Die Heimkehle

In der Heimkehle  
Höhlensee in der Heimkehle  
Die Heimkehle bei Uftrungen gehört zu den imposantesten Karsterscheinungen in dem an natürlichen Attraktionen sehr reichen Südharzer Gipskarstgebiet. Sie ist die größte Gipshöhle in Europa und befindet sich im Reesberg, einem Ausläufer des Höhenzuges "Alter Stolberg" an der Landesgrenze zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt. Die beliebte Schauhöhle beeindruckt durch ihre außergewöhnlich großen Hohlräume und die zahlreichen Höhlenseen. Sie entstand in Verlauf von mehreren hunderttausend Jahren durch das Wasser der nahegelegenen Flüsse Thyra, Krebsbach und Krummschlacht. Des Weiteren stellt die Heimkehle ein einzigartiges Refugium für rund 5000 Fledermäuse dar. Für etwa 15 Arten dieser fliegenden Wesen ist sie das größte Winterquartier in der Südharzregion.

Ein heute unzugänglich im Wald versteckter großer Natureingang gewährte seit Menschengedenken Zugang zur Heimkehle. Diese Öffnung im Berg mit dem sich anschließenden Hohlraum wurde erstmals im Jahre 1357 im Zusammenhang mit Grenzmarkierungen urkundlich erwähnt. Der natürliche Eingang beeinflußt das Höhlenklima in den eingangsnahen Bereichen entscheidend mit. Heutige Besucher betreten und verlassen die Heimkehle jedoch durch künstlich in den Berg getriebene Stollen.

In der Heimkehle konnten im Verlauf der Jahrhunderte mehr als 2000 Meter Wegstrecke erkundet werden. Davon sind etwa 750 Meter für Besucher erschlossen und von diesen derzeit ungefähr 600 Meter im Rahmen einer Führung zugänglich. Auch in jüngerer Zeit entdeckten Höhlenforscher im Inneren des Berges immer wieder neue Hohlräume. Daher ist das gesamte Ausmaß der Karsthöhle bis heute unbekannt.

Besonders beeindruckend ist der größte aller unterirdischen Räume der Heimkehle - der "Große Dom". Er mißt 22 Meter in der Höhe und 65 Meter im Durchmesser. Doch auch die Höhlenseen faszinieren wohl jeden Gast dieser bizarren Welt unter Tage. Im Thyrasee kann mit Unterwasserscheinwerfern ein Teil der unterirdischen Fortsetzung des Sees beleuchtet werden - ein wahrhaft eindrucksvolles Erlebnis.

Die Heimkehle ist eine Naturattraktion im ständigen Wandel. Alle Verkarstungsprozesse sind hier nach wie vor aktiv. Dadurch ändert sich das Innere der Höhle unentwegt. Aus diesem Grund musste der Führungsweg in der Heimkehle im Verlauf ihrer jüngeren Geschichte als Schauhöhle schon mehrmals verlegt werden. Damit erklären sich auch die unterschiedlich langen Wegangaben für die Tour unter Tage.

Der Name Heimkehle bedeutet in mittelhochdeutscher Sprache sinngemäß "geheimer Keller". Dies deutet auf eine Verwendung der Höhle als Versteck vor allem in unsicheren Zeiten hin. Die Bewohner der Umgebung brachten wohl dort so wie auch andernorts im Harzgebiet in Kriegszeiten allerlei wertvolles Gerät und Getier in Sicherheit.

Es sind aus längst vergangenen Zeiten diverse Besichtigungen der Heimkehle durch hochgestellte Persönlichkeiten überliefert. Für gewöhnliche Besucher ist sie dennoch erst seit dem Jahre 1920 zugänglich. Seither erlebte die Karsthöhle eine sehr wechselvolle Geschichte.

Im Dritten Reich errichtete man ab März 1944 in der Höhle auf einer Fläche von rund 7.400 Quadratmetern eine unterirdische Rüstungsfabrik. Dort mussten Häftlinge des Konzentrationslagers Dora Flugzeugteile herstellen. Ein großer Teil der Höhlenseen wurde für diese sog. "U-Verlagerung" (Untertage-Verlagerung) zubetoniert.

Die kalte und feuchte Luft machte dabei Mensch und Material gleichermaßen zu schaffen. Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchten die alliierten Siegermächte, die Höhle mitsamt aller Kriegstechnik durch Sprengungen komplett zu zerstören. Dies gelang jedoch nur ansatzweise, nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil den Besatzungstruppen das wahre Ausmaß der unterirdischen Fabrik unbekannt war. Noch heute sollen in längst vergessenen Nebengrotten die Kriegsmaschinen der Dessauer Junkers-Werke verrotten.

Zu Beginn der 1950er Jahre erfolgte eine Restaurierung der Heimkehle. An einigen durch die Sprengungen instabil gewordenen Stellen zog man Stützmauern ein. Die Betonflächen wurden größtenteils wieder entfernt. Reste der Rüstungsfabrik und ein Mahnmal im "Kleinen Dom" erinnern in unseren Tagen an die Zeit der Zwangsarbeit im Inneren des Berges. Seit dem Jahre 1954 ist die Höhle wieder für Besucher geöffnet. Während der Ära der DDR erlebte sie mit etwa 100.000 Besuchern pro Jahr einen wahren Ansturm an Gästen.

In den letzten Jahren fanden umfangreiche Modernisierungsarbeiten im Inneren des Berges statt. Die Heimkehle erhielt u.a. neue Beleuchtungsanlagen mit LED-Scheinwerfern. So können die Hohlräume noch effektvoller ausgeleuchtet werden, ohne die Umgebung massiv durch Wärmeabgabe zu beeinflussen.

Sie erreichen die Heimkehle über die von Stolberg nach Berga führende Landstraße. Wanderer auf dem Karstwanderweg kommen direkt am heutigen Eingang der Gipshöhle vorbei. Die Heimkehle kann nicht individuell, sondern nur im Rahmen einer Führung erkundet werden. Solch eine Führung dauert ungefähr eine Stunde. Kinder unter drei Jahren und Haustiere dürfen nicht in die Karsthöhle hinein.


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Weitere Informationen:
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