Die Domvorhalle
Überrest der Stiftskirche "St. Simon und St. Judas" in Goslar
Doch dies war nicht immer so. Südlich des Bauwerks erhob sich noch vor etwas mehr als 200 Jahren die gigantische Stiftskirche "St. Simon und St. Judas". Das Gotteshaus gehörte mit zum Pfalzbezirk und nahm beinahe die gesamte Fläche des in den 1970er Jahren angelegten Parkplatzes ein. Bei dem eingangs erwähnten Gebäude handelt es sich um die nördliche Domvorhalle. Sie stellt das einzige erhalten gebliebene Relikt dieses großartigen Kirchenbaus dar.
Die von Kaiser Heinrich III. gestiftete und in den Jahren 1047-1056 aus Kalkstein errichtete dreischiffige Basilika war Vorbild für viele andere sakrale Bauwerke in Deutschland. Weil es im Mittelalter üblich war, neben Bischofskirchen auch Kloster- und Stiftskirchen als "Dom" zu bezeichnen, erhielt auch das prachtvolle Gotteshaus unweit der Kaiserpfalz diesen erhabenen Titel.
Die Einweihung des Gotteshauses erfolgte im Sommer des Jahres 1056 in Anwesenheit des deutschen Papstes Viktor II. sowie seines Stifters. Für Kaiser Heinrich III. war dies einer der letzten großen Auftritte, denn er verstarb noch im gleichen Jahr auf der Pfalz Bodfeld.
Nur wenige Jahre später sorgte die Stiftskirche für Schlagzeilen, welche sogar in die Harzer Sagenwelt Einzug hielten. Im Jahre 1063 kam es während der Pfingstmesse zu blutigen und tödlichen Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern des Bischofs von Hildesheim und denen des Abtes von Fulda.
Die auf dem Bild ersichtliche Domvorhalle wurde um das Jahr 1150 an das Nordportal der Stiftskirche "St. Simon und St. Judas" angebaut. Im Laufe der Jahrhunderte erfolgten noch diverse weitere An- und Umbauten an dem markanten Gotteshaus.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte die inzwischen baufällig gewordene Stiftskirche viel von ihrem ursprünglichen Glanz und der einstigen Bedeutung eingebüßt. Die seinerzeit verarmte Stadt Goslar war nicht in der Lage, die notwendigen Reparaturkosten von geschätzten 20.000 Reichsthalern aufzubringen. Daher kam man zu dem bis in unsere Tage Entsetzen auslösenden Entschluß, die historische Stiftskirche im Mai 1819 "auf Abbruch" zu versteigern. Ein Goslarer Bauunternehmer erhielt für 150 Reichsthaler den Zuschlag und lies das größte romanische Gotteshaus Norddeutschlands in den folgenden zwei Jahren bis auf die nördliche Domvorhalle abtragen. Die Steine wurden anschließend als Baumaterial verwendet.
Die Domvorhalle wird seit jener Zeit als Ausstellungsraum genutzt. In ihr werden heute einige erhalten gebliebene Denkmäler aus der Stiftskirche und eine Kopie des Throns der ersten deutschen Kaiser aufbewahrt. Das Original dieses offensichtlich wenig bequemen Sitzmöbels befindet sich in der nahe gelegenen Kaiserpfalz.
Im Pflaster des angrenzenden Parkplatzes sind die Umrisse des Domes angedeutet, so dass sich die einstigen Ausmaße noch heute erahnen lassen. Mit Hilfe eines Georadars konnten im Jahre 2019 die im Erdreich verbliebenen Fundamente des Goslarer "Doms" sichtbar gemacht werden. Diese Erkundungen brachten zahlreiche neue Erkenntnisse rund um das historische Gotteshaus hervor. Das gesamte Areal stellt somit ein einzigartiges Bodendenkmal von überregionaler Bedeutung dar.
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Weitere Informationen zur Domvorhalle:
Bilder der Domvorhalle in Goslar
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