Baustile im Überblick - Beispiele aus dem Harz für die jeweilige Epoche
Andere Zeiten, andere gesellschaftliche Vorstellungen und andere Technologien brachten dabei auch jeweils andere Baustile hervor. Anhand ihres Aussehens lassen sich daher viele Gebäude in einen historischen Kontext setzen, denn jede Epoche hatte ihre typischen Merkmale aufzuweisen. Mit etwas Übung können auch Sie Bauwerke anhand ihrer architektonischen Eigenheiten bestimmten Zeitabschnitten zuordnen.
Romanik
Die Ära der Romanik währte im mitteleuropäischen Raum ungefähr vom Jahr 1000 bis zum Jahr 1250. Charakteristisch für sie sind massives und dickes Mauerwerk, kleine Fenster und Türen, Rundbögen sowie Quadrat und Kubus als Grundrissformen. Die Bauwerke besitzen nur wenige Verzierungen und wirken sehr nüchtern und streng. In der Epoche der Romanik wurden erstmals monumentale Gebäude mit durchgehenden steinernen Gewölben errichtet. Beispiele für romanische Bauwerke im Harz sind z.B. die Stiftskirche St. Cyriakus in Gernrode, die Stiftskirche St. Servatii in Quedlinburg sowie die Neuwerkkirche in Goslar.Gotik
Von ca. 1250 bis 1520 prägte die Gotik die Architektur im Harz und in Mitteleuropa. Typisch für die Zeit der Gotik sind Kreuzrippengewölbe und Spitzbögen in Fenstern und Türen. Dieser Baustil ist außerdem geprägt von hohen, steilen Türmen und einer scheinbaren Auflösung der Mauern in Fenster, Tore und steinernen Schmuck. Gotische Gebäude im Harz sind u.a. der Dom St. Stephanus in Halberstadt und das Rathaus in Goslar.Renaissance
Die Renaissance dauerte im Harzgebiet von ca. 1510 bis 1620 und stellte eine Wiederbelebung antiker Kunstformen dar, welche sie sich zum Vorbild nahm. Man achtete beim Bau auf Symmetrie und betonte horizontale und vertikale Linien. Üblich für Gebäude dieser Epoche sind u.a. Rundbögen und Säulen. Im Harz finden sich zahlreiche Bauwerke im Renaissance-Stil, so z.B. das Schloß in Quedlinburg und das Rathaus in Nordhausen.Barock / Rokoko
Keine geraden Linien kennt der von ca. 1600 bis 1770 währende Barock. Alle Formen scheinen in Bewegung zu sein. In dieser Zeit wurden ovale Fenster gebaut und die Decken mit reichlich Stuck verziert. Sowohl Gebäude als auch Gärten wurden symmetrisch gestaltet. Für die Zeit des Barock gibt es zahlreiche Beispiele im Harz, so u.a. das "Kleine Schloß" in Blankenburg, das Schloß in Ballenstedt und die Marktkirche "Zum Heiligen Geist" in Clausthal-Zellerfeld.Klassizismus
In den Jahren von ca. 1770 bis 1830 erfolgte im Klassizismus wieder ein Rückgriff auf antike Formen. Die Bauwerke besitzen nur wenig Verzierungen und wirken streng, nüchtern und sparsam. Typisch für die Gebäude dieser Zeit sind die horizontale und vertikale Gliederung sowie das Giebeldreieck mit langen Säulenreihen. Vertreter des Klassizismus im Harz sind z.B. die Trink- und Wandelhalle in Bad Harzburg sowie der Obelisk im Landschaftspark Degenershausen.Historismus
In der Epoche des Historismus von ca. 1830 bis 1900 wurden wahllos alle bisherigen Baustile vermischt. Charakteristisch für diesen Zeitabschnitt ist die auf Repräsentation ausgerichtete Architektur. Es entstanden in dieser Ära auch zahlreiche Bauwerke im reinen Stil vergangener Epochen (Neoromanik, Neogotik, ...). Gebäude aus dieser Zeit sind im Harz beispielsweise das Schloß Wernigerode und die Stadtkirche in Hasselfelde.Jugendstil
Die Ära des Jugendstils dauerte ungefähr vom Jahre 1890 bis zum Jahr 1910. Typisch für diesen Baustil sind geschwungene und fließende Linien, kunstvolle Ornamente sowie Tier- und Pflanzenmotive. In den Bauwerken dieser Zeit wurden erstmals in größerem Umfang die neuen Materialien Glas und Stahl verwendet. Neben unzähligen prachtvollen Villen in vielen Harzorten stammen aus dieser Epoche auch die Traditionsbrennerei in Nordhausen und das Sanatorium Dr. Barner in Braunlage.Mischformen
Vor allem große Bauwerke wie Kirchen und Schlösser entstanden oft in einem Zeitraum von mehreren Jahrhunderten. Dadurch ist bei diesen sehr häufig eine Vermischung oder Kombination verschiedener Architekturstile zu beobachten. Ein Beispiel hierfür ist im Harz das Schloß in Herzberg mit Elementen der Spätgotik, der Renaissance und des Klassizismus.
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Weitere Informationen:
Der Fachwerkbau
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