Das Schachdorf Ströbeck
Die Lage an einer alten Handelsstraße wirkte sich positiv auf die Entstehung und Entwicklung der Siedlung aus. In einer Schenkungsurkunde des Königs Otto III. wurde Ströbeck im Jahre 995 erstmals schriftlich erwähnt. Rund um den Ort gibt es große Flächen mit fruchtbarem Boden, was die Landwirtschaft sehr begünstigte.
Doch der Ort ist überregional nicht wegen dieser durchaus guten Voraussetzungen bekannt, sondern auf Grund einer weltweit einmaligen Schachtradtion. Der Legende nach wurde im Jahre 1011 in Ströbeck ein Kriegsgefangener aus höheren Adelskreisen im dortigen Wartturm eingesperrt. Zum Zeitvertreib brachte der vornehme Gefangene seinen aus der örtlichen Bauernschaft rekrutierten Wächtern das seinerzeit in Mitteleuropa noch kaum bekannte Schachspiel bei. Er soll die benötigten Figuren und das Schachbrett selbst hergestellt haben. Von da an wurde in Ströbeck das Spiel von einer Generation zur nächsten weitergegeben und von allen Teilen der Bevölkerung aktiv gespielt.
Urkundlich überliefert ist das Schachspiel in Ströbeck seit dem Jahre 1515. Die abweichenden Spielregeln (u.a. keine Rochade, veränderte Ausgangsstellung der Figuren) deuten aber auf einen wesentlich früheren Ursprung des Spieles in diesem Ort hin. Noch bis weit in das 19. Jahrhundert hinein wurde in Ströbeck nach diesen eigenen Spielregeln Schach gespielt.
Im späten 17. Jahrhundert entstand die Tradition der öffentlichen Aufführung des Lebendschachs, bei welchem verkleidete Menschen die Schachfiguren darstellen. Seit dem Jahre 1823 ist Schach in der Schule des Ortes ein Pflichtfach. Dies gilt für die im Ort verbliebene Grundschule bis zum heutigen Tag. Im Jahre 1883 erfolgte die Gründung des Ströbecker Schachvereins und damit einhergehend eine Angleichung der Regeln an die international übliche Spielweise.
Die Schachtradition in Ströbeck überdauerte alle Wirrnisse der Zeiten. Sie überstand u.a. die beinahe völlige Zerstörung des Dorfes im 30jährigen Krieg. Auf Grund dieser weltweit einmaligen Historie darf der Ort seit 1991 die offizielle Bezeichnung "Schachdorf Ströbeck" tragen.
Im Verlauf der Jahrhunderte bildeten sich in Ströbeck zahlreiche weitere Traditionen und Brauchtümer rund um das Schachspiel heraus. Zu diesen gehören u.a. Bräuche rund um die Hochzeit, Spiele mit Durchreisenden, diverse Wettkämpfe sowie das bis heute alljährlich in Form eines Heimatfestes veranstaltete Mai-Turnier mit lebenden Schachfiguren.
An vielen Stellen im Ortsgebiet sind in unseren Tagen eindeutige Bezugspunkte zum "königlichen Spiel" zu erkennen. Der zentrale Platz des Ortes trägt den Namen "Platz am Schachspiel". Hier wurde in den Boden ein überdimensionales Schachbrett eingearbeitet. Der Platz ist außerdem Austragungsort der erwähnten Lebendschachveranstaltungen. Am Rande dieser Freifläche steht das in Deutschland einzigartige Schachmuseum. In unmittelbarer Nähe befindet sich darüber hinaus der historisch bedeutsame Schachturm. Dieses mittelalterliche Bauwerk soll der Überlieferung nach der Wartturm sein, in welchem der adlige Gefangene seinen Wächtern das Schachspielen beigebracht haben soll.
Ein weiteres markantes Bauwerk in Ströbeck ist die im Jahre 1878 erbaute St. Pankratiuskirche. Sie wurde am Standort eines zwei Jahre zuvor bei einem durch Blitzschlag ausgelösten Feuer zerstörten Vorgängerbaus errichtet. Lediglich der romanische Turm dieser älteren Kirche blieb erhalten und konnte in das neue Gebäude intergriert werden. Im Umfeld des um die Jahrtausendwende teilsanierten Gotteshauses entstand im Jahre 2006 der "Europapark". Darüber hinaus können Sie im Ort eine Vielzahl liebevoll sanierter Fachwerkhäuser besichtigen.
Das Schachdorf Ströbeck eignet sich gut als Urlaubsort. Dank seiner günstigen Lage können Sie von hier aus in kurzer Zeit zahlreiche Orte und Attraktionen im nördlichen Harzvorland erreichen.
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Weitere Informationen:
Der Ortsplan von Ströbeck
| Das Schachmuseum
| Traditionen und Brauchtum rund um das Schachspiel
| Das Lebendschach
| Der 30jährige Krieg
In der näheren Umgebung befinden sich:
Derenburg
| Halberstadt
| Die Daneilshöhle
| Das Kloster Huysburg
| Das Wasserschloß Westerburg
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