Das Bergbaurevier Tilkerode
Vermutlich fand an diesem Standort bereits in vorchristlicher Zeit oberflächennaher Eisenerzabbau statt. Nach dem Neuaufbau des zwischenzeitlich wüsten Dorfes Tilkerode in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erwachte auch wieder das Interesse an den nahen Erzlagerstätten. Möglicherweise erfolgte schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Wiederaufnahme der Bergbautätigkeit im Tilkeröder Revier. In alten Akten ist der Eisenerzabbau ab dem Jahre 1762 eindeutig nachgewiesen.
Eine eigentümliche Besonderheit stellt der Umstand dar, daß die Arbeiten im Eskeborner und im Einestollen-Revier je nach Jahreszeit unterschiedlich ausgeführt wurden. Während man im Winterhalbjahr im südlichen Einestollenrevier Erz abbaute, geschah dies in der warmen Jahreszeit im nördlichen Eskeborner Revier.
Die bei Tilkerode auftretenden Erze befinden sich in uralten Gesteinen des Erdaltertums und stehen mit den zahlreichen anderen Lagerstätten im Harz in keiner Verbindung. Neben den hohen Eisengehalten - bis maximal 70 Prozent - enthalten die Erze auch in geringen Mengen Selen, Kupfer und Blei sowie Spuren der Edelmetalle Gold, Silber, Platin und Palladium. Besonders die Entdeckung der Goldhaltigkeit einiger der Tilkeröder Erze im Jahre 1821 durch Oberbergrat Johann Ludwig Carl Zincken stellte eine Sensation dar und machte das Revier auch überregional bekannt.
Der Fürst von Anhalt-Bernburg-Harzgerode ordnete darauf hin den wirtschaftlich wenig sinnvollen Abbau der goldhaltigen Erze an. Insgesamt konnten die Bergmänner dabei den Bergen bei Tilkerode in mühevoller Arbeit die für ein Bergbaurevier vermutlich einzigartige Menge von 400 Gramm (vierhundert Gramm!) Gold abringen. Immerhin handelte es sich aber um das einzige Gold, welches jemals auf anhaltinischem Boden abgebaut werden konnte. Die 400 Gramm Gold reichten aus, um daraus im Jahre 1825 116 Ein-Dukaten-Stücke (986/1000 Gold - 3,49 Gramm Raugewicht - 3,44 Gramm fein) zu prägen. Diese Münzen zeigen den anhaltinischen Bären auf einer Mauer, umgeben vom Schriftzug "EX AURO ANHALTINO".
Die Goldmünzen besaßen einen hohen Prestigewert, doch Geld verdienten die Bergleute und der Fürst mit dem Abbau des schnöden Eisenerzes. Insgesamt wurden ca. 40.000 Tonnen dieses Gesteins gefördert, welches zum größten Teil nach Mägdesprung transportiert und dort verhüttet und weiterverarbeitet wurde. Im Jahre 1858 waren die Erzgruben bis in eine Tiefe von mehr als 50 Meter vorgestoßen. Es bereitete den Betreibern immer größere Probleme, die in die Schächte eindringenden Wassermengen abzupumpen. Aus diesem Grund wurde der Bergbau im Tilkeröder Revier mangels Wirtschaftlichkeit zunächst eingestellt.
Ab dem Jahre 1935 gab es erneut Versuche, im Eskeborner Revier Erz abzubauen. Ein fast 500 Meter langer Stollen wurde im Eskaborner Berg bis zum alten Goldschacht vorgetrieben. Dabei stießen die Arbeiter auf vier reichhaltige Eisenerzgänge. Innerhalb von zwei Jahren wurden rund 2.000 Tonnen Eisenerz ans Tageslicht befördert. Weitere Erkundungen fanden in den 1950er Jahren statt. Die Suche galt dieses Mal aber weniger dem Eisenerz, und weil man nicht fündig wurde, gab man das Tilkeröder Revier (vorerst?) endgültig auf.
Das Bergbaurevier Tilkerode ist Fundort von einigen sehr seltenen Mineralen. Manche von diesen wurden innerhalb Deutschlands nur hier angetroffen. Es sind aus diesem Gebiet allein mehr als 20 verschiedene Selenverbindungen bekannt. Viele der gefundenen Minerale haben aber nur Ausmaße von winzigen Körnern und sind daher vor allem von wissenschaftlichem Interesse.
Das Areal des Altbergbaus wird heute durch einen Bergbaulehrpfad erschlossen. Des Weiteren steht das gesamte Gebiet als Flächendenkmal unter Schutz. Die einstigen bergbaulichen Anlagen dürfen nicht betreten werden. Auch die Entnahme von Mineralen ist nicht erlaubt.
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Weitere Informationen:
Tilkerode
| Der Bergbaulehrpfad Tilkerode
| Bilder aus Abberode, Tilkerode und Umgebung
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