Der 13-Lachter-Stollen (Tiefer Wildemanns-Stollen)

Wildemann - Das Mundloch des 13-Lachter-Stollens
Das Mundloch des 13-Lachter-Stollens
Der 13-Lachter-Stollen war ein Wasserlösungsstollen für zahlreiche Bergwerke im Oberharz. Sein Mundloch befindet sich unterhalb der alten Bergstadt Wildemann. Der etwa 9 Kilometer lange Stollen sammelte das in den Gruben um Clausthal und Zellerfeld anfallende Wasser und leitete es aus dem Berg heraus. Er war bis zur Vollendung des Tiefen-Georg-Stollens der tiefste Stollen im Zellerfelder, Rosenhöfer und Burgstätter Revier und dadurch ein unverzichtbares Rückgrat des gesamten Oberharzer Bergbaus. Der Name 13-Lachter-Stollen weist auf die relative Lage des Stollens zum nächsthöheren Wasserlösungsstollen hin. Dieser hat ein um 13 Lachter (rund 25 Meter) höheres Niveau.

Die Anfänge des 13-Lachter-Stollens reichen bis in das Mittelalter und damit in die erste Oberharzer Bergbauperiode zurück. Bereits damals hatte der "Alte Mann" an dieser Stelle nach Erz gegraben, bevor er im Jahre 1347 vom Schwarzen Tod hinweggerafft wurde. Aus diesem tragischen Grund sind aus dieser frühen Zeit auch kaum Überlieferungen vorhanden, welche uns heute z.B. den seinerzeitigen Namen des Stollens verraten würden.

Ab dem Jahre 1524 begannen Bergleute damit, den lange Zeit ungenutzte Stollen unter dem Namen Tiefer bzw. Tiefster Wildemanns-Stollen weiter in den Berg hineinzutreiben. In diesem Jahr veranlaßte nämlich der damalige Herzog Heinrich der Jüngere die Wiederaufnahme der Bergbautätigkeit in der Gegend der heutigen Bergstadt Wildemann. Bereits in jenen Tagen war der Tiefe Wildemanns-Stollen als Wasserlösungsstollen geplant. Man hatte frühzeitig erkannt, daß die rentable Entwässerung der Erzgruben auf lange Sicht nur durch einen von allen gemeinsam genutzten und unterhaltenen Stollen möglich war, welcher das Wasser durch natürliches Gefälle ohne weiteren Arbeitsaufwand aus dem Berg heraustransportieren konnte. Der Tiefe Wildemanns-Stollen sollte daher bis zu den Bergwerken des Zellerfelder Reviers vorangetrieben werden. Nach etwa 20 Jahren mühsamen Schaffens mußten die Arbeiten an diesem großen Werk allerdings eingestellt werden. Als Folge der inzwischen erreichten Länge gelangte keine Frischluft mehr bis zum Stollenende. Den Bergleuten blieb daher wegen Sauerstoffmangels buchstäblich die Luft weg.

Abhilfe sollte der weiter höher parallel verlaufende Obere Wildemanns-Stollen schaffen, welcher im Jahre 1551 begonnen wurde. Durch Querverbindungen zwischen beiden Stollen sollte eine Luftzirkulation in Gang kommen. Doch das Gestein war an dieser Stelle so hart, daß der Vortrieb schon nach kurzer Zeit abgebrochen werden mußte. Noch im selben Jahr begannen die Arbeiten an einem weiteren Stollen. Aber auch dieses mit der Bezeichnung "Glückswardstollen" versehene Bauwerk konnte wegen der Beschaffenheit des Felsens zunächst nicht weiter vorangetrieben werden.

Mangels Alternativen entschlossen sich die Grubenbetreiber später aber doch, diesen Stollen weiterzubauen. Ebenso setzten sie zu Beginn des 17. Jahrhunderts die Arbeiten am erwähnten Oberen Wildemanns-Stollen fort, welcher nun Getroster Hedwigstollen genannt wurde und heute unter dem Namen 19-Lachter-Stollen bekannt ist. Auch der Tiefe Wildemanns-Stollen wurde ab dieser Zeit in unermüdlicher Arbeit von mehreren Generationen von Bergleuten Millimeter für Millimeter weiter durch das Gebirge geschlagen. Nur mit einfachstem Handwerkszeug ausgerüstet - also lediglich mit Schlägel und Eisen - erreichten die Arbeiter auf diese Weise um das Jahr 1680 das Zellerfelder Revier. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts konnten sie den Stollen mit dieser Technik sogar bis zur besonders ertragreichen Grube Caroline am Ende des Burgstätter Reviers verlängern. Nach fast zweihundert Jahren mühevoller Knochenarbeit war dieses Jahrhundertbauwerk somit endgültig vollendet.

Neben seiner Funktion als Wasserlösungsstollen erfüllte der 13-Lachter-Stollen noch einen weiteren Zweck. Das im Stollen gesammelte Wasser trieb zahlreiche Wasserräder an, welche wiederum Pumpen in Gang setzten. Diese hatten die Aufgabe, das Wasser aus den tiefer liegenden Regionen der Bergwerke auf das Niveau des 13-Lachter-Stollens zu befördern. Auf diese Weise gelang es den Bergleuten, selbst das im Inneren des Berges unliebsame Wasser noch einer für sie sinnvollen Verwendung zuzuführen.


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