Der Eulenspiegler Teich

Der Eulenspiegler Teich
Blick über den Eulenspiegler Teich
Der Eulenspiegler Teich ist ein im 16. Jahrhundert für Bergbauzwecke angelegtes Staugewässer im Oberharz. Er befindet sich am westlichen Siedlungsrand von Clausthal-Zellerfeld zwischen den beiden Stadtteilen Clausthal und Zellerfeld und gehört zu einem komplexen vorindustriellen wasserwirtschaftlichen Verbundsystem.

Das künstliche Gewässer unterscheidet sich optisch deutlich von den zahlreichen anderen historischen Bergbauteichen der Region. Seine Wasseroberfläche ist zu einem erheblichen Teil mit Schwimmpflanzen bedeckt, hinzu kommt ein außergewöhnlich dichter Schilfbestand im Uferbereich. Die Gewässergrenzen sind aus diesem Grund an vielen Stellen kaum zu erkennen.

Der Eulenspiegler Teich entwickelte sich nach dem Ende der Bergbaunutzung von einem Wirtschaftsobjekt zu einem wertvollen Biotop. Heute stellt das historische Wasserreservoir ein Refugium für viele einheimische Tier- und Pflanzenarten dar.

Bau und Zweck

Die genauen Daten des Bauzeitpunktes verlieren sich wie so oft auch beim Eulenspiegler Teich im Nebel der Geschichte. Das aus dem vor Ort vorgefundenen Material bestehende Dammbauwerk wurde wohl in der Zeit um das Jahr 1540 aufgeschüttet. Damit gehört der Eulenspiegler Teich zu den ältesten heute noch erhaltenen Bergbauteichen in und um Clausthal-Zellerfeld.

Der Name des vom Menschen geschaffenen Gewässers deutet auf Merkwürdigkeiten im Zusammenhang mit seiner Entstehung hin. Auf Zellerfelder und damit Wolfenbüttler Gebiet nahe der Grenze zum Fürstentum Grubenhagen gelegen kam es dabei der Legende nach zu Mißverständnissen bzw. Ungereimtheiten. Daraus folgt, dass das Anstauen des Zellbaches an dieser Stelle vermutlich nicht gänzlich im gegenseitigen Einvernehmen geschah. All diese Aussagen und Herleitungen sind jedoch spekulativ und nicht bis ins letzte durch erhalten gebliebene zeitgenössische schriftliche Überlieferungen eindeutig belegbar.

Die Aufgabe des Eulenspiegler Teiches war die Versorgung zahlreicher kleinerer Silberbergwerke im Bereich des Zellerfelder Gangzuges mit dem für die dortigen Kunst- und Kehrräder notwendigen Aufschlagwasser. Zu den größeren dieser silberhaltiges Erz abbauenden Minen gehörte u.a. die wenige hundert Meter nordwestlich des Teiches unweit des Ringer Zechenhauses gelegene Grube "Weißer Schwan". Außerdem speicherte der Eulenspiegler Teich Wasser für das benachbarte Bergwerk mit dem klangvollen und für den Oberharz seltsam anmutenden Namen "Rheinischer Wein". Diese beiden genannten bedeutenden Silbergruben nahmen aber erst Jahrzehnte nach dem Bau des Teiches ihre Arbeit auf und können daher nicht ursächlicher Anlaß für die Errichtung des Dammes gewesen sein.

Lage und Größe

Der Eulenspiegler Teich befindet sich relativ zentral in der einzigen Harzer Universitätsstadt am südwestlichen Siedlungsrand des Ortsteils Zellerfeld. Er liegt eingebettet in eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft, deren Antlitz erheblich durch menschliche Tätigkeiten beeinflusst wurde. Der alte Bergbauteich wird hauptsächlich umgeben von Dämmen, Gebäuden und Sumpfarealen sowie unzähligen Bergbaurelikten. Das historische Gewässer erstreckt sich direkt nördlich des Zellbaches, welcher an dieser Stelle schon seit sehr langer Zeit nicht mehr in seinem natürlichen Flußbett fließt, sondern einem vom Menschen bestimmten Verlauf folgt.

Das von Menschenhand erschaffene malerische Bergbaugewässer hat eine längliche Grundfläche und verläuft von Nordwesten nach Südosten. Es misst in der Länge etwa 350 Meter und in der Breite maximal 100 Meter. Bei Vollstau befinden sich im Eulenspiegler Teich rund 56.000 Kubikmeter Wasser. Die Wasseroberfläche erstreckt sich in diesem Fall auf einem Areal von etwas mehr als drei Hektar und liegt 528,70 Meter über dem Meeresspiegel.

Mit dem bloßen Auge lassen sich vor Ort die Ausmaße des historischen Gewässers nur bedingt ausmachen. Der genaue Uferverlauf ist auf Grund der üppigen Vegetation an vielen Stellen nicht sichtbar. An der Stauwurzel des alten Bergbauteiches im Südosten sind obendrein deutliche Zeichen einer beginnenden Verlandung erkennbar.

Zu- und Abflüsse

Nahezu alles Wasser im Eulenspiegler Teich stammt aus dem Zellbach, welcher im Osten über einen Abzweig zu einem gewissen Anteil in das alte Bergbaugewässer eingeleitet wird. Das sonstige Einzugsgebiet ist minimal und auf die Teichfläche selbst sowie die ufernahen Bereiche im Norden und Osten beschränkt.

Nördlich und oberhalb des Eulenspiegler Teiches befand sich einst ein Mühlgraben, welchen ebenfalls der Zellbach speiste. Aus diesem Graben konnte bei Bedarf Wasser in den Bergbauteich abgegeben werden.

Südlich des Hauptdammes gibt es einen Überlauf, über welchen bei Vollstau überschüssiges Wasser wieder in den Zellbach abgegeben werden kann. Da der Eulenspiegler Teich permanent als Überlaufteich betrieben wird, fließt das Wasser üblicherweise dort und nicht über die Ablaßvorrichtung im eigentlichen Teichdamm ab.

Baden

Im Harz warten auf Sie viele zur sommerlichen Abkühlung gut geeignete Teiche und zahlreiche weitere, wo dies ebenfalls mit mehr oder weniger großen Einschränkungen möglich ist. Jedoch im Eulenspiegler Teich baden zu wollen stellt wirklich nicht die beste Idee dar, welche man haben kann. Zwar ist das uralte Gewässer vom Clausthal-Zellerfelder Stadtgebiet sehr gut zu erreichen, aber auf Grund der örtlichen Gegebenheiten bereitet der Sprung ins kühle Naß hier nur wenig Freude. Sowohl die mit Schilf und anderer Vegetation bestandene Uferzone als auch die sich anschließenden Bereiche der Wasseroberfläche sind beinahe lückenlos mit Schwimmpflanzen bedeckt. Zum Baden ist das historische Gewässer also weniger geeignet, dafür aber nahezu ideal für all diejenigen, welche nur einfach so am Wasser sitzen und entspannen wollen.

Angeln

Der Eulenspiegler Teich ist ein beliebter und leicht zu erreichender Angelteich. Dennoch wird das Angeln hier zur Herausforderung, denn den Uferbereich dominieren die bereits erwähnten schwimmenden Wasserpflanzen. Selbst in den zentralen Teilen des Gewässers treffen Sie auf unzählige Seerosen und vergleichbare Vegetation.

Für die im Eulenspiegler Teich lebenden Karpfen, Hechte, Schleie und Rotfedern stellen diese Pflanzen einen willkommenen Schutz dar. Sie bieten sowohl eine zusätzliche Versteckmöglichkeit und bewirken auch das Vergraulen so manches Anglers. Damit dienen die Schwimmpflanzen letztendlich der Vermeidung einer übermäßigen Befischung des alten Bergbauteiches. Wohl nicht zuletzt aus diesem Grund tummeln sich im kühlen Naß zahlreiche kapitale Karpfen und Hechte.

Wenn Sie sich von all den genannten Schwierigkeiten nicht abschrecken lassen, dann könnten Sie über den Erwerb der "Angelkarte Oberharzer Teiche" nachdenken. Diese wird als Tages- und als Dreitageskarte angeboten und beinhaltet insgesamt 39 Oberharzer Teiche. Das gewünschte Gewässer muss von Ihnen im Voraus festgelegt werden. Bei Interesse wenden Sie sich an die Angler Interessengemeinschaft Preussag e.V., den entsprechenden Link zur Webseite finden Sie unterhalb des Textes.

Wandern

Das Areal im Umfeld des alten Bergbauteiches eignet sich gut als Start- oder Zielpunkt einer kleineren oder auch größeren Wanderung. Rund um den Eulenspiegler Teich führt außerdem ein abwechlungsreicher Rundwanderweg herum. Dieser ist etwas mehr als einen Kilometer lang und eignet sich ebenso gut für einen gemütlichen Spaziergang. Südlich des Teiches folgt der Wanderweg ein Stück weit dem einstigen Verlauf des Gleises der Innerstetalbahn. Als Ausgangspunkt für die eindrucksvolle Tour bietet sich der Parkplatz am "Alten Bahnhof" an. Diese Strecke ist barrierearm, aber dennoch nicht völlig frei von Hindernissen.

Dank seiner zentralen Lage in Clausthal-Zellerfeld können Sie das historische Staugewässer von vielen Punkten im Stadtgebiet auch zu Fuß erreichen. Je nach Ausgangsstandort läßt sich der Weg zum Teich gut zu einer Rundtour mit diversen weiteren Attraktionen kombinieren. Die Entfernung beträgt von der Zellerfelder Kirche ungefähr 500 Meter zu Fuß und vom Marktplatz in Clausthal sind etwa 1500 Meter zu bewältigen.

Das idyllisch gelegene Gewässer stellt obendrein ein ideales Etappenziel auf einer längeren Wanderroute dar. Die individuellen Variationen sind dabei sehr vielfältig und die folgenden Anregungen stellen daher lediglich einen kleinen Ausschnitt dar.

Vom Eulenspiegler Teich können Sie z.B. weiter gehen zur Bremer Höhe und bis zum Ottiliaeschacht. Auf dem Weg zu dieser montanhistorischen Sehenswürdigkeit treffen Sie auf eine Vielzahl an weiteren Relikten aus der Bergbau-Ära. Über den "Reinhard-Roseneck-Weg" geht es danach wieder zurück in Richtung Stadt.

In der entgegengesetzten Richtung haben Sie die Möglichkeit, über die Straßen "An der Treuerhalde" und die "Marktstraße" zum Carler Teich zu laufen und anschließend weiter zu den Zechenteichen. Wer eine noch längere Strecke gehen möchte, wendet sich dort nach Norden zum Zellerfelder Kunstgraben oder wandert nach Südwesten durch den Wald zu den rund zwei Kilometer entfernten Einersberger Teichen.

Schutzstatus

Der Eulenspiegler Teich steht seit dem Jahre 1978 als aktiver Teil des Kulturdenkmals "Oberharzer Wasserregal" unter Denkmalschutz. Mitsamt zahlreichen weiteren einst für Bergbauzwecke errichteten Bauwerken der historischen Oberharzer Wasserwirtschaft fand er im Juli 2010 obendrein Aufnahme in die Weltkulturerbeliste der UNESCO.

Anreise

Wie bereits erwähnt, können Sie den alten Bergbauteich vom Stadtgebiet aus in den meisten Fällen gut zu Fuß erreichen. Wenn Sie aus größerer Entfernung mit dem eigenen Fahrzeug anreisen, empfiehlt sich als erster Anlaufpunkt der Parkplatz neben dem ehemaligen Bahnhofsgebäude der Innerstetalbahn. Dieses Areal zwischen den beiden Ortsteilen Clausthal und Zellerfeld wird treffend als "Alter Bahnhof" bezeichnet und bietet genug Stellfläche für ungefähr zwei dutzend Pkws. Von dort gehen Sie in Richtung Westen und sehen nach wenigen hundert Metern Fußweg den Eulenspiegler Teich.

Am "Alten Bahnhof" befindet sich außerdem eine Bushaltestelle, so dass Sie prinzipiell auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen können. Nähere Informationen zu den Ankunfts- und Abfahrzeiten erhalten Sie auf der unten verlinkten Webseite der "Harzbus GbR".


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Weitere Informationen:
Bilder vom Eulenspiegler Teich | Clausthal-Zellerfeld | Alte Bergbauteiche in und um Clausthal-Zellerfeld | Übersichtskarte "Oberharzer Teiche" | Teiche im Harz | Die Innerstetalbahn | Das Oberharzer Wasserregal | Der Ottiliae-Schacht

Externe Links:
Webseite der Angler Interessengemeinschaft Preussag e.V. | Fahrpläne Landkreis Goslar (Harzbus)

In der näheren Umgebung befinden sich:
Das Oberharzer Bergwerksmuseum | Der Carler Teich | Der Mittlere Zechenteich | Der Obere Haus-Herzberger Teich | Der Obere Hüttenteich | Der Stadtweger Teich | Die St.-Salvator-Kirche in Clausthal-Zellerfeld | Der Untere Eschenbacher Teich | Der Zellerfelder Kunstgraben

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