Die Burgruine Regenstein

Die Burgruine Regenstein
Der ausgehöhlte Sandsteinfelsen mit den Resten der Burg Regenstein
Auf einem markanten Sandsteinfelsen nördlich von Blankenburg steht die weithin sichtbare Ruine der Burg und Festung Regenstein. Sie gehört zu den größten und beliebtesten Attraktionen im Umfeld der einstigen Residenzstadt und im gesamten nördlichen Harzvorland. Das weitläufige Areal beeindruckt u.a. durch seine imposanten Felshöhlen, die einzigartige Aussicht, die bizarren Felsformationen sowie die zahlreichen Veranstaltungen.

Die Burg Regenstein blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Sie ist zudem der Handlungsort zahlreicher regionaler Sagen und Legenden von Raubgrafen und Raubrittern. Burg und Bewohner wurden außerdem in mehreren literarischen Werken verewigt.

Prähistorische Nutzung

Wann erstmals ein Mensch seinen Fuß auf den Gipfel des Sandsteinmassivs setzte, läßt sich mangels diesbezüglicher Überlieferungen heute nicht mehr feststellen. Da das Gebiet nördlich des Harzes seit Menschengedenken besiedelt ist, liegt dieser Zeitpunkt aber mit Sicherheit weit vor Beginn der uns bekannten Geschichtsschreibung.

Nicht zuletzt auf Grund seiner exponierten Lage wurde der Regenstein daher wohl bereits in vorchristlicher Zeit von den hier lebenden germanischen Stämmen als Wohn- und/oder "Kultort" genutzt. Sein Name stammt möglicherweise ebenfalls aus dieser frühen Epoche und könnte vom altsächsischen Begriff "regin" für "Götter" hergeleitet sein. Heute noch hoch oben auf dem Berg Relikte aus jenen längst vergangenen Tagen zu finden dürfte dagegen schwierig werden. Zu oft haben die Menschen im Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit den Sandsteinfelsen wieder und wieder umgestaltet.

Die mittelalterliche Burg

Die erste der Nachwelt erhalten gebliebene urkundliche Erwähnung der Burganlage auf dem hohen Felssporn datiert im Jahre 1169. Wenig später erfolgte ihr Ausbau zur Residenz der Grafen von Regenstein. Diese hatten oft Auseinandersetzungen mit ihren Nachbarn. Im Jahre 1180 wurde die Burg durch Truppen Kaiser Barbarossas zerstört. Dem sich in den 1180er Jahren anschließenden Wiederaufbau folgten im 13. Jahrhundert umfangreiche bauliche Erweiterungen.

In der Mitte des 15. Jahrhunderts siedelten die Regensteiner Grafen nach Blankenburg über und residierten nun im Großen Schloß, welches ebenfalls einen hervorgehobenen Standort hoch oberhalb der Wohnhäuser des einfachen Volkes aufweisen konnte. Die Burg auf dem Felsen außerhalb der Stadt dagegen begann langsam zu verfallen. Dennoch gab es immer wieder Kämpfe um diese strategisch wichtige Sandsteinformation mit dem einstigen Grafensitz. Besonders im Dreißigjährigen Krieg war das freistehende Felsmassiv bei allen Kriegsparteien sehr begehrt.

Die preußische Festung

Im Jahre 1671 nahmen die Preußen den Regenstein in Besitz. Sie bauten in der Folgezeit die Ruine der mittelalterlichen Burg zu einer umfangreichen Bergfestung aus.

Als ungünstig erwies es sich dabei, dass die ursprüngliche Burganlage zwar auf einem exponierten Felssporn, aber nicht am höchsten Punkt des Regensteinmassivs errichtet wurde. Daher bezog man im Laufe der folgenden Jahrzehnte das gesamte Umfeld durch den Bau weitläufiger Bastionen in die Festungsanlage mit ein. So entstanden auf dem Berg rund um die mittelalterliche Burg insgesamt fünf massive Bollwerke mit Geschützstellungen. Die Festung schützte außerdem eine komplexe Toranlage und ein umfangreiches Grabensystem.

Auf diese Weise wurde auch der höchste Punkt des Felsmassivs bei rund 293 Meter Höhe über dem Meeresspiegel ganz im Südosten Teil der Gesamtanlage. Die bis dahin vorgelagerte Bastion war etwa 300 Meter vom Standort der einstigen Grafenburg entfernt. Es ergab sich deshalb eine deutliche Überdehnung des befestigten Areals, zu dessen wirksamer Verteidigung eine enorm umfangreiche Besatzung notwendig gewesen wäre.

Bastionen im Vorfeld

War die Burg Regenstein im Mittelalter dank ihrer Lage hoch oben auf dem Felssporn von Angreifern nur schwer einzunehmen, veränderte sich die Situation mit Beginn der Neuzeit entscheidend. Zwischenzeitlich hatte sich die Waffentechnik erheblich weiterentwickelt und in der Folge bedrohten Kanonen und ähnliche Fernwaffen die Festung Regenstein. Das weithin sichtbare Bauwerk stellte für die neuzeitliche Artillerie kein unerreichbares Ziel mehr dar. Die Festung Regenstein erhielt daher massive Außenmauern mit einer Gesamtlänge von ungefähr 1200 Metern, welche einem Beschuß standhalten sollten. Doch ausreichend war diese Maßnahme angesichts der neuen Verhältnisse nicht mehr.

Deshalb entschlossen sich die Preußen, auch am Fuße des Felsmassivs - vor allem im Norden und Westen - zahlreiche vorgelagerte Verteidigungsbauwerke zu errichten. Diese sollten mögliche Angreifer auf Abstand halten.

So entstanden im späten 17. Jahrhundert im Umfeld des Regenstein eine Vielzahl an kleinen Festungsbauwerken, Erdschanzen, Wällen, Gräben und dergleichen mehr. Die Überreste von einigen dieser Anlagen sind noch heute gut erkennbar, z.B. die westlich des Burgfelsens gelegene Bastion Ludwigsburg.

Das Ende der Festung

Genutzt haben all die Bemühungen am Ende dennoch nicht viel. Während des Siebenjährigen Krieges belagerten im September des Jahres 1757 französische Truppen die Festung Regenstein. Die lediglich 72 Mann starke preußische Besatzung entschloss sich zu einer kampflosen Übergabe des Gemäuers und der darin befindlichen 17 Kanonen an die Franzosen.

Für die Preußen, welche um die verteidigungsrelevanten Besonderheiten der Festung wussten, war dies ein kalkulierbarer Verlust. Dagegen stellte sich die allzu leichte Einnahme des Regensteins für die neuen Besitzer als ein Pyrrhussieg heraus.

Unter den Franzosen erfolgte ein Ausbau der Festung, während die Preußen mit der Errichtung einer Bastion auf dem Großen Papenberg begannen. Diese Sandsteinformation liegt etwa einen Kilometer weiter westlich und bietet ein gutes Blick- und Schußfeld auf die Festung - und geschossen wurde dann auch bald. Angeblich traf bereits der erste Schuß den Burgbrunnen und sorgte so auf der Festung für eine Wasserknappheit, womit das Schicksal der französischen Besatzung frühzeitig besiegelt war. Nach der anschließenden Rückeroberung im Februar 1758 durch preußischen Truppen zerstörten diese die Anlage im Auftrag des preußischen Königs Friedrich II. vollständig, so dass bis auf wenige Mauerreste kein Stein auf dem anderen blieb.

Eine Besonderheit der Burganlage auf dem Regenstein war aber, dass mehrere Dutzend Felsräume aus dem massiven Sandstein herausgearbeitet wurden, welche oftmals miteinander in Verbindung standen. Diese Felshöhlen erwiesen sich als unzerstörbar und können noch heute bestaunt und besichtigt werden. Als markante Überreste der gemauerten Burg sind außerdem der Stumpf des Bergfrieds und das machtvolle und zwischenzeitlich restaurierte Eingangsportal erhalten geblieben.

Heutige Ausmaße

Das gesamte heute von Besuchern zu besichtigende Areal auf dem Regenstein bedeckt eine Fläche von mehreren Hektar. Der Kern der mittelalterlichen Burg mißt etwa 70 x 50 Meter und stellt auch in unseren Tagen noch den zentralen Teil der Anlage dar. Die preußische Festung mitsamt der vorgelagerten Bollwerke auf dem Berg hat eine Ausdehnung von rund 350 Meter in der Nordwest-Südost-Richtung und von ungefähr 250 Metern von Südwesten nach Nordosten. Nicht alle Bereiche sind für die Öffentlichkeit zugänglich, so bleibt z.B. die östlichste Bastion vorerst gesperrt.

Touristische Nutzung

Nach ihrer Schleifung stellte die Festung kein lohnendes Ziel mehr für militärische Eroberungen dar. Doch schon bald weckte die Ruinenanlage das Interesse einer ganz anderen Menschengruppe. Für die Bedienung deren Bedürfnisse entstand Anfang des 19. Jahrhunderts eine erste gastronomische Einrichtung auf dem einstigen Festungsgelände. Bereits einige Jahrzehnte zuvor - im September 1784 - besuchte Johann Wolfgang von Goethe im Verlauf seiner dritten Harzreise den Regenstein.

Das touristisches Potential der imposanten Höhlen und eindrucksvollen Mauerreste wurde vor Ort mehr und mehr erkannt und die Burgruine daher im Laufe der Zeit immer weiter für diesen Zweck hergerichtet. Bald galt sie für Einheimische und Urlauber gleichermaßen als eines der beliebtesten Ziele im weiteren Umfeld.

Heute können Sie nach Zahlung eines kleinen Obolus die Reste der Burganlage und die in den Sandstein geschlagenen Höhlen ganz individuell besichtigen. Bei guter Sicht haben Sie vom Gipfel des Felsens einen herrlichen Blick auf das umgebende nördliche Harzvorland.

Geöffnet ist die Burgruine Regenstein von April bis Oktober täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr sowie von November bis März von Dienstag bis Sonntag von 10 Uhr bis 16 Uhr. Der letzte Einlass erfolgt eine halbe Stunde vor der Schließung. Aus Sicherheitsgründen bleibt das Burgareal bei schlechter Witterung geschlossen und ebenfalls an Heiligabend und Silvester.

Für den weichen Sandstein des Regensteins sind die heutigen Besuchermassen nicht gerade von Vorteil. Das aus der Kreidezeit stammende Material wird von unzähligen Füßen Sandkorn für Sandkorn abgetragen. Ohne Schutzmaßnahmen wird die derzeit so beliebte Attraktion auf dem Berggipfel eines Tages wohl verschwunden sein.

Feiern und Veranstaltungen

Die Burgruine Regenstein ist seit geraumer Zeit Austragungsort verschiedener historischer und altertümlicher Events. Zu Ostern kommen jedes Jahr die Wikinger zu Besuch und an einem Wochenende im Juli geben sich die Ritter beim inzwischen schon traditionellen Ritterturnier die Ehre. An den Pfingsttagen können Sie außerdem das alljährliche Mittelalterspektakel besuchen.

Somit sind heute an manchen Tagen mehr "Ritter" auf den Areal anzutreffen als zur Betriebszeit der Burg Regenstein - von Wikingern ganz zu schweigen. Mit seinem einzigartigen Ambiente bietet sich der geschichtsträchtige Sandsteinfelsen aber für derartige Veranstaltungen auch geradezu an. Die Menschenmassen, welche alljährlich zu diesen Events anreisen, geben jedenfalls den Organisatoren dieser Festlichkeiten recht.

Anreise

Den wohl beliebtesten Ausgangspunkt für den Besuch der Burg und Festung Regenstein stellt der gleichnamige Parkplatz am südwestlichen Waldrand dar. Von dort sind es nur rund 500 Meter Fußweg bis zum Eingangstor der historischen Anlage. Den Parkplatz können Sie vom Abzweig an der Bundesstraße 81 unweit der Autobahnausfahrt am nördlichen Ortsausgang von Blankenburg erreichen. Die Beliebtheit dieses Ortes hat aber auch seine Schattenseiten, denn an sonnigen Wochenenden oder zu Veranstaltungen ist er meist schon am Vormittag überfüllt.

Etwas aufwändiger, aber durchaus nicht uninteressanter ist eine Wanderung zum Burgareal. Wenn Sie mehr als "nur" die Burgruine Regenstein sehen wollen, sollten Sie diese Variante wählen.

Als möglicher Startpunkt einer Wanderung eignet sich Jogys Waldkneipe unweit des Bundeswehrgeländes. Im dortigen Umfeld gibt es kostenlose Abstellflächen für rund ein dutzend Fahrzeuge. Sie gehen von der "Waldkneipe" auf der "Alten Heersstraße" entlang und nördlich am Burgfelsen vorbei. Wer möchte, kann zwischendurch den Großen Sandhöhlen einen Besuch abstatten. Anschließend schlagen Sie an einer Kreuzung links den Raubgrafenweg ein und gelangen über den "Grünen Hof" bzw. die Bastion Ludwigsburg zu dem bereits erwähnten Parkplatz. Die einfache Strecke beträgt in diesem Fall etwa drei Kilometer.

Als weiterer interessanter Ausgangspunkt kommt der Parkplatz an der Bundesstraße 81 südlich des Großen Papenberges in Frage. Von dort wandern Sie am rekonstruierten Mühlgraben entlang zur Regensteinmühle und dann weiter in Richtung Parkplatz der Burg Regenstein. Dieser Weg ist gut ausgeschildert und weist eine Länge von etwa zwei Kilometer auf.


Weitere Informationen:
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HARZLIFE.TV-Video:
Burg und Festung Regenstein

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