutzung des Gebietes in der Vergangenheit. Leider fehlen vor Ort jegliche Hinweise auf den einstigen Zweck dieser Bauwerke. Vor allem die mächtigen Erdwälle und diverses seltsam geformtes Alteisen geben Rätsel auf.

Am südlichen Waldrand befindet sich unweit des Bundeswehrareals die Ausflugsgaststätte "Jogis Waldkneipe". Das kleine Gasthaus mit terrassenartiger Freifläche stellt vor allem in den Sommermonaten ein attraktives Wanderziel dar. Die "Waldkneipe" ist zudem vielerorts im Heers ausgeschildert und damit kaum zu verfehlen. Sie können aber auch mit dem Auto bis zu dieser Gaststätte fahren.

Alle Wege im Heers sind entweder unbefestige Wald- und sonstige Forstwege oder festere Schotterwege. Asphalt- bzw. Bitumenbelag oder Pflaster werden Sie hier nicht finden. Die Wege sind daher nicht barrierefrei und besonders nach ergiebigen Niederschlägen nicht überall leicht zu begehen.

Der Jakobsweg im Heers

Zu den wohl bekanntesten Pilgerwegen überhaupt gehört zweifellos der im spanischen Santiago de Compostela endende Jakobsweg. Eine Nebenroute dieses weitverzweigten Pilgerpfades führt auch ein kleines Stück durch den Heers. Wenn Sie also anstatt durch den Wald zu wandern lieber pilgern wollen, ist auch das hier möglich.

Der Jakobsweg folgt, von Langenstein kommend, dem Weg am Goldbach entlang über den Brockenstedter Mühlteich bis zum Waldrand. Er durchquert den nordwestlichen Teil des Heers und folgt dann dem Wanderweg am westlichen Waldrand bis zur Goldbachmühle. Durch das Birkental führt der Pilgerweg anschließend zum Kloster Michaelstein und von dort aus weiter in Richtung Westen. Auf diesem Wegabschnitt wechselt die Beschilderung zwischen hervorragend und verbesserungswürdig. Im Zweifelsfall folgen Sie einfach dem Hauptwanderweg.

Sehenswürdigkeiten im Heers

Neben den bereits erwähnten Sandhöhlen, dem Regenstein mit seiner berühmten Burgruine sowie den Bergen mit ihren Aussichtspunkten gibt es im Heers noch verschiedene weitere Sehenswürdigkeiten zu entdecken.

An Fuße des Regensteins befinden sich die Reste mehrerer befestigter Bastionen, welche einst das Vorfeld der Burg schützen sollten. Bei ihrer Errichtung wurde auch der umgebende Sandstein erheblich bearbeitet. Diese Spuren haben die eigentlichen Bauwerke überdauert und markieren deren Standorte wohl auch noch in fernerer Zukunft.

Sehenswert sind außerdem die Reste der Anlage der Regensteinmühle, deren rekonstruierte Wasserräder sowie der einstmals zu ihr hinführende Mühlgraben. Im Umfeld finden Sie zahlreiche Tafeln mit Erläuterungen rund um diese historischen Bauten.

Etwas versteckt im nordwestlichen Teil des Waldgebietes steht seit mehr als zweihundert Jahren der Pastorenstein. An diesem Ort starb an einem kalten Herbsttag des Jahres 1821 der Börnecker Pastor, welcher auf dem Rückweg aus Heimburg den Wald durchquerte. In der jüngeren Vergangenheit wurde an diesem Gedenkstein ein kleiner Rastplatz eingerichtet.

An die letzten Kriegstage des Jahres 1945 erinnert eine weitere kleine Gedenkstätte. Das Soldatengrab birgt die sterblichen Überreste eines jungen deutschen Soldaten. Es liegt direkt am Wegesrand im Nordwesten des Heers etwa auf halbem Weg zwischen dem Pastorenstein und dem Brockenstedter Mühlteich.

Viele der kleinen und großen Sehenswürdigkeiten im Heers sind gut ausgeschildert. Sie eignen sich gut als Ziel eines Spaziergangs. Vor Ort erhalten Sie außerdem stets mehr oder weniger umfangreiche Informationen zum jeweiligen Objekt.

Pilze sammeln im Heers

Ab dem Sommer - aber vor allem in den Herbstmonaten - sieht man besonders in niederschlagsreichen Jahren in den Wäldern des Heers zahlreiche Pilzsammler umherschweifen. Sie sind dann auf der Jagd nach Marone, Schirmpilz & Co. und legen diese Früchte des Waldes in großer Zahl in ihre Körbe hinein.

Anreise

Der Heers ist sowohl von Blankenburg als auch von Börnecke aus gut zu Fuß erreichbar. Am Westrand des Waldgebietes führt die bereits erwähnte Bundesstraße 81 vorüber. Entlang dieser Straße gibt es diverse kostenlose Parkmöglichkeiten. Des Weiteren liegen mehrere Anschlußstellen der Autobahn 36 nicht weit vom Waldrand entfernt. Wer möchte, kann sogar mit der Bahn in den Heers fahren. Der Bahnhof Börnecke befindet sich am nordöstlichen Rand des Waldareals.


Weitere Informationen:
Bilder aus dem Heers | Blankenburg | Börnecke | Der Goldbach | Die Burgruine Regenstein | Die Bastion Ludwigsburg | Der Große Papenberg | Der Grüne Hof | Der Pastorenstein | Die Regensteinmühle mit Wasserstollen und Mühlgraben | Die Sandhöhlen | Die größte unterirdische Apotheke der Welt | Die Untertageverlagerung "Turmalin" | Die Götter der Germanen | Wandern im Harz | Berge im Harzvorland | Der Jakobsweg im Harz

In der näheren Umgebung befinden sich:
Langenstein | Die Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge | Der Brockenstedter Mühlenteich | Der Hoppelberg | Die Isenburg (Burgstall) | Das Osterholz | Die Schwefelquelle | Der Tönnigsberg

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