Das ehemalige Silberbergwerk und heutige Bergwerksmuseum "Grube Samson"

Die Grube Samson in St. Andreasberg
Die oberirdischen Bauten der Grube Samson
Die Grube Samson wurde im Jahre 1521 nach Ausrufung der Bergfreiheit für St. Andreasberg durch die Hohnsteiner Grafen in Betrieb genommen. Das Bergwerk arbeitete schon nach kurzer Zeit rentabel, doch es gab in der Folgezeit immer wieder Phasen, in denen der Bergbau ein Verlustgeschäft blieb. Wassermangel, Pestepedemien und politische Wirren unterbrachen mehrfach die ansonsten meist erfolgreiche wirtschaftliche Tätigkeit.

Im Jahre 1754 wurde der wichtige Entwässerungsstollen "Sieberstollen" fertiggestellt. Er erreichte in der Grube Samson eine Tiefe von 190 Meter unter Tage und war damit der tiefste Wasserlösungsstollen des gesamten Reviers. Elf Jahre später schloß sich die Grube Samson mit dem benachbarten Silberbergwerk "Catharina Neufang" zu den "Vereinigten Gruben Samson" zusammen.

Prominenten Besuch erhielt das Bergwerk im Jahre 1777. Zwei Tage nach seiner Brockenbesteigung fuhr Johann Wolfgang von Goethe am 12. Dezember in die Grube Samson ein. Dieser abrupte Wechsel vom höchsten Gipfel in die tiefsten Tiefen der Harzer Berge scheint dem "Dichterfürsten" laut seinen eigenen Tagebucheintragungen aber nicht sonderlich gut bekommen zu sein.

Bedeutende technische Neuerungen fanden im 19. Jahrhundert ihren Einzug in die Grube Samson und später auch in den gesamten Oberharzer Bergbau. Nachdem im Jahre 1833 Oberbergmeister Dörell die Fahrkunst und im Folgejahr Oberbergrat Albert das Drahtseil erfunden hatten, wurde 1837 in dieses Bergwerk eine drahtseilbasierte Fahrkunst eingebaut. Diese Vorrichtung zum einfachen Ein- und Ausfahren in den Berg wurde von einem großen Kunstrad mit 12 Metern Durchmesser angetrieben. Die Fahrkunst gibt es noch heute, womit sie die letzte original erhaltene und funktionstüchtige auf der ganzen Welt ist.

Zum Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts verschlechterten sich die Abbaubedingungen in der Grube Samson ebenso wie im gesamten St. Andreasberger Revier. Während der Silberpreis kontinuierlich verfiel, nahm die Erzförderung trotz des Einsatzes moderner Technik immer weiter ab. Die Grube erreichte zu dieser Zeit ihre maximale Tiefe von 810 Meter unter Tage. Damit war sie das damals tiefste Bergwerk der Welt.

Im Jahre 1899 warf die Grube Samson letztmalig einen Gewinn ab. Am 31. März 1910 fuhr die letzte Schicht in den Schacht dieses Silberbergwerkes ein. Mit der Schließung der Grube Samson endete auch das rund vier Jahrhunderte währende Bergbauzeitalter in St. Andreasberg.

Das weiterhin der Grube Samson über den Rehberger Graben zufließende Wasser wurde ab dem Jahre 1912 zur Erzeugung von Elektroenergie verwendet. 190 Meter unter der Erdoberfläche nahm das Wasserkraftwerk "Sieberstollen" seinen Betrieb auf. Das Kraftwerkswasser fließt seitdem über den gleichnamigen Wasserlösungsstollen dem Harzfluß Sieber zu. Der gesamte unterhalb dieses Stollens gelegene und noch 582 Meter weiter in das Erdinnere vorgetriebene Grubenbau steht mangels Abflußmöglichkeit seit der Einstellung des Bergbaus und der damit einhergehenden Abstellung der Pumpen unter Wasser.

Mit dem Wasserkraftwerk "Grüner Hirsch" wurde 1922 eine weitere Anlage zur Stromerzeugung im Schacht der Grube Samson installiert. Der Antrieb der Fahrkunst erfolgt seit diesem Jahr ebenfalls elektrisch. Die Wasserkraftwerke "Sieberstollen" (Leistung 240 kW) und "Grüner Hirsch" (Leistung 450 kW) sind in unseren Tagen die beiden letzten unterirdischen Grubenkraftwerke im Harz.

Im Jahre 1951 öffnete in der Grube Samson das Bergwerksmuseum. Dieses gewährt seit jener Zeit dem Besucher einen Blick auf die größtenteils original erhaltene Bergbautechnik aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Eine besondere Attraktion ist die weltweit einzigartige Drahtseil-Fahrkunst. Sie macht die ehemalige Silbererzgrube auch international bedeutsam. Während der Führung durch das einstige Bergwerk wird extra für die Besucher das große Kunstrad, welches ursprünglich die Fahrkunst antrieb, mit Hilfe von Wasser im Bewegung versetzt. Auf diese Weise gelingt eine sehr anschauliche Darstellung der früheren Antriebstechnik. Darüber hinaus sehen Sie in der Grube Samson u.a. noch diverses Werkzeug der Bergleute sowie das 9 Meter hohe Kehrrad der Förderanlage.

Der Schacht der Grube Samson und die installierten Anlagen in ihrem beeindruckenden Originalzustand sind weltweit einmalig. Dies gilt in besonderem Maße für die bereits mehrfach erwähnte Fahrkunst. Anläßlich ihres 150jährigen Bestehens wurde sie im Jahre 1987 mitsamt den anderen bergbautechnischen Einrichtungen vom amerikanischen Ingenieur-Verband "American Society of Mechanical Engineers" auf die Liste der internationalen historischen Maschinenbau-Denkmäler gesetzt. Diese Auszeichnung wurde in Deutschland bisher nur der Grube Samson zuteil.

Die Grube Samson war zu ihrer Betriebszeit auch ein Fundort vieler seltener und wertvoller Mineralien. In zahlreichen Sammlungen stellen diese Gesteine bis heute bedeutsame Schmuckstücke dar. Ein echtes Kuriosum war dabei das sogenannte "Buttermilcherz" - eine stark silberhaltige weißliche Flüssigkeit, welche sich bei Lufteinwirkung schnell verfestigte.

Im Gaipel der Grube Samson wartet seit dem Jahre 2001 eine weitere Attraktion auf Ihren Besuch. Hier befindet sich das weltweit erste Museum für den auch "Harzer Roller" genannten und in St. Andreasberg gezüchteten Kanarienvogel.

Führungen durch das einstige Silberbergwerk "Grube Samson" gibt es täglich um 11 Uhr und 14:30 Uhr *. Für größere Gruppen sind nach Voranmeldung Sonderführungen möglich. Bitte achten Sie auf angemessene Bekleidung während Ihres Ganges durch das Bergwerk.


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* Aktuelle Informationen - auch im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie - zu den Führungen durch das Bergwerk finden Sie auf der Webseite der Grube Samson www.grube-samson.de.

Weitere Informationen:
St. Andreasberg | Der Stadtplan von St. Andreasberg | Übersicht über die Harzer Bergbaumuseen | Erläuterung von Begriffen rund um den Harzer Bergbau | Die Grube Catharina Neufang | Der Rehberger Graben | Das Kanarienvogelmuseum | Der Sieberstollen | Der Grünhirscher Stollen | Mit Johann Wolfgang von Goethe durch den Harz

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