Die Paternosterklippe
Das Areal der Granitklippe umfasst neben dem über einen Weg erreichbaren Standort mit der herrlichen Aussicht noch diverse weitere Felsformationen. Aus diesem Grund wird der Name auch oft in der Mehrzahl genannt und dementsprechend von den "Paternosterklippen" gesprochen. Die Felsen werden allgemein in den Bereich um den Aussichtspunkt sowie in die nordwestlich davon gelegene Obere und in die sich daran anschließende Untere Paternosterklippe unterteilt.
Größe und Lage
Sie finden die Paternosterklippe im Landkreis Harz auf der Ostseite des Ilsetals etwa drei Kilometer südwestlich des Stadtzentrums von Ilsenburg und rund acht Kilometer westlich von Wernigerode. Die nur wenige dutzend Meter breite Felsformation gehört geologisch zum Brockenmassiv. Sie erstreckt sich über eine Länge von rund einhundert Meter und verläuft annähernd von Nordwesten nach Südosten, wobei nur der oberste Bereich mit dem Aussichtspunkt zugänglich ist. Diese Stelle mit Blick zum Gipfel des höchsten Berges im Harz liegt - Luftlinie - lediglich dreihundert Meter östlich des Flussbettes der Ilse.Der Aussichtspunkt
Der Weg zur Paternosterklippe lohnt sich besonders auf Grund des von hier möglichen malerischen Ausblicks auf die Harzer Berge. Vom Aussichtspunkt können Sie bei entsprechenden Wetterverhältnissen vor allem in Richtung Südwesten ein beeindruckendes Panorama genießen. Sie sehen z.B. in das zu Ihren Füßen liegende Ilsetal sowie über die bewaldeten Höhenzüge und Täler des Hochharzes hinweg bis zum alles überragenden Brockengipfel, welcher weniger als sechs Kilometer von diesem Standort entfernt ist. Leider verhindert die üppige Vegetation weitestgehend eine Sicht in die anderen Richtungen.Der Bereich direkt an der markanten, auch auf dem Bild ersichtlichen Gesteinsformation kann - auf eigene Gefahr - weitestgehend risikolos betreten werden. Das Umfeld ist allerdings nicht gesichert und ein Aufenthalt an diesem Ort erfordert daher erhöhte Aufmerksamkeit. Dies gilt natürlich in besonderem Maße, wenn Sie mit Kindern unterwegs sind.
Der Bereich mit dem auffälligen Granitblock, welcher bereits vom Wanderweg aus zu sehen ist, stellt aber nur einen kleinen Teil des Areals der Paternosterklippe dar. Etwas weiter rechts davon befinden sich mit der Unteren und der Oberen Paternosterklippe weitere größere und höhere Felsformationen. Aus Sicherheitsgründen sollten Sie nicht versuchen, dort hinaufzuklettern. Dies gilt auch für das weitere Areal rund um die Paternosterklippe, denn der Fels fällt hier beinahe senkrecht ins Ilsetal ab.
Die Namensherkunft
Die Felsformation weist eine recht eigentümliche Bezeichnung auf, welche viele Menschen nach einer Erklärung suchen lässt. "Pater noster" bedeutet auf Latein "Vater unser" - was den Ort für ein Gebet nahelegt. Doch wer oder was veranlasste die Menschen hier zu einem "Gespräch mit Gott"?Als Paternoster wird auch eine altertümliche Personenbeförderungsanlage in Gebäuden bezeichnet. Man kann mit dieser fahrstuhlähnlichen Vorrichtung fast ohne Wartezeit in kurzer Zeit von den oberen Etagen bis in den Keller fahren. Die Benutzung ist dabei für Menschen ohne körperliche Beeinträchtigungen relativ gefahrlos. Hier offenbart sich also zunächst kein Grund für ein Stoßgebet.
Der Granitfelsen hoch über dem Ilsetal im Harz dagegen kann in Sachen Sicherheit da allerdings nicht mithalten. Selbst für junge und sportliche Leute haben die Gesteinsformationen ihre nicht sofort offensichtlichen Tücken. Wer an der Paternosterklippe den Weg verlässt und nicht aufpasst - was Sie hoffentlich niemals tun werden - gelangt so möglicherweise unfreiwillig in kürzester Zeit in die Tiefe.
Im Unterschied zum Paternosteraufzug geht es nach solch einem Sturz von der Felskante jedoch anschließend nicht gleich wieder aufwärts. Die offiziell "Personen-Umlaufaufzug" genannte technische Anlage scheidet somit als möglicher Namensgeber für die Paternosterklippen wohl aus.
Mit den bereits genannten Stichworten "Gebet" und "Sturz" ist die Antwort auf die Frage nach der Herkunft des Namens jedoch gar nicht mehr so weit entfernt - jedenfalls dann, wenn man der sich um die Klippen rankenden Sage Glauben schenken mag.
Die Sage von den Paternosterklippen
Vor langer Zeit überfielen Raubritter das Nonnenkloster in Drübeck und raubten alles, was ihnen wertvoll erschien. Einigen der Nonnen gelang die Flucht nach Ilsenburg, wo ein Mönch des dort befindlichen Benediktinerklosters sie aufnahm. Doch die Raubritter waren den gottesfürchtigen Frauen gefolgt, denn sie vermuteten bei ihnen noch diverse Schätze. Daher führte der Mönch die Nonnen auf verschlungenen Pfaden in das Gebirge hinein, um dort Schutz zu finden.Doch die Verfolger setzten ihnen nach und holten sie jenseits des Ilsesteins an einer steilen Felsklippe ein. Auf der einen Seite standen die Raubritter, auf der anderen Seite gähnte ein Abgrund. Der Mönch und die Nonnen knieten sich nieder zu einem letzten Gebet - dem Vaterunser, welches in der damaligen Kirchensprache Latein "Paternoster" genannt wurde. Anschließend stürzten sie sich gemeinsam in die Tiefe.
Die Felsklippen werden seit jener Zeit Paternosterklippen genannt. Ein besonders markanter Felsblock erinnert mit ein wenig Phantasie an den in leicht gebückter Haltung betenden Mönch.
Die Paternosterklippe als Kletterfelsen
In längst vergangenen Tagen nutzten die Menschen einige Teile der Paternosterklippe als Kletterfelsen. Die Granitwand ragt schließlich bis zu 20 Meter senkrecht empor, was ein entsprechendes Interesse weckte. Dem heutigen Schutzstatus zufolge ist jedoch schon seit längerer Zeit eine derartige Betätigung im gesamten Gebiet um die Felsformation ganzjährig untersagt. Im Harz finden Sie aber noch eine Vielzahl an ähnlichen Felswänden, an welchen der Klettersport weiterhin ausgeübt werden kann.Schutzstatus
Das Gelände der Paternosterklippen gehört zum Nationalpark Harz und dort zum Nationalparkrevier Scharfenstein. Rund um die Granitformation gilt demzufolge das in diesem Schutzgebiet übliche Wegegebot. Offiziell betreten dürfen Sie daher nur den durch einen Pfad mit dem Hauptwanderweg verbundenen Aussichtspunkt mit der auffälligen, leicht zum Weg hin geneigten Felssäule.Wandern zur Paternosterklippe
Sie erreichen die aus Ilsestein-Granit bestehende Felsformation nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad über den bequemen, vom Ilsestein zur "Plessenburg" führenden Wanderweg. Die Paternosterklippe liegt direkt am Wegesrand rund einen Kilometer südwestlich dieser Granitformation und etwa zwei Kilometer von genanntem Gasthaus entfernt. Auf dem beschriebenen Wegabschnitt erwartet Sie ein nur geringer Höhenunterschied sowie ein überwiegend fester Untergrund.Als Ausgangspunkt der Wanderung eignet sich gut der kostenpflichtige Parkplatz am Kletterwald am Ausgang des Ilsetals. Sie folgen dort entweder der Beschilderung zum Ilsestein und setzen von diesem Felsen aus den Weg einfach weiter bis zur Paternosterklippe fort. Alternativ gehen Sie den ebenfalls sehr empfehlenswerten Weg durch das Ilsetal und nehmen dann die Route durch das Loddenketal zur Felsklippe.
In der warmen Jahreszeit können Sie außerdem mit dem "Ilsetaler", einer öffentlichen Busverbindung im Ilsetal, bis zum Gasthaus Plessenburg fahren und von dort bis zur Paternosterklippe wandern. Der Bus fährt nur ungefähr im Zeitraum von Mai bis Oktober und nicht an Montagen, Sonntagen und Feiertagen. Wenn Sie im Besitz eines "Harzer-Urlaubs-Tickets" sind, fallen in diesem Fall für eine Fahrt mit dem "Ilsetaler" keine zusätzlichen Kosten an. Dieses Ticket erhalten Sie, wenn Sie im Harz übernachten und Kurtaxe bezahlt haben. Den aktuellen Busfahrplan finden Sie auf der unten verlinkten Webseite der Tourismus GmbH Ilsenburg.
Wandertipp - Von der Plessenburg über die Paternosterklippe zum Kloster Ilsenburg
Die hier vorgestellte Wanderroute führt Sie weit oben am Osthang des Ilsetales entlang und ist ungefähr fünf Kilometer lang. Der Höhenunterschied zwischen dem Start- und dem Zielpunkt beträgt etwa 270 Meter, welche Sie insgesamt bergab gehen.Für die Gesamtstrecke sollten Sie ungefähr zwei Stunden einplanen, auch wenn die reine Wanderzeit deutlich kürzer sein wird. Allerdings bietet der Wanderweg neben diversen von der Natur geschaffenen Attraktionen unterwegs immer wieder zahlreiche malerische Ausblicke auf die umgebende Gebirgslandschaft sowie weit hinein in das angrenzende nördliche Harzvorland. Voraussetzung für diese Wanderung ist eine Anfahrt mit der zum öffentlichen Personenverkehr zählenden Buslinie des "Ilsetalers" zum Gasthaus Plessenburg.
Vom Startpunkt aus führt Sie der leicht begehbare Weg bei kaum merklichem Gefälle zunächst fast schnurgerade zur Paternosterklippe und anschließend auf kurvenreicher Strecke zum Ilsestein. Sie setzen von dort die Tour fort und gelangen nach zahlreichen Richtungsänderungen nach etwa einem Kilometer zu einer Schutzhütte. Diese bietet Ihnen eine gute Gelegenheit für eine Pause mit Blick auf Ilsenburg und das nördliche Vorland des Gebirges.
Anschließend gehen Sie noch etwa einhundert Meter weiter den Weg in nördlicher Richtung am Hang entlang und biegen dann links ins Ilsetal ab. Je näher Sie nun der Stadt Ilsenburg kommen, desto deutlicher wird das Gefälle der Wegstrecke. Bis zum Ziel sind vom Abzweig noch etwa 130 Höhenmeter zu überwinden.
Nach ungefähr einem weiteren Kilometer Fußweg haben Sie dann die Ilse erreicht. Sie überqueren hier nicht die Brücke, sondern bleiben weiterhin auf dem Weg am linken Flussufer und gehen auf diesem zum wenige hundert Meter entfernten Schloß und Kloster Ilsenburg. Alternativ können Sie als letztes Wegstück dieser Wanderung auch einen der Wege durch den östlich angrenzenden Schloßpark nehmen. Vom Kloster führen mehrere Wege weiter ins nahe Stadtzentrum.
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Weitere Informationen:
Ilsenburg
| Der Ilsestein
| Die Ilse
| Das ehemalige Benediktinerkloster in Ilsenburg
| Sagen aus dem Harz
| Wandern im Harz
| Der Nationalpark Harz
externer Link:
Der Fahrplan des "Ilsetalers"
In der näheren Umgebung befinden sich:
Das Ilsetal
| Die Ilsefälle
| Die Burgruine auf dem Ilsenstein
| Die Steinerne Renne
| Die Sonnenklippen
| Die Wolfsklippen
| Die Zeterklippen
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