Die Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge

Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge
Hinterm Stacheldrahtzaun: Ein Ort mit düsterer Vergangenheit
In einem abgelegenen Tal ca. drei Kilometer östlich von Langenstein befindet sich die Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge. An diesem Ort bestand von Juli 1944 bis April 1945 ein Konzentrationslager, welches seinen Namen u.a. von einem benachbarten kleinen Berg erhielt. Im Lager befanden sich insgesamt etwa 7.000 Gefangene aus 23 Nationen. Deren Hauptaufgabe bestand darin, in den nahegelegenen Thekenbergen ein unterirdisches Fabrikgelände zu erschaffen.
Die Geschichte des Arbeitslagers Langenstein-Zwieberge
Mit dem Verlust der Lufthoheit über ihrem Herrschaftsgebiet entwickelten die Nationalsozialisten im Jahre 1943 den Plan, kriegswichtige Produktionsanlagen unter die Erdoberfläche zu verlagern. Zu diesem Zweck entstanden im Folgejahr unzählige Baustellen, auf welchen überwiegend Zwangsarbeiter zum Einsatz kamen. Diese waren in Einrichtungen wie dem Arbeitslager Langenstein-Zwieberge untergebracht. Die dortigen Häftlinge sollten Arbeiten zur Errichtung einer unterirdischen Rüstungsfabrik in den Thekenbergen südlich von Halberstadt ausführen.

Unter heute kaum vorstellbaren Bedingungen wurden dabei gewaltige Leistungen vollbracht. In nur 11 Monaten trieben die Männer ein Stollensystem mit einer Gesamtlänge von ca. 13 Kilometern, einer Höhe von etwa 8 Metern und einer Fläche von rund 67.000 Quadratmetern in den Sandsteinfels hinein.

Trotz dieser unter einem hohen Blutzoll erbrachten Arbeiten konnte die untertägige Fabrik in den Thekenbergen auf Grund des Kriegsverlaufes nicht fertiggestellt werden. Lediglich ein geheimes Sonderkommando des Lagers Langenstein-Zwieberge soll an einem unbekannten Ort schon Flugzeug- und Raketenteile montiert haben.

Leben, Arbeiten und Sterben im Lager
Die harte und gefährliche Arbeit der Häftlinge ging einher mit einer immer unzureichender werdenden Kalorienzufuhr. Daher beherrschten von Beginn an Mangelernährung, Krankheiten, Unfälle und am Ende oftmals der Tod den Lageralltag. Hinzu kamen für die Gefangenen diverse Schikanen der Wachmannschaften.

Alle Häftlinge waren in unbeheizten hölzernen Baracken untergebracht. Nur wenige der Gefangenen verfügten über ein eigenes Bett. Üblicherweise teilten sie sich eine Bettstelle meist im Schichtwechsel mit einem anderen Häftling. Auf einer Grundfläche von 600 Quadratmetern wurden in diesen Behausungen bis zu 400 Menschen zusammengepfercht.

Die völlig unzureichenden Sanitäranlagen befanden sich außerhalb der Schlafbaracken. Wie überall im Lager gab es auch hier keinerlei Privatsphäre. Die mangelnde Hygiene ermöglichte die rasche Ausbreitung von Krankheiten wie Typhus und Ruhr.

All diese Umstände erforderten einen hohen Preis für die Schaffung der Stollen in den benachbarten Thekenbergen. Nach offiziellen Angaben der Lagerverwaltung kamen bei den Arbeiten 1875 Menschen ums Leben. Die wahre Anzahl dürfte aber noch deutlich darüber liegen, da in den Wirren der letzten Kriegstage die Buchführung vermutlich nicht mehr zuverlässig und vollständig war und auch die Gefangenen unerwähnt blieben, welche später an den durch die körperlichen Tätigkeiten und den Lageraufenthalt entstandenen gesundheitlichen Schäden starben.

Am 9. April wurde das Konzentrationslager geräumt, wobei der größte - d.h. der gehfähige - Teil der Häftlinge mit den Wachmannschaften gen Osten marschierte. Im Verlauf dieser auch als "Todesmarsch" bezeichneten Absetzbewegung ließen ebenfalls sehr viele der Gefangenen ihr Leben. Nach neuesten Angaben sind im Zusammenhang mit dem Lager Langenstein-Zwieberge insgesamt etwa 4.400 Menschen direkt und eine unbekannte Anzahl an den Folgeerscheinungen gestorben.

Die Geschichte der Gedenkstätte
Im September des Jahres 1949 entstanden auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers eine Gedenkstätte und ein Mahnmal. Das dazugehörige und um die Jahrtausendwende modernisierte Museum eröffnete im Jahre 1976. Diese Erinnerungsstätten erzählen heute der Nachwelt die Geschichte der Häftlinge, welche hier einst leben, arbeiten und sterben mußten. Im Laufe der Jahrzehnte wurde der Umfang der Gedenkstätte mehrfach erweitert und bestehende Objekte saniert.
Der Besuch der Gedenkstätte
Das historische Areal ist in unseren Tagen zu jeder Zeit frei zugänglich. Ein mehrfach gegliederter Rundweg führt um eine große zentrale Freifläche herum. Dabei können Sie je nach gewählter Route diverse historische Orte innerhalb des einstigen Lagerkomplexes besichtigen. Einige der Wege sind bedingt barrierefrei, viele Stellen jedoch für Rollstuhlfahrer ohne Hilfe nicht erreichbar.

Bedeutende Punkte auf dem Gelände der Gedenkstätte sind die Stele "Vernichtung durch Arbeit" am Eingang, zwei Mahnmale auf dem Gelände der einstigen Massengräber, die Teilrekonstruktion einer Häftlingsbaracke aus originalen Teilen, die Todeskiefer als Hinrichtungsort von geflohenen Gefangenen des Arbeitslagers sowie zahlreiche Ruinen der verschiedensten anderen Gebäude auf dem Lagerareal - von der Sanitärbaracke über die Krankenstation bis zum Küchentrakt. Für den Besuch des Freigeländes sollten Sie an Zeit mindestens eine Stunde einplanen.

Neben dem Parkplatz befindet sich ein Flachbau mit Verwaltungsräumen und einer Dauerausstellung. Diese ist im Sommerhalbjahr von Dienstag bis Freitag von 9 Uhr bis 15:30 Uhr geöffnet und im Zeitraum von April bis Oktober an jedem letzten Wochenende im Monat von 14 bis 17 Uhr. Für Gruppen können nach vorheriger Anmeldung abweichende Termine vereinbart werden.

Im Rahmen einer Führung haben Sie außerdem von April bis Oktober an jedem letzten Wochenende im Monat die Möglichkeit, ein Teilstück des erwähnten Stollensystems in den Thekenbergen zu besichtigen. Hierfür ist eine Voranmeldung unbedingt erforderlich.

Ihre Anreise
Die Anfahrt zur Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge geschieht am besten mit dem Pkw oder einem vergleichbaren Fahrzeug. Sie durchqueren den Ort Langenstein und folgen dabei der Beschilderung. Am Ende der öffentlichen Straße befindet sich unweit des Eingangs ein großer kostenfreier Parkplatz.


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Weitere Informationen:
Bilder von der Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge | Die Gedenkstätte Mittelbau-Dora | Die größte unterirdische Apotheke der Welt | Die Untertageverlagerung "Makrele I"

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