Erläuterung von Begriffen rund um den Harzer Bergbau
Die Sprache der Bergmänner beinhaltete seit je ein umfangreiches eigenständiges Vokabular, welches für Uneingeweihte oft nur recht schwer verständlich war. Dabei dienten die zahlreichen, oftmals recht bildhaften und sehr direkten Fachbegriffe aber nicht der Abgrenzung von anderen Menschengruppen, sondern vor allem der schnelleren und besseren Verständigung. Wie bei anderen berufsspezifischen Termini auch ersetzte eine einzige spezielle Bezeichnung in vielen Fällen eine umständliche und wortreiche Umschreibung des Sachverhaltes.
Inhaltlich weist die Sprache der Bergleute viele überregionale Gemeinsamkeiten, aber auch einige örtliche Unterschiede und Besonderheiten auf. Die räumliche Isolierung mancher Bergbauregionen wie z.B. im Oberharz begünstigte dabei die Ausbildung einer von einzigartigen Kennzeichen geprägten Sprache. In Kombination mit besonderen Rechten, einem abweichenden Kalender, ungewöhnlichen Maßen und weiteren eigentümlichen Merkmalen entstand so im Harz auf engem Raum eine eigene kleine Welt.
Eine eigenständige Bergmannssprache ist bereits seit dem Hochmittelalter belegt und vermutlich zumindest fragmentarisch auch in der Zeit zuvor vorhanden und in Gebrauch gewesen. Damit gehört sie zu den ältesten Fachsprachen der Welt. Der Ursprung vieler Begriffe läßt sich in unseren Tagen allerdings nicht mehr zweifelsfrei herleiten.
Wer sich mit dem speziellen Wortschatz der Bergleute beschäftigt, blickt weit in die Vergangenheit zurück. Viele der benannten technischen Gerätschaften, Rechtsformen und Lebensumstände existieren heute entweder gar nicht mehr oder sie haben sich doch sehr gewandelt. Dies verleiht der Sprache einen Hauch von Altertümlichkeit und Exklusivität.
Zahlreiche Begriffe der Bergmannssprache haben im Laufe der Zeit Einzug in die normale Umgangssprache gefunden. Doch so manches einst von den Bergmännern gesprochene Wort ist auch heute für den Laien nach wie vor unverständlich.
Auch auf dieser Webseite werden viele dieser speziellen Worte aus der Sprache der Bergmänner verwendet. Viele oft wiederkehrende Begriffe werden darum zum besseren Verständnis im Folgenden etwas näher erläutert.
- Alter Mann:
"Alter Mann" war im Oberharz seit Beginn der Neuzeit die Bezeichnung für die Bergleute des Mittelalters aus der Ära vor der verheerenden Pest-Pandemie. Später wurde der Begriff auch auf die von ihnen angelegten Stollen übertragen. Ganz allgemein wird der Ausdruck heute außerdem für ausgebeutete und verlassene Erzgruben verwendet.
- Ausbeute:
Die Ausbeute ist der Gewinn eines Bergwerkes. Befand sich eine Erzgrube erstmals "in Ausbeute", wurde dies im allgemeinen mit einer Ausbeutefahne auf der Spitze des Schachtgebäudes kenntlich gemacht.
- Bergfreiheit:
Die Bergfreiheit beinhaltete diverse Vergünstigungen des Landesherrn als Besitzer der Rechte an den Bodenschätzen gegenüber seinen Untertanen, in diesem Fall den Bergleuten. Diese erhielten Privilegien wie Steuerfreiheit, eigene Gerichtsbarkeit, Marktrecht, Befreiung vom Militärdienst sowie verschiedene weitere gewerbliche Sonderrechte. Damit sollten Anreize geschaffen werden, an den entsprechenden Orten Bergbau zu betreiben. Der Landesherr erhielt einen vorher festgelegten Anteil am Ertrag dieser Tätigkeit (der sogenannte "Zehnte"). Trotz all dieser Privilegien blieben die Bergleute meist arm und hatten infolge der schweren körperlichen Arbeit oft kein allzu langes Leben.
- Fahrkunst:
Im Jahre 1833 von Oberbergmeister Dörell erfundene technische Vorrichtung, welche die Ein- und Ausfahrt in den Berg erleichterte. Dabei wurden zwei sich gegeneinander auf- und abwärts bewegende hölzerne Gestänge mit Trittbrettern und Haltevorrichtungen versehen. Durch Umsteigen von einem Gestänge auf das andere während eines Richtungswechsels konnte man so entweder aufwärts oder abwärts fahren.
- Fehlschlag:
Ein Fehlschlag ist eine Vorrichtung an Wassergräben zur Ableitung überschüssigen Wassers. Durch Einsetzen oder Herausnehmen von Brettern läßt sich der Wasserstand im Graben regulieren.
- Freibau:
Wenn ein Bergwerk gerade den Ertrag erwirtschaftete, welcher zur Deckung der Betriebskosten notwendig war, so befand es sich "im Freibau".
- Gaipel:
Ursprünglich die Bezeichnung für eine Drehvorrichtung zum Antrieb von Arbeitsmaschinen, wurde im Harz im allgemeinen als Name für das Gebäude über dem Schacht verwendet.
- Geleucht:
Alle von den Bergleuten zur Lichterzeugung eingesetzten mobilen Gerätschaften werden als Geleucht bezeichnet. Wichtigstes Geleucht ist hierbei die vom Bergmann stets bei sich zu führende Grubenlampe.
- Gerenne:
Das Gerenne war eine offene Wasserleitung im Bergwerksstollen. Es wurde meist aus ausgehöhlten Baumstämmen gefertigt und diente der Herausleitung des in der Grube anfallenden Wassers aus dem Berg.
- Gewerkschaft:
Eine Gewerkschaft im bergrechtlichen Sinne war keine Vereinigung, welche vorgab, die Interessen der Bergarbeiter zu vertreten, sondern eine frühe Form einer Kapitalgesellschaft. Man kann sie am ehesten mit einer heutigen Aktiengesellschaft vergleichen. Mehrere Bergleute bzw. Investoren beteiligten sich an der Erschließung, der Finanzierung und dem Betrieb einer Erzgrube. Die Inhaber der Anteile (Kuxe) wurden später am Gewinn (Ausbeute) des Bergwerkes beteiligt, mußten aber im Unterschied zu anderen Gesellschaftsformen bei Verlusten Geld nachschießen (Zubuße). In unseren Tagen existieren keine bergrechtlichen Gewerkschaften mehr.
- Kehrrad:
Ein Kehrrad besitzt eine doppelte, entgegengesetzt ausgerichtete Schaufelung. Durch ein Umlenken des Wasserzulaufs konnte so die Bewegungsrichtung geändert werden.
- Kunstrad:
Das Kunstrad ist ein Wasserrad mit nur einem Schaufelkranz. Es wurde zum Antrieb für verschiedene technische Vorrichtungen benutzt.
- Kux:
Die Kux war ein Anteil an einem Bergwerk bzw. an einer Gesellschaft, welche ein Bergwerk (oder mehrere) betrieb. Kuxe waren zwar einerseits im Berggrundbuch eingetragen, konnten aber andererseits ähnlich einer Namensaktie relativ frei gehandelt werden. Der Inhaber von Kuxen wurde sowohl an den Gewinnen als auch an den Verlusten des Bergwerkes bzw. der Gewerkschaft beteilgt.
- Lichtloch:
Das Lichtloch ist ein Belüftungsschacht (Wetterschacht).
- Lochstein:
Der oberirdische Grenzstein zwischen zwei benachbarten Grubenfeldern heißt Lochstein.
- Die 7 Oberharzer Bergstädte:
Die Städte Altenau, Clausthal, Grund (heute Bad Grund), Lautenthal, St. Andreasberg, Wildemann und Zellerfeld entstanden durch die Anwerbung (Bergfreiheit) und Ansiedlung von Bergleuten aus anderen Landesteilen. Diese Städte verdanken ihre Existenz daher dem Bergbau.
- Oberharzer Sprachinsel:
Die im Oberharz neu angesiedelten Bergleute waren meist sächsischer Herkunft und behielten ihre alte Sprache auch am neuen Wohnort bei.
- Pochwerk:
Das Pochwerk ist eine technische Einrichtung zum Zerkleinern des Erzes. Meist wurde es in Kombination mit einer Erzwäsche als Naßpochwerk erbaut. Der Antrieb erfolgte üblicherweise durch ein Wasserrad.
- Radstube:
Die Radstube war ein Gebäude bzw. (unter Tage) ein Raum, in welchem sich das Wasserrad befand.
- Schlägel und Eisen:
Diese beiden im frühen Bergbau unentbehrlichen, weil einzigen Werkzeuge tragen in anderen Branchen die Namen "Hammer" und "Meißel".
- Stangenkunst:
mechanische Einrichtung zur Weiterleitung von Bewegungsenergie
- Wasserlösungsstollen:
Der tiefste Stollen im Berg, durch welchen das gesamte Bergwerk entwässert wurde.
- Zubuße:
Arbeitete ein Bergwerk bzw. seine Betreibergesellschaft (Gewerkschaft) unrentabel, so mußten die Kuxinhaber die Verluste ausgleichen, indem sie Zubuße zahlten, d.h., den Fehlbetrag nachschossen.
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Weitere Informationen:
Übersicht über die Harzer Bergbaumuseen
| Alte Harzer Maßeinheiten
| Das historische Bergjahr im Oberharz
| Gesamtfördermengen des Bergbaus im Harz
| Gesamtfördermengen des Bergbaus im Mansfelder Land
| Alte Schlackenhalden als stumme Zeugen des frühgeschichtlichen Bergbaus im Harz
| Das Oberharzer Wasserregal
| Der Bergbau im Mansfelder Land
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