Die Wormke

Im unteren Wormketal
Wanderweg und Dammrest der Wormketalsperre im unteren Wormketal
Die Wormke ist ein ungefähr sieben Kilometer langer Gebirgsbach im zentralen Teil des Harzes. Sie entspringt etwa vier Kilometer südöstlich des Brockengipfels auf dem Gebiet des Nationalparks Harz und mündet zwischen Elend und Königshütte in die Kalte Bode. Der gesamte Bachlauf liegt auf dem Territorium des Landkreises Harz in Sachsen-Anhalt.

Quellgebiet mit "Teich im Jakobsbruch" und Glashüttenwiese

Die Wormke entsteht aus dem Zusammenfluß zahlreicher kleiner Quellbäche im Bereich des Jakobsbruches nördlich von Schierke unweit des Erdbeerkopfes. Das weitläufige Quellgebiet befindet sich am Südosthang des Pferdekopfes und liegt ungefähr 830 bis 850 Meter über dem Meeresspiegel.

Bereits nach wenigen hundert Metern speist die Wormke nordwestlich des Erdbeerkopfes den "Teich im Jakobsbruch" an der Glashüttenwiese. Dort befand sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Standort einer Glashütte, von welcher in unseren Tagen noch einige Fundamentreste erhalten geblieben sind. Die Anlage wurde mit dem im benachbarten Hochmoor des Jakobsbruchs gewonnenen Torf betrieben und der benötigte Sand auf dem "Glashüttenweg" antransportiert. Dieser einstige Wirtschaftsweg gehört heute zu den beliebtesten Wanderwegen zwischen Schierke und Hohnekamm und weist eine gute Ausschilderung auf.

Jenseits der Glashüttenwiese fließt die Wormke dem Geländeverlauf folgend zunächst nördlich und dann östlich um den Erdbeerkopf herum. Am Fuße des Osthangs dieses Berges befindet sich die markante Wegkreuzung "Spinne". Hier treffen zahlreiche bedeutende Wanderwege aus Schierke, Drei Annen Hohne und dem Hohnekamm aufeinander.

Wormkegraben

An der "Spinne" wird der Wormke das Wasser abgegraben - und das nun schon seit vielen Jahrhunderten. Auf einer Höhe von etwa 750 Metern über dem Meer zweigt an diesem Standort der auch "Wormsgraben" genannte Wormkegraben ab. Dieser rund zweieinhalb Kilometer lange Hanggraben verbindet die Wormke mit dem Zillierbach, in welchen er nördlich des Löwenzahnpfades einmündet. Der Graben leitet einen erheblichen Teil des bis dahin in der Wormke gesammelten Wassers um.

Wann genau der Wormkegraben angelegt wurde, ist nicht überliefert. Forscher vermuten für seine Errichtung einen Zeitraum zwischen dem 12. und dem 14. Jahrhundert. Der Wassergraben bestand auf jeden Fall aber bereits im Spätmittelalter. Im Jahre 1465 fand er Erwähnung in einem der Nachwelt erhaltenen Schriftstück.

Der Bau des Wormkegrabens erforderte einen enormen Aufwand, weshalb es einen guten Grund geben musste, dieses Werk in Angriff zu nehmen. Die Anzapfung der wasserreichen Wormke bedeutete große Mengen zusätzlichen Aufschlagwassers für die Wassermühlen entlang des Zillierbachs und der Holtemme. Etwa zwei dutzend dieser Gewerbebetriebe profitierten von der gesteigerten Verfügbarkeit des kostbaren Nasses. Ab dem frühen 17. Jahrhundert trieb das zusätzliche Wormkewasser außerdem die Kunsträder mehrerer Bergwerke im Bereich des Zillierbaches an, so z.B. auf dem Areal der heutigen Zillierbachtalsperre. Zeitweilig nutzte man den Wormkegraben auch als Wasserlieferant sowie Transportweg für die Flößerei. Darüber hinaus sicherte der Graben vor allem für die Stadt Wernigerode die Versorgung mit hochwertigem Trinkwasser.

Wer heutzutage am Wormkegraben entlang wandert, wird das Gewässer zumindest auf den ersten Blick wohl nicht von seinen natürlichen Geschwistern unterscheiden können. Der historische Wassergraben fügt sich inzwischen derart nahtlos in die Landschaft ein, dass sein ursprünglich künstlicher Charakter über weite Strecken kaum noch erkennbar ist.

Der weitere Bachverlauf

Unterhalb der Wegkreuzung "Spinne" fließt die Wormke weiter durch das von ihr im Laufe der Jahrtausende selbst geschaffene Tal in Richtung Südosten. Anfangs wird der wilde Gebirgsbach noch in einiger Entfernung von einem Wanderweg begleitet. Nach etwa 800 Metern unterquert sie das Gleis der Brockenbahn und nach einem weiteren Kilometer die Landstraße zwischen Drei Annen Hohne und Schierke. Etwas weiter talwärts trifft der Bach nach wenigen hundert Metern auf das Gleis der Harzquerbahn. Anschließend fließt die Wormke südlich am Steuerkopf vorbei, verläßt dann das Gebiet des Nationalparks und tritt in das untere Wormketal ein.

Mandelhölzer Teich (Wormketalsperre)

Im unteren Bereich des Wormketales befand sich einst auf einer Höhe von ungefähr 480 Metern über dem Meer ein bedeutendes künstliches Staugewässer. Dieses wurde vermutlich gegen Ende des 15. Jahrhunderts errichtet und war seinerzeit unter den Bezeichnungen Mandelhölzer Teich sowie Wormketalsperre bekannt. Der Teich diente als Wasserspeicher für die Kunsträder der flußabwärts gelegenen Bergwerke und Hüttenbetriebe. Eine Umgestaltung des Dammbauwerkes erfolgte in den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts. In dieser finalen Ausbaustufe war der Wormkedamm etwa 10 Meter hoch und ca. 115 Meter lang und die Dammkrone rund acht Meter breit.

Für viele weitere Jahrzehnte erfüllte die kleine Talsperre ihren Zweck, ehe am 22. Juli 1855 nach einem starken Unwetter das Unheil seinen Lauf nahm. Der Überlauf des Staubauwerkes konnte die Wassermassen nicht mehr bewältigen und es kam zum Dammbruch. Die Folge waren großflächige Überflutungen und Zerstörungen am Unterlauf der Wormke und der Kalten Bode im Bereich der Siedlungen Neue Hütte, Rothehütte, Lüdershof und Königshof, welche heute alle Teile von Königshütte sind. In den Straßen dieser Ortschaften stand das Wasser mehr als einen Meter hoch.

Nach der Katastrophe wurde der Wormkedamm nicht wieder neu aufgebaut. Der Versuch einer Zähmung und Nutzung des wilden Gebirgsbaches war mit dem Bruch des Staudammes gescheitert. Die Reste dieses Bauwerkes sind noch in unseren Tagen gut zu erkennen. Der gebrochene Teichdamm stellt heute eine wichtige Station auf dem örtlichen montangeschichtlichen Rundwanderweg dar.

Im Laufe der Zeit haben hohe Bäume sowie diverse kleinere Gewächse die Krone und den Hang des historischen Dammes erobert. Der genannte Wanderweg führt direkt durch die Bruchstelle hindurch. Eine Hinweistafel an diesem Ort versorgt Sie mit Hintergrundinformationen zur Wormketalsperre und dem verheerenden Unglückstag.

Bergbau

Unterhalb des einstigen Mandelhölzer Teiches befindet sich am Ausgang des Wormketales ein kleineres historisches Bergbaurevier. Hier erfolgte in diversen Bergwerken der Abbau von Eisenerz und in unmittelbarer Nachbarschaft auch dessen Weiterverarbeitung.

In unseren Tagen künden zahlreiche Pingen, verlassene Mundlöcher und kleine Gewässer in den Restlöchern als stumme Zeugen von dieser Bergbauvergangenheit. Die ehemaligen Erzgruben "Blanke Wormke" und "Bunte Wormke" wurden im Jahre 1973 als Naturdenkmal unter Schutz gestellt. Diese Maßnahme diente dem Erhalt der einmaligen geologischen Aufschlußverhältnisse des im Wormker Revier anzutreffenden Mittelharzer Lagerstättentyps.

Mündung in die Kalte Bode

Am Weiler Mandelholz mündet die Wormke in die Kalte Bode bzw. in den Mandelholzstausee, welcher die offizielle Bezeichnung "Hochwasserrückhaltebecken Kalte Bode" trägt. Je nach Wasserstand in dieser Talsperre ergießt sich die Wormke direkt in das Staugewässer oder sie vereinigt sich vorher mit dem bekannten Harzfluß. Von der Quelle bis zur Mündung hat das Wasser der Wormke einen Höhenunterschied von rund 390 Metern überwunden, was im Durchschnitt etwa 58 Meter pro Flußkilometer entspricht.

Wandern an der Wormke

Der Gebirgsbach durchquert auf seinem Weg ins Tal eine vielseitige naturnahe Landschaft, welche zwischen Quelle und Mündung mehrfach ihr Antlitz wechselt. Neben dem Gewässer entlang zu wandern ist daher durchaus attraktiv. Leider gibt es (noch) keinen Wanderweg, welcher die Wormke über ihren gesamten Verlauf hinweg begleitet.

Dennoch finden Sie interessante Wanderrouten im Umfeld des wilden Baches vor. Dieser kreuzt an mehreren Stellen den Harzer Hexenstieg, so z.B. im Bereich des Erdbeerkopfes und am Beginn des unteren Wormketales.

Am Oberlauf verläuft der Glashüttenweg stellenweise in Hör- und Sichtweite des Baches, teilweise aber auch in etwas größerer Entfernung. Jenseits der Wegkreuzung Spinne begleitet auf mehreren hundert Metern Länge der Wanderweg in Richtung Quesenbank und "Stern" den Gebirgsbach. Anschließend setzt die Wormke ihren Weg auf einer Strecke von etwa zweieinhalb Kilometern weitestgehend allein fort.

Erst südöstlich des Steuerkopfes trifft die Wormke auf den gut ausgebauten Weg "Alte Elbingeröder Straße". Dort kreuzt der Bachverlauf auch die Alternativroute des Harzer Hexenstiegs. Im weiteren Verlauf begleitet ein schöner Wanderweg den Bach bis Mandelholz, allerdings in teilweise recht gebührendem Abstand, so dass das Wasser meist nicht zu sehen und auch nicht zu hören ist. Nahe des oben erwähnten einstigen Bergbaureviers können Sie die Wormke auf einer kleinen Brücke überqueren.

Anreise

Den Oberlauf der Wormke können Sie nur erreichen, wenn Sie bereit sind, einen längeren Fußweg anzutreten. Als mögliche gute Ausgangspunkte hierfür eignen sich der Bahnhof Schierke oder der Parkplatz im Ortszentrum. In ersterem Fall folgen Sie nordöstlich der Bahnanlage dem dortigen Wanderweg und der Beschilderung in Richtung Spinne, Glashüttenweg bzw. Hohnekamm. Vom Parkplatz im Zentrum von Schierke unweit der Kirche gehen Sie über den Pfarrstieg zum Ahrensklint und anschließend zum Glashüttenweg.

Alternativ können Sie auch von der Straßenkreuzung "Stern" den Ackerweg über die Quesenbank zur Spinne laufen und dann z.B. an der Wormke entlang bis zur Glashüttenwiese und der dortigen Glashüttenruine. Eine schöne, aber bereits etwas längere Wanderung hat die Siedlung Drei Annen Hohne als Startpunkt. Sie folgen in diesem Fall dem Harzer Hexenstieg entlang des Wormkegrabens über den Trudenstein bis zur Spinne.

Deutlich einfacher gestaltet sich dagegen ein Besuch des Bachunterlaufes und des Mündungsbereiches der Wormke. Sie nutzen hier entweder den an der Bundesstraße 27 zwischen Königshütte und Elend gelegenen Parkplatz am Restaurant in Mandelholz oder die nahe Parkfläche an der Bastsiedlung. Neben dem Wormketal gibt es im näheren Umfeld noch zahlreiche weitere schöne Wandermöglichkeiten.


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Weitere Informationen:
Der Harzer Hexenstieg | Die Holtemme | Die Kalte Bode | Die Talsperre Mandelholz | Bäche und Flüsse im Harz | Wandern im Harz

In der näheren Umgebung befinden sich:
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