Der Ernst-August-Stollen

Das Mundloch des Ernst-August-Stollens in Gittelde  
Das Portal am Mundloch des Ernst-August-Stollens wurde im Stil der Neoromanik erbaut.  
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts drangen die Bergwerke im Oberharz in immer größere Tiefen vor. Daher brachte der im Jahre 1799 vollendete Tiefe Georg-Stollen, welcher die Probleme bei der Entwässerung der Erzgruben des Burgstätter, Rosenhöfer und Silbernaaler Revieres nachhaltig lösen sollte, nur kurzzeitig die erhoffte Entlastung.

Aus diesem Grund wurde bereits im Jahre 1803 mit dem Bau eines nochmals rund 115 Meter tiefer gelegenen Wasserlösungsstollens begonnen. Dieses "tiefe Wasserstrecke" genannte Stollensystem wurde im Jahre 1835 fertiggestellt und war insgesamt ca. 6700 Meter lang. Es verband zahlreiche Erzgruben des Burgstätter, Zellerfelder und Rosenhöfer Zuges miteinander. In der Grube Silbersegen wurde das Wasser auf das Niveau des Tiefen Georg-Stollens angehoben und anschließend durch diesen aus dem Berg herausgeleitet.

Nach langen Überlegungen wurde im Jahre 1850 der Entschluß gefaßt, einen weiteren Wasserlösungsstollen zu bauen, welcher das Wasser aus der "tiefen Wasserstrecke" ohne den Einsatz zusätzlicher Hubanlagen aus dem Gebirge herausführen konnte. Als Ort für das Mundloch dieses Stollens wurde die Siedlung Gittelde am westlichen Harzrand auserkoren. Das Bauwerk selbst sollte nach dem damaligen hannoverschen König Ernst August benannt werden.

Der Baubeginn für den Ernst-August-Stollen war am 21. Juli 1851. Von insgesamt 10 auf der Strecke verteilten Orten wurde der Wasserlösungsstollen in das Gestein hineingeschlagen. Die Maße des Stollens betrugen in der Höhe bis zu 2,50 Meter und in der Breite maximal 1,60 Meter. Zum Bau des Ernst-August-Stollens mußten etwa 1.500.000 Bohrlöcher in den Fels getrieben werden, welche aneinandergereiht eine Gesamtlänge von ca. 500 Kilometern gehabt hätten. In diese Löcher verbrachten die Arbeiter rund 2000 Zentner (100 Tonnen) Pulver, um das Gestein wegzusprengen. Der letzte Durchschlag erfolgte am 22. Juni des Jahres 1864, so daß statt der geplanten Bauzeit von 22 Jahren das große Bauwerk in nur wenig mehr als der Hälfte dieser Zeit vollendet werden konnte.

Der Ernst-August-Stollen konnte nach seiner Fertigstellung eine Länge von 5432 Lachtern (etwa 10.430 Meter) aufweisen. Das gesamte Stollensystem einschließlich der "tiefen Wasserstrecke" und diverser Querverbindungen brachte es auf einen Gesamtumfang von stolzen 11.819 Lachtern. Damit war der Ernst-August-Stollen seinerzeit der längste Wasserlösungsstollen überhaupt.

Bereits seit dem Jahre 1833 fand die "tiefe Wasserstrecke" zusätzlich auch als unterirdischer Wasserweg zum Transport des Erzes in speziellen Kähnen Verwendung. Mit der Vollendung des Stollens konnte auch dieser untertägige Erztransport erweitert werden. Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden auf diese Weise täglich etwa 270 Tonnen Erz befördert.

Da die Oberharzer Erzgruben nach der Fertigstellung des Ernst-August-Stollens weiter immer tiefer in das Gebirge vorstießen, wurde bald ein noch weit unter dem Niveau dieses Wassertunnels liegender Stollen notwendig. Diese "tiefste Wasserstrecke" verlief nochmals etwa 230 Meter unterhalb des nach dem König benannten Stollens durch das Gestein der Harzer Berge. Das dort gesammelte Wasser wurde auf die Höhe des Ernst-August-Stollens heraufgepumpt und durch diesen in das westliche Harzvorland nach Gittelde abgeleitet.

Damit waren im Oberharz alle Möglichkeiten der Grubenentwässerung ausgereizt. Bis zur Einstellung des Bergbaus erfüllten diese Wasserlösungsstollen aber sehr zuverlässig ihren Dienst.


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