Der Ottiliae-Schacht

Der Ottiliae-Schacht in Clausthal-Zellerfeld  
Das stählerne Fördergerüst des Ottiliae-Schachtes  
Der Ottiliae-Schacht befindet sich westlich von Clausthal-Zellerfeld auf der Bremer Höhe, einer Anhöhe zwischen dem Zellerfelder und dem Clausthaler Tal. Sein Namensgeber war der preußische Berghauptmann Ernst Hermann Ottiliae. Der Schacht wurde in den Jahren 1868 bis 1874 insgesamt 341 Meter senkrecht in die Tiefe getrieben, bis eine Verbindung mit der Tiefen Wasserstrecke hergestellt war. Diese wiederum besaß einen Anschluß an den auf gleichem Höhenniveau verlaufenden Ernst-August-Stollen, den tiefsten Wasserlösungsstollen im Oberharz.

Der Ottiliae-Schacht hatte nun die Aufgabe, das in den Gruben des Rosenhöfer, Burgstätter und Zellerfelder Gangzuges gewonnene Erz ans Tageslicht zu befördern. Dazu wurde das metallhaltige Gestein unterirdisch bis zu 6 Kilometer auf Kähnen über die Tiefe Wasserstrecke bis zum Ottiliae-Schacht transportiert. Oberirdisch entstand das noch heute vorhandene, ca. 20 Meter hohe Fördergerüst, welches im Jahre 1876 von der königlichen Bergschmiede zu Clausthal entworfen und gebaut wurde. Mit Hilfe einer starken Dampfmaschine erfolgte der Erztransport durch den Schacht aus den Tiefen der Berge hinauf zur Erdoberfläche. In der nahen Aufarbeitungsanlage wurde dieser Rohstoff anschließend für die nachfolgende Verhüttung zerkleinert und gewaschen.

Von 1900 bis 1905 fanden umfangreiche Erweiterungs- und Modernisierungsarbeiten am Ottiliae-Schacht statt. Dieser wurde bis zur 570 Meter unter Tage befindlichen Tiefsten Wasserstrecke vorangetrieben. Des weiteren ersetzte man die dampfbetriebene durch eine elektrische Förderanlage. Während dieser Umbauarbeiten transportierten die Bergleute das Erz oberirdisch mit einer elektrischen Tagesförderbahn.

Im Jahre 1930 war der Bergbau in Clausthal-Zellerfeld unrentabel geworden. Der Betreiber legte die Bergwerke still und schaltete alle Maschinen ab. Mit dem Ruhen der Pumpen lief der unterhalb des Ernst-August-Stollens gelegene Grubenbau voll Wasser.

Nach einer zehnjährigen Ruhephase erfolgte ein Umbau des Ottiliae-Schachtes zum Wasserkraftwerk. Mittels des über das Oberharzer Wasserregal herangeführten Wassers erzeugten vom Jahre 1940 an zwei Turbinen in 341 Meter Tiefe 40 Jahre lang elektrischen Strom.

Die Wassernutzungsrechte des Kraftwerkbetreibers liefen im Jahre 1980 aus. Damit war auch das Wasserkraftwerk im Ottiliae-Schacht nur noch Geschichte. Der Schacht wurde vier Jahre später dem Bergrecht entsprechend verfüllt. Das Fördergerüst entging nur knapp dem Abriß. Eine Vereinigung engagierter Clausthal-Zellerfelder Bürger setzte sich für die Erhaltung dieses historischen Industriebauwerks ein. Heute stellt es das älteste noch vorhandene stählerne Gerüst dieser Art in ganz Deutschland dar und steht unter Denkmalschutz.

Der Ottiliae-Schacht und sein Fördergerüst sind in unseren Tagen Bestandteile des Oberharzer Bergwerkmuseums. Sie können dorthin z.B. mit der rekonstruierten Tagesförderbahn fahren und vor Ort eine betriebsbereite elektrische Förderanlage und eine ebenfalls noch immer funktionstüchtige Dampfmaschine besichtigen.


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Weitere Informationen:
Clausthal-Zellerfeld | Der Stadtplan von Clausthal-Zellerfeld | Das Oberharzer Bergwerkmuseum | Der Ernst-August-Stollen | Wasserlösungsstollen im Harz | Der Burgstätter Zug | Der Rosenhöfer Zug | Das Oberharzer Wasserregal | Übersicht über die Harzer Bergbaumuseen

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