Schloß und Festung Mansfeld
Kinderreichtum und komplexe Erbfolge führten im Jahre 1501 zur erste Erbteilung der Mansfelder Grafen. In der Folgezeit entstanden auf der Anhöhe über der Stadt mit Beteiligung bedeutender zeitgenössischer Künstler die drei den neuen Linien entsprechenden Schlösser Vorderort, Mittelort und Hinterort.
Ein Großbrand zerstörte 1509 die romanische Burganlage fast vollständig. Im Jahre 1517 begannen die ersten Arbeiten an der Tiergartenbastion im Norden des Burgareals.
Als erstes der drei neuen Schlösser wurde 1518 das Schloß Vorderort fertiggestellt. In der Zeit von 1519 bis 1522 erfolgten der Wiederaufbau und die Neueinrichtung der Kirche. Im Folgejahr wurde der Bau von Schloß Hinterort und 1532 von Schloß Mittelort beendet. Die drei Schlösser bekamen unterschiedliche Farbanstriche: Vorderort Rot, Mittelort Gelb und Hinterort Blau.
Von 1549 bis 1560 erhielten die Befestigungswerke unter Festungsbaumeister Christoph Stieler ihren endgültigen Ausbau. Festung Mansfeld war seinerzeit einer der am stärksten befestigten Orte in Deutschland. Die hohen Ausgaben für den Bau der Verteidigungswerke führten dazu, daß die Mansfelder Grafen nach und nach zahlungsunfähig wurden und die Grafschaft ab 1570 unter Zwangsverwaltung gestellt werden mußte.
Die markante und wehrhafte Festung Mansfeld wurde während des 30jährigen Krieges mehrfach belagert. Sehr zum Leidwesen der umliegenden Orte übte sie eine fatale Anziehungskraft auf alle beteiligten Kriegsparteien aus. Diese Tatsache - verbunden mit den hohen Kosten zum Unterhalt des Bauwerkes - führten bei der Bevölkerung zu dem Wunsch, die Festung schleifen zu lassen. Das heftig umkämpfte Festungsbauwerk konnte durch Kampfhandlungen zwar nie eingenommen werden, wurde im Jahre 1639 aber dennoch an die Schweden übergeben.
Nach dem Krieg beschlossen im Jahre 1672 die sächsichen Kreisstände die Schleifung der Festung Mansfeld. Von Mai bis Oktober 1674 waren 430 Bergleute mit der Sprengung der Festungsbauwerke beschäftigt. Dennoch haben sich einige massive Reste der Festung bis in unsere Tage hinein erhalten.
Die drei Grafenschlösser blieben zwar bestehen, in Folge der finanziellen Situation der betreffenden Adelshäuser verfielen sie aber im Laufe der Zeit immer mehr. Noch im 17. Jahrhundert starben die beiden Linien Mittel- und Hinterort mangels Nachwuchs aus. Der letzte Graf von Mansfeld-Vorderort(-Bornstedt) starb im Jahre 1780 durch einen Unfall mit seiner Kutsche. Die im 16. Jahrhundert verhängte Zwangsverwaltung konnte nie wieder aufgehoben werden.
Der Zahn der Zeit nagte nun ungehindert an den geschichtsträchtigen Gemäuern, welche bis auf Schloß Vorderort leer standen. Freiherr Carl Adolf von der Recke kaufte im Jahre 1859 den Schloßberg mitsamt den dortigen Bauwerken und Ruinen. In den folgenden Jahren ließ er das Schloß Vorderort in seiner noch heute sichtbaren Form im Stil der Neogotik wieder aufbauen. Seine Nachkommen sorgten im Jahre 1907 für die Sanierung der Schloßkirche und für die Installation von Wasser- und Stromleitungen im Schloßgebäude. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges mußte die Familie von der Recke das Schloß verlassen. Die gesamte Anlage wurde 1947 der evangelischen Kirche zur Nutzung im Rahmen des Jungmännerwerkes (heute CVJM) übergeben.
In unseren Tagen befindet sich in dem alten Gemäuer eine Christliche Jugendbildungs- und Begegnungsstätte. Diese kann auch von Pilgern auf dem Jakobsweg als Herberge genutzt werden, obwohl Schloß Mansfeld selbst keine Station auf diesem Pilgerweg ist. Die nächstgelegenen Wegpunkte auf dieser Route liegen im nahen Klostermansfeld sowie in Hettstedt.
Nach Anmeldung sind Führungen durch die gotische Schloßkirche sowie durch das umfangreiche Außengelände möglich. Die Innenräume des Schlosses können zum jährlichen Tag des offenen Denkmals von jedermann besichtigt werden.
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Weitere Informationen:
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