Die geplante Untertageverlagerung in der Himmelreichhöhle

Wie viele andere natürliche Hohlräume im Harzgebiet geriet in der Spätphase des Zweiten Weltkrieges auch die Himmelreichhöhle zwischen Walkenried und Ellrich ins Blickfeld der damaligen Machthaber als möglicher Ort für eine sogenannte Untertageverlagerung. Bereits im Juli 1943 fand sich diese wegen ihrer Instabilität berüchtigte Karsthöhle auf einer entsprechenden Höhlenliste des Reichsamtes für Bodenforschung wieder. Prof. Walter Schriel, welcher auch diverse weitere geologische Bewertungen für die geplanten untertägigen Fabriken und Lagerareale im Harzgebiet anfertigte, erstellte im April 1944 ein Gutachten zur Nutzung der Himmelreichhöhle für kriegswichtige Zwecke.

Doch zunächst gab es keine weiteren Initiativen in dieser Richtung. Der unterirdische Raum der Himmelreichhöhle war zwar groß, aber auf Grund des durchquerenden Eisenbahntunnels und der Gefahr von Gesteinsabbrüchen von der Höhlendecke alles andere als ideal.

Erst kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Planungen konkreter. Die Mittelwerke GmbH, welche bereits zahlreiche Konzentrationslager sowie unterirdische Rüstungsfabriken als Einsatzorte für die Häftlinge betrieb, wollte nun auch die Himmelreichhöhle als Lager- und Produktionsstätte verwenden. Mitte Januar 1945 stellte diese Firma einen entsprechenden Antrag beim Oberbergamt in Clausthal-Zellerfeld.

Um die Karsthöhle für die geplanten Zwecke herzurichten, sollte der Bahnverkehr auf der Südharztrasse eingestellt und über die neue Helmetalbahn umgeleitet werden. Für die notwendige Einebnung des Höhlenbodens auf dem Niveau der Bahngleise wollte man das in der Höhle vorhandene Material nutzen. Auf diese Weise sollte auf einer Fläche von etwa 9000 Quadratmetern Raum für nicht näher bezeichnete Produktionsanlagen geschaffen werden.

Das Projekt kam aber über die Planungsphase nicht mehr hinaus. Weder das Material noch die benötigten Zwangsarbeiter standen zu diesem Zeitpunkt noch zur Verfügung. Der weitere Kriegsverlauf verhinderte jedwede praktische Umsetzung dieses in vielerlei Hinsicht völlig unrealistischen Vorhabens. Es erfolgte auch keine Zuteilung eines Decknamens für diese Untertageverlagerung.

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