Die Untertageverlagerung "Makrele I"
In dem weichen Material gibt es unzählige kleine und größere Hohlräume. Praktisch alle diese Höhlen sind ein Werk des Menschen. Viele entstanden aus unterschiedlichen Gründen bereits in frühgeschichtlicher Zeit oder während des Mittelalters.
Die Sandsteinhöhlen wurden auch in der jüngeren Vergangenheit von den Menschen vor Ort für die verschiedensten Zwecke genutzt. Einige der Höhlen erlangten in der Spätphase des Zweiten Weltkrieges eine besondere Bedeutung.
Damals beschlossen die Machthaber des "Dritten Reiches", kriegswichtige Produktionsanlagen bombensicher unter die Erdoberfläche zu verlagern. Die Höhlen in den Bergen bei Halberstadt schienen für diesen Zweck wie geschaffen.
So verwundert es kaum, dass sie bald in das Blickfeld der Rüstungsindustrie gelangten. Besonders die Dessauer Junkerswerke zeigten frühzeitig Interesse an den stadtnahen Hohlräumen im Berg.
Bereits im Herbst des Jahres 1943 - also noch deutlich vor Beginn der fieberhaft anmutenden Bemühungen zu den zahlreichen Untertage-Verlagerung - hatte dieser Flugzeugbauer auf fünf Höhlen im Westen der Klusberge ein Auge geworfen. Diese Hohlräume in den Steilwänden eines ehemaligen Steinbruchs nahe der Ausflugsgaststätte "Felsenkeller" wurden seinerzeit als Kartoffellager sowie für die Champignonzucht genutzt.
Junkers hatte hier Großes vor. Die vorhandenen Höhlen dienten dabei lediglich als Ausgangsbasis für ein riesiges neu zu schaffendes Areal im Fels. Ein unterirdisches Werk zur Produktion von Tragflächen und anderen Teilen für die Ju 88 sollte in einem komplexen Stollensystem mit einer Nutzfläche von etwa 5.000 Quadratmetern entstehen. Der Tarnname dieses Flugzeugwerkes in den Klusbergen lautete zunächst "Granit" und ab Herbst 1944 "Makrele I". Damit entsprach der Stollenkomplex dem damals gängigen Muster bei der Vergabe derartiger verschleiernder Bezeichnungen.
Die bisherigen Pächter der Höhlen mussten das Areal umgehend räumen und der geplanten Rüstungsfabrik Platz machen. Ausführende Arbeiter des Stollenvortriebs waren hauptsächlich Zwangsarbeiter aus dem nahegelegenen Konzentrationslager Langenstein-Zwieberge. Zum Einsatz kamen dabei zu einem großen Teil französische Kriegsgefangene.
Die Untertageverlagerung "Makrele I" sollte um eine ebenfalls von den Junkerswerken genutzte Anlage "Makrele II" ergänzt und später untertägig mit dieser verbunden werden. Diese Pläne konnte man aber auf Grund des Kriegsverlaufes nicht mehr vollständig verwirklichen. Dennoch zogen in das im Bau befindliche unterirdische Areal etwa ab August 1944 die ersten Produktionsanlagen für Flugzeugteile ein, was den weiteren Stollenvortrieb erheblich erschwerte.
In den letzten Kriegstagen dienten die Stollen der Untertageverlagerung "Makrele I" als Lazarett und Unterkunft für die nach dem Bombenangriff auf Halberstadt am 8. April 1945 obdachlos gewordene Zivilbevölkerung. Bis zu 3.000 Menschen sollen sich hier an diesen Tagen aufgehalten haben. Erst mit der Ankunft der amerikanischen Truppen am 11. April endeten die Arbeiten in den unterirdischen Räumen.
Bei den Produktionsanlagen in der U-Verlagerung "Makrele I" handelte es sich nicht um Hochtechnologie, weshalb die Amerikaner wenig Interesse an dieser Rüstungsfabrik zeigten. Die Maschinen wurden später auf Veranlassung der Roten Armee demontiert und als Reparationsleistung in die Sowjetunion abtransportiert. Anschließend sprengte man alle drei Zugänge zu dem unterirdischen Areal.
In unseren Tagen sind noch zahlreiche Reste vom Mauerwerk der Außenanlagen sowie diverse kleinere Hohlräume im Sandstein vorhanden. Die Bauwerke weisen zum Teil erhebliche Schäden auf und bergen die Gefahr eines Absturzes in die Tiefe. Sie sollten daher einen gewissen Sicherheitsabstand zu diesen Objekten einhalten. Ebenso ist ein Betreten der gesprengten Stollen aus Sicherheitsgründen nicht zu empfehlen. Der heutige Zustand der hinter den verbrochenen Abschnitten befindlichen Areale ist unbekannt.
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Weitere Informationen:
Bilder von der Untertage-Verlagerung "Makrele 1"
| Halberstadt
| Die Klusberge
| Die Untertage-Verlagerung "Makrele II"
| Untertage-Verlagerungen und andere Geheimprojekte im Harz
| Die Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge
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