Die Untertage-Verlagerung "Ör"

Der Eingang zur Jettenhöhle  
Historische Aufnahme des Eingangsbereichs der Jettenhöhle  
Große Naturhöhlen gehörten am Ende des Zweiten Weltkrieges zu den bevorzugten Standorten für Untertage-Verlagerungen von kriegswichtigen Fabriken. Eine dieser von der Natur geschaffenen Hohlräume im Fels, welcher entsprechende Aufmerksamkeit auf sich zog, war die Jettenhöhle im heutigen Naturschutzgebiet Hainholz unweit von Osterode.

Die Jettenhöhle im Gipskarst des Südharzes sollte Produktionsanlagen der Göttinger Firma Rinkel GmbH aufnehmen. Um dort verborgen vor den Blicken der Piloten der alliierten Flugzeuge feinmechanische Geräte herzustellen, wollte man eine Fläche von 2500 Quadratmetern umgestalten. Das derart projektierte Areal der Untertage-Verlagerung erstreckt sich auf ungefähr die Hälfte des bekannten und begehbaren Teils der Höhle. Auf Grund ihres Standortes in einer Naturhöhle gab man der geplanten untertägigen Rüstungsfabrik mit "Ör" einen dem Verschlüsselungsschema entsprechenden numismatischen Decknamen.

Um die Hohlräume im Gipsgestein den Erfordernissen einer unterirdischen Fabrik anzupassen, erfolgte am 22. Dezember des Jahres 1944 die Sperrung der damals noch frei zugänglichen Jettenhöhle. All diese Maßnahmen erfolgten unter höchster Geheimhaltung, so dass die ortsansässige Bevölkerung von den Vorbereitungsarbeiten nichts bemerkte.

Der Kriegsverlauf sorgte dafür, dass die erst spät projektierte U-Verlagerung "Ör" über die Planungsphase nicht hinaus kam. Am Höhleneingang und in seinem näheren Umfeld deutet in unseren Tagen nichts auf seinerzeit erfolgte bauliche Maßnahmen zur Umgestaltung dieser Gipskarsterscheinung hin. Ob die wenigen Spuren menschlicher Aktivitäten im Höhlenbereich mit der geplanten Rüstungsfabrik im Zusammenhang stehen, läßt sich heute nicht mehr zweifelsfrei verifizieren.

Die möglichen Überreste der Untertage-Verlagerung "Ör" können nicht besichtigt werden. Der Eingang zur Jettenhöhle befindet sich im Naturschutzgebiet Hainholz abseits der Wege und kann schon aus diesem Grund nicht betreten werden. Des Weiteren stellt die Gipshöhle ein Refugium für verschiedene geschützte Fledermausarten dar. Diese Tiere überwintern in der Höhle. Auch aus diesem Grund sollten Sie den von der Natur geschaffenen Hohlraum im Gipsgestein nicht aufsuchen.


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Weitere Informationen:
Die Jettenhöhle | Das Naturschutzgebiet Hainholz | Untertage-Verlagerungen und andere Geheimprojekte im Harz

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