Der Obere Nassenwieser Teich

Der Obere Nassenwieser Teich - auch "Oberer Nassewieser Teich" genannt - ist ein historischer Stauteich im Oberharz. Er gehört zu einem komplexen vorindustriellen wasserwirtschaftlichen Verbundsystem und befindet sich am Nordwesthang des Kehrzugmassivs etwa zwei Kilometer nordöstlich von Buntenbock. Seinen Namen verdankt das künstliche Gewässer seinem Standort auf einem ursprünglich sumpfigen und unwegsamen Areal am Oberlauf der Innerste.

Bau und Zweck

Der Damm des besonders hoch gelegenen Oberen Nassenwieser Teiches wurde um das Jahr 1670 nach alter Teichbauweise errichtet. Das Gewässer war auf Grund seiner Höhenlage für die Bergwerke rund um Clausthal von großer Bedeutung. Aus ihm konnte das Wasser in zwei verschiedene Bergbaureviere geleitet werden. Bei diesen handelte es sich einerseits um den sehr ertragreichen "Burgstätter Zug" östlich von Clausthal und andererseits um den ebenfalls sehr ergiebigen und weiter westwärts gelegenen "Rosenhöfer Zug".

Lage und Größe

Der ursprüngliche Damm des etwa 2,5 Kilometer südöstlich des Marktplatzes von Clausthal gelegenen Oberen Nassenwieser Teiches war deutlich niedriger und somit auch kürzer als in unseren Tagen. Um seine heutige Höhe von rund 6,50 Meter und die Länge von ca. 220 Meter zu erreichen, musste der Teichdamm von den Bergleuten mindestens einmal erhöht werden. Dabei erfolgte auch eine Modernisierung des Staubauwerkes hin zur neuen Bauweise.

Hinter dem Dammbauwerk staut sich heute das Wasser der Innerste sowie einiger weiterer kleinerer Zuflüsse in einem ungefähr vier Hektar großen Gewässer an. Für den bedeutenden Harzfluß Innerste stellt der Obere Nassenwieser Teich bereits die zweite Staustufe dar. Bei vollem Wasserstand ist der im Normalfall als Überlaufteich betriebene Obere Nassenwieser Teich bis zu 330 Meter lang und maximal 210 Meter breit. Sein maximales Fassungsvermögen beträgt dabei rund 132.000 Kubikmeter und sein Wasserspiegel liegt 584,60 Meter über dem des Meeres.

Im Unterschied zu vielen anderen historischen Stauteichen im Oberharz kann der Wasserstand auf Grund der jahreszeitlich bedingten unregelmäßigen Zufuhr um bis zu einen Meter schwanken. Daher wird das vom Menschen geschaffene Gewässer in unseren Tagen auch mit zu den sog. Ökoteichen gezählt.

Wassertransport zu den Bergwerken

Die bereits erwähnte Dammerhöhung war seinerzeit notwendig geworden, um das Wasser des Oberen Nassenwieser Teiches auch dem östlich von Clausthal gelegenen Unteren Pfauenteich zuführen und somit den dortigen ergiebigen Erzgruben zur Verfügung stellen zu können. Zu diesem Zweck ließ sich aber nur die obere, rund 3,20 Meter starke Lamelle nutzen, welche man fortan als "oberen Fall" bezeichnete. Das Wasser aus dem unteren Teil des Teiches konnte in den talwärts gelegenen Unteren Nassenwieser Teich geleitet werden. Von dort floß es über den Oberen Rosenhöfer Kunstgraben weiter zu den Bergwerken des Rosenhöfer Reviers.

Der Transport des Wassers vom Oberen Nassenwieser Teich zu den Erzgruben des Burgstätter Reviers erfolgte über den Nassenwieser Graben und diverse weitere Wasserleitungen. Das kostbare Naß floß so über den Nassenwieser Wasserlauf und den Prinz Waliser Wasserlauf in den Johann Friedricher Wasserlauf. Von diesem Wasserstollen aus konnte es entweder in den Johann Friedrich Teich geleitet und dort zwischengespeichert oder in den Dorotheer Kehrradsgraben eingespeist werden.

Etwa auf halber Höhe des Dammes verlief luftseitig der Untere Kehrzuggraben, dessen Reste noch heute gut erkennbar sind. Dieser Wassergraben sammelte das kostbare Naß vom Hang des Kehrzugmassivs und transportierte es über den als Äquadukt dienenden Teichdamm von der östlichen auf die westliche Seite. Anschließend führte er das Wasser mit Hilfe der bereits genannten Wassertransporteinrichtungen dem Burgstätter Revier bzw. dem Unteren Pfauenteich zu.

Baden

In unseren Tagen ist die Bergbau-Ära nur noch ferne Geschichte. Der Obere Nassenwieser Teich ist zwar noch voll funktionstüchtig, doch hat er seine ursprüngliche Aufgabe längst verloren. Die Nutzung durch den Menschen wandelte sich daher deutlich. An heißen Sommertagen ist hier z.B. ein Baden zwar grundsätzlich möglich, doch aus Naturschutzgründen sollten Sie es dennoch besser nicht tun. Im näheren Umfeld gibt es zudem sehr viele für eine sommerliche Erfrischung vorteilhaftere Gewässer.

Angeln

Wenn Sie über eine entsprechende Berechtigung verfügen, dürfen Sie im Oberen Nassenwieser Teich tagsüber von April bis Mitte Oktober auch angeln. In dem reinen Salmonidengewässer tummeln sich vor allem Bachforellen. Der zuständige Angelverein ist der Klub Braunschweiger Fischer e.V., auf dessen Webseite Sie weitere Informationen erhalten und sich nach den Bedingungen für eine Gastkarte erkundigen können.

Schutzstatus

Der Obere Nassenwieser Teich zählt zu den aktiven Anlagen des Kulturdenkmals "Oberharzer Wasserregal" und steht seit 1978 unter Denkmalschutz. Im Jahre 2010 nahm ihn die UNESCO gemeinsam mit den anderen Anlagen der historischen Oberharzer Wasserwirtschaft in ihre Weltkulturerbeliste auf. Die Tier- und Pflanzenwelt im Teich und im Uferbereich wird durch seine Zugehörigkeit zum FFH-Gebiet "Oberharzer Teichgebiet" ebenfalls besonders geschützt.

Wandern

Der Obere Nassenwieser Teich stellt vor allem für montanhistorisch Interessierte ein attraktives Wanderziel dar. Rund um den Staudamm können Sie dem nur wenige hundert Meter langen Wasserwanderweg "Oberer Nassenwieser Teich" folgen. Zahlreiche Infotafeln erläutern die Funktion und das Zusammenspiel der einzelnen einst für Bergbauzwecke geschaffenen wasserwirtschaftlichen Anlagen.

Als Ausgangspunkt für eine Wanderung zum Oberen Nassenwieser Teich eignet sich gut der Parkplatz am Entensumpf an der Bundesstraße 242. Nicht weit entfernt von diesem Ort gibt es auch eine Bushaltestelle. Weitere mögliche Startpunkte sind der Campingplatz am Pixhaier Teich sowie der Ort Buntenbock.

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Externe Links:
Die Webseite des Anglervereins "Klub Braunschweiger Fischer e.V."

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