Die Geschichte der Selketalbahn
Um die im Harz ansässigen Bergwerke und das die gewonnenen Rohstoffe verarbeitende Gewerbe an das überregionale Eisenbahnnetz anzuschließen, gründete man im Mai 1886 die Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn-Gesellschaft (GHE). Da die anhaltinischen Herzöge den Bau einer Bahnstrecke durch ihre Jagdreviere ablehnten, mußten die Planer die zunächst angedachte und relativ einfache Streckenführung durch das untere Selketal verwerfen und auf eine steilere und in vielerlei Hinsicht anspruchsvollere Variante über das Rambergmassiv ausweichen.
Schnell schritten die Arbeiten an der Trasse voran, so daß der erste Streckenabschnitt zwischen Gernrode nach Mägdesprung schon im August 1887 eröffnet werden konnte. Es folgten in kurzen Zeitabständen weitere Teilstücke. Im Juli 1888 führte das Gleis bis nach Alexisbad und Harzgerode, ein Jahr später bis nach Silberhütte und im November 1889 bis nach Straßberg. Bereits im Juni 1890 fuhr die Selketalbahn bis Güntersberge, im Dezember des Folgejahres bis Stiege und im Mai 1892 schließlich bis zum Endpunkt in Hasselfelde. 1905 wurde dann noch die Strecke von Stiege zum Bahnhof Eisfelder Talmühle fertiggestellt und damit eine Verbindung zur Harzquerbahn geschaffen. Auf diesem Gleisabschnitt schrieb man außerdem im Jahre 1928 Technikgeschichte mit den Probefahrten eines Rakentenfahrzeugs, welches im nahen Silberhütte gebaut wurde.
Das Ende des Zweiten Weltkrieges bescherte auch der Selketalbahn gravierende Umwälzungen. Ab April 1946 erfolgte der Abbau der Gleise zwischen Gernrode und Stiege. Zusammen mit einem Großteil der Lokomotiven und Wagen wurden sie als Reparation in die Sowjetunion abtransportiert. Aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus begann man jedoch bald schon mit dem Wiederaufbau der Strecke von Gernrode bis zur Flußspatgrube Herzogschacht bei Straßberg. Der Transport des Rohstoffes über die dafür nicht ausgelegten und deshalb wenig geeigneten Straßen erwies sich auf längere Sicht hin als nicht zumutbar.
Im den späten 1960er Jahren gab es die Idee, den Betrieb der Schmalspurbahn ganz einzustellen. Der Verkehr sollte komplett auf die Straße verlagert werden. Jedoch ließ der Straßenzustand und der Mangel an den dafür notwendigen Bussen und Lastkraftwagen die Umsetzung dieser Vorstellungen nicht zu. Deshalb mußte man die Selketalbahn - vorerst - weiterbetreiben.
Im Jahre 1972 faßte das Verkehrsministerium der DDR einen Beschluß zum langfristigen Erhalt der touristisch bedeutsamen Schmalspurbahn. Die Folgejahre waren gekennzeichnet von umfangreichen Instandsetzungsarbeiten an den bis dahin in Erwartung der Stillegung stark vernachlässigten Gleisanlagen.
Mit dem Wiederaufbau des fehlenden Gleises zwischen Straßberg und Stiege im Jahre 1983 wurde ungefähr der bauliche Zustand der Vorkriegszeit mit seiner vollständigen Verbindung zur Harzquerbahn erreicht. Im Folgejahr entstand obendrein die Wendeschleife in Stiege, welche das Umsetzen der Güterzüge vermeiden sollte.
Zu Beginn der 1990er Jahre kursierten erneut Pläne zur Stillegung der Bahnstrecke. Diese konnte durch die Gründung des privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen "Harzer Schmalspurbahnen GmbH" abgewendet werden. Im Februar 1993 übernahm dieses Unternehmen alle baulichen Anlagen und Fahrzeuge der Selketalbahn.
Große Teile des Ostharzes wurden im April 1994 von einem verheerenden Hochwasser heimgesucht. Dieses ließ die Selke stark anschwellen und über die Ufer treten. Die Fluten unterspülten einen Gleisabschnitt bei Alexisbad derart, daß er anschließend neu aufgebaut werden mußte.
Eine weitere schicksalhafte Veränderung für die Selketalbahn hatte die Einstellung des Zugverkehrs auf der normalspurigen Eisenbahnstrecke von Frose nach Quedlinburg zur Folge. Diese Bahntrasse berührte auch den bisherigen Endpunkt der Schmalspurbahn in Gernrode. Im Frühjahr 2005 begannen Umbauten an diesem Bahnhof sowie anschließend Arbeiten zur Verlängerung des Schmalspurgleises bis Quedlinburg. Diese neue Strecke folgte dem Verlauf der ehemaligen Normalspurtrasse. Am 26. Juni 2006 nahm die Selketalbahn den Fahrplanverkehr auf dieser Verlängerungsstrecke auf.
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Weitere Informationen:
Die Selketalbahn
| Der Streckenverlauf und die Bahnhöfe der Selketalbahn
| Bilder von den Harzer Schmalspurbahnen
| Die Selke
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