Aus der Geschichte der Stadt Nordhausen
Die Siedlung wuchs in der Folgezeit schnell an, besonders seit der Gründung eines Frauenstiftes durch Mathilde im Jahre 961. Ab der Jahrtausendwende wurde Nordhausen zum Wallfahrtsort, nachdem dieses Stift einen Splitter aus dem Kreuz von Jesus Christus und damit eine bedeutende religiöse Reliquie erhalten hatte.
Die Entwicklung Nordhausens war von dieser Zeit an den adligen Herrschern der Umgebung ein Dorn im Auge. Diese sahen in der aufstrebenden Stadt einen gefährlichen Konkurrenten. Es kam zu ersten Übergriffen auf Nordhausen und der Bau einer wehrhaften Stadtmauer wurde unumgänglich.
Die Stadt durchlebte im Hochmittelalter unruhige Zeiten. Der Welfen-Herzog "Heinrich der Löwe" erhielt von Kaiser Friedrich I. aus dem Geschlecht der Staufer den Auftrag, das Frauenstift samt Besitz zu beschützen. Doch bald kam es zum Zerwürfnis zwischen den beiden Adelshäusern. Sie bekämpften sich und "Heinrich der Löwe" ließ im Jahre 1180 die Stadt Nordhausen niederbrennen. Um den blutigen Konflikt zwischen den beiden bedeutenden Adelsgeschlechtern zu beenden, schaltete sich schließlich sogar der Papst ein. Er organisierte eine Hochzeit, welche beide Häuser miteinander verbinden sollte. Am 22. Juli 1212 war es soweit - der Welfe Otto IV. heiratete die erst 14jährige Beatrix von Hohenstaufen. Doch die Ehe stand unter keinem glücklichen Stern. Bereits vier Tage später starb die mit der Situation völlig überforderte Beatrix durch eigene Hand.
Im Jahre 1220 erhob Friedrich II. Nordhausen zur Freien Reichsstadt. Verschiedene religiöse Orden gründeten Niederlassungen in der Stadt. 1430 wurde Nordhausen Mitglied der Hanse.
Die räumliche Nähe zum Zentrum von Reformation und Bauernkrieg ließ auch Nordhausen nicht unbeeinflußt. In der St.-Petri-Kirche hielt ein Gefolgsmann Martin Luthers im Jahre 1522 die erste protestantische Predigt in Thüringen und somit eine der ersten in ganz Deutschland. Bereits im Jahre 1524 trat die Freie Reichsstadt zur neuen evangelischen Glaubensrichtung über. Zu dieser Zeit hielt sich auch der Bauernführer Thomas Müntzer in Nordhausen auf.
Ebenso wie die gesamte Region wurde auch Nordhausen durch den 30jährigen Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen. Zunächst konnte sich die Stadt noch durch geschickte Diplomatie aus dem unmittelbaren Kriegsgeschehen heraushalten. Sie unterstützte außerdem heimlich die Partisanenbewegung der Harzschützen, indem sie den Aufständigen Zuflucht gewährte und deren Kampf gegen die marodierenden Söldner aller Seiten finanzierte. Um das Jahr 1630 wendete sich aber das Blatt. Die Harzschützen wurden zerschlagen und die Stadt Nordhausen immer wieder von verschiedenen Kriegsparteien besetzt. Es kam bis zum Ende des 30jährigen Krieges wiederholt zu den üblichen Plünderungen, der Erpressung von hohen Geldzahlungen, Akten von Raub, Vandalismus und Mißhandlungen.
Großes Leid brachte auch der Siebenjährige Krieg über Nordhausen. Abwechselnd besetzten Franzosen und Preußen die Stadt, erpressten Geld von der Bürgerschaft, plünderten die Vorräte, nahmen Geiseln mit und zerstörten Gebäude. Die Verluste für die Freie Reichsstadt beliefen sich auf etwa 250.000 Taler.
Mit der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation verlor Nordhausen seinen Status als Freie Reichsstadt. Die Stadt wurde dem Königreich Preußen angegliedert und gehörte während der napoleonischen Fremdherrschaft zum kurzlebigen Königreich Westfalen. In den 1830er Jahren florierte in Nordhausen das Schmugglerwesen. Die Stadt lag direkt an der Grenze zum Königreich Hannover, in welchem auf diverse Genußmittel ein deutlich geringerer Steuersatz erhoben wurde als auf preußischem Gebiet. Vor allem ärmere Bewohner Nordhausens waren bemüht, diese Waren im Nachbarland günstig einzukaufen, sie unbemerkt über die Grenze zu schaffen und von der Steuerdifferenz zu profitieren. Der preußische Staat setzte seinerseits Grenzsoldaten ein, welche genau dies verhindern sollten. Häufig kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den Schmugglern und den Soldaten. Diese hatten oft einen blutigen Verlauf und arteten teilweise in offene Revolten gegen die Staatsmacht aus. Erst mit der Einverleibung des Königreichs Hannover in das Königreich Preußen im Jahre 1866 endete die Schmuggelei in Nordhausen.
Im Verlauf der Jahrhunderte wurde Nordhausen immer wieder von verheerenden Stadtbränden heimgesucht. Die unkontrollierbaren Feuer wüteten u.a. in den Jahren 1234, 1540, 1612, 1686, 1710 und 1712 und vernichteten dabei jeweils einen Großteil der vorhandenen Bausubstanz. Doch keine dieser Katastrophen war vergleichbar mit jenem von Menschenhand entfachten Feuersturm des 3. und 4. April 1945. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Nordhausen den Zweiten Weltkrieg beinahe unbeschadet überstanden. Die amerikanischen Truppen standen schon unweit der Stadt, als britsche Bomberverbände an den genannten Tagen innerhalb nur jeweils weniger Minuten fast die gesamte Stadt dem Erdboden gleichmachten. Während Militär- und Industrieanlagen verschont blieben, versanken rund 10.000 Wohnungen und unzählige historische Gebäude in Schutt und Asche. Rund 8.800 Menschen fanden bei diesen beiden Angriffen den Tod.
In der Nachkriegszeit erfolgte eine deutliche Umgestaltung des Stadtzentrums. Einige symbolträchtige Bauwerke wie das völlig ausgebrannte Rathaus und der stark beschädigte Dom wurden wieder aufgebaut bzw. restauriert. Die meisten Ruinen aber mußten einer neuen Stadtplanung weichen, so daß Nordhausen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein vollkommen anderes Antlitz erhielt.
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Weitere Informationen:
Nordhausen
| Der Stadtplan von Nordhausen
| Der Dom "Zum Heiligen Kreuz"
| Das Rathaus
| Die Stadtmauer von Nordhausen
| Die Harzschützen
| Der 30jährige Krieg
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