Der Bielsteintunnel

Der Bielsteintunnel
Blick vom Wanderweg auf das verschlossene Nordostportal des Bielsteintunnels
Der Bielsteintunnel ist ein 466 Meter langer ehemaliger Eisenbahntunnel der Rübelandbahn nordöstlich des Haltepunktes Braunesumpf. Er wurde bereits im Jahre 1872 als einer von insgesamt vier Tunneln für die sog. Erzstufenbahn angelegt. Mit dieser Montanbahn erfolgte der Transport des aus den Gruben um Braunesumpf geförderten Eisenerzes ins Blankenburger Hochofenwerk am Fuße der Berge. Der Bielsteintunnel durchquert die Erhebung Bielstein wenige hundert Meter westlich der Bielsteinklippe.

Im Jahre 1885 begann der Bau der Rübelandbahn. In diesem Zusammenhang erweiterte man den Querschnitt des Bielsteintunnels für die Erfordernisse des regulären Eisenbahnverkehrs. Bis zum Jahre 1965 wurde das Bauwerk für den genannten Zweck genutzt.

Mit seiner niedrigen Durchfahrtshöhe von lediglich rund fünf Metern erwies sich der Bielsteintunnel als für die geplante Elektrifizierung der Strecke ungeeignet. Man entschied sich seinerzeit für eine Verlegung des Bahngleises am Berghang südlich des Tunnels. Dafür waren umfangreiche Erdarbeiten zur Anpassung des Geländeprofils notwendig.

Der Tunnel selbst wurde stillgelegt und offiziell als zugeschüttet bezeichnet. Das südwestliche Tunnelportal verfüllte man mit Erdmassen, während das Portal im Nordosten hinter großen Stahltoren verschwand. In der Folgezeit kursierten Gerüchte über eine militärische Nutzung des Bielsteintunnels in der Zeit des Kalten Krieges. Von seinen Ausmaßen und seinem nordöstlichen Eingangsportal her wäre er durchaus in der Lage gewesen, größere Objekte in sich aufzunehmen.

Im Jahre 2013 erfolgte eine Unterschutzstellung des gesamten Tunnels als FFH-Gebiet sowie als sog. "geschützter Landschaftsbestandteil" (GLB) mit der Bezeichnung "Bielsteintunnel bei Hüttenrode". Der unterirdische Hohlraum hatte sich im Laufe der Jahre zu einem Refugium für zahlreiche Fledermausarten sowie diverse weitere seltene Vertreter der heimischen Fauna entwickelt. Das Betreten der Anlage ist seither unter Androhung existenzvernichtender Strafen verboten.

Das FFH- und GLB-Gebiet umfaßt eine Fläche von 1,5 Hektar. Als geschützter Landschaftsbestandteil gilt nur der Bielsteintunnel selbst samt seiner Eingangsbereiche, nicht aber das oberirdische bewaldete Areal über dem Tunnel.

Die Schutzmaßnahme steht ein wenig im Widerspruch zu der Information, der Tunnel sei nach seiner Stillegung verfüllt worden. Vermutlich handelte es sich hierbei um eine seinerzeit gezielt gestreute Falschmeldung, was wiederum Nahrung darstellt für die erwähnten Gerüchte über eine einstmalige militärische Verwendung der untertägigen Anlage. Auf Grund fehlender offizieller Aussagen zu diesem Thema bleibt hier vieles im sprichwörtlichen Dunkel.

Es besteht daher Grund zu der Vermutung, daß der Bielsteintunnel nie mit Material aufgefüllt wurde und sich bis heute in einem guten Gesamtzustand befindet. Die genannte FFH-Verordnung spricht schließlich von einem "günstigen Erhaltungszustand" und beschreibt das Objekt als "großräumig und vielgestaltig strukturiert". Darüber hinausgehende Details wird die Öffentlichkeit vermutlich nie erfahren.


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Weitere Informationen:
Die Rübelandbahn | Blankenburg | Die Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn AG (H.B.E.) | Die Hüttenbahn / Erzstufenbahn | Die Zahnradbahn | Der Bismarcktunnel | Die Bielsteinklippe | Bilder von Eisenbahnrelikten rund um Blankenburg

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