Die Schlacht am Welfesholz
Schon der Vater Heinrich V. kämpfte gegen die aufständischen Sachsen und die mit ihnen verbündeten partikularen Kräfte. Aus diesem Grund führte Heinrich IV. bereits von 1073 - 1075 einen "Sachsenkrieg". Er erlangte trotz militärischer Erfolge dennoch keine dauerhafte Kontrolle über den sächsischen Teil des Reiches. Der auf Grund seiner Taten verhängte Kirchenbann spaltete außerdem das Land.
Es gelang dem neuen Kaiser Heinrich V. in seinen ersten Regierungsjahren zunächst, die Interessen der nach Dezentralisierung strebenden Fürsten und die kaiserliche Zentralgewalt miteinander auszusöhnen und ein Gleichgewicht herzustellen. Im Jahre 1111 wendete sich jedoch das Blatt nach einem gemeinsamen Feldzug von deutschen Fürsten und dem Kaiser nach Rom. Die dort erfolgte Gefangennahme des Papstes mißfiel den Fürsten, worauf sich diese vom Kaiser distanzierten. Dieser wiederum nahm im Gegenzug nun keine Rücksicht mehr auf deren Interessen. Der zweite Teil der Herrschaft Heinrich V. glich so immer mehr der seines Vaters - und auch die Auswirkungen waren vergleichbar.
Bald kam es zu ersten bewaffneten Auseinandersetzung zwischen den Anhängern des Kaisers und denen der Partikularkräfte. Ein bedeutendes diesbezügliches Ereignis war der Überfall bei Warnstedt im März 1113, wo die Truppen des Kaisers unter Führung des neuen Feldmarschalls Hoyer von Mansfeld die Aufständischen vernichtend schlugen und viele Edelleute den Tod fanden. Ein Gedenkstein an der Landstraße zwischen Thale und Timmenrode erinnert noch heute an diesen Kampf.
Die Gegensätze zwischen den Konfliktparteien spitzten sich aber trotzdem immer weiter zu. Im Februar 1115 standen sich schließlich im Mansfelder Land auf dem Lerchenfeld zwischen Hettstedt und Gerbstedt die Armeen der sächsischen Fürsten unter Lothar von Süpplingenburg sowie des Kaisers unter Führung von Feldmarschall Hoyer von Mansfeld gegenüber. Bereits am Vorabend der Schlacht am Welfesholz kam es zu ersten Auseinandersetzungen zwischen den feindlichen Parteien.
Beide Armeen waren etwa gleich stark. Der Verlauf der Schlacht soll lange Zeit unentschieden gewesen sein, bis die Leute unter Lothar von Süpplingenburg allmählich in Bedrängnis gerieten. Hoyer von Mansfeld startete nun einen waghalsigen Angriff auf die Sachsen. Dabei wurde er in einem Zweikampf von dem sächsischen Edelmann Wiprecht von Groitsch getötet.
Vom sonstigen Schlachtverlauf am 11. Februar 1115 sind keine weiteren Einzelheiten überliefert worden. Nach dem Tod des Feldmarschalls war das kaiserliche Heer wohl ohne angemessene Führung. Es wurde kurz darauf vollständig geschlagen und der Kaiser trat die Flucht an.
Der sächsische Bischof Reinhard von Halberstadt verweigerte den auf dem Schlachtfeld verbliebenen toten Soldaten des Kaisers ein christliches Begräbnis, auf daß sie auf ewig verdammt seien. Eine solche Handlung war zur damaligen Zeit sehr außergewöhnlich und brannte sich daher tief ins Volksgedächtnis ein.
Der Kaiser selbst verlor für den Rest seiner Regierungszeit jeglichen Einfluß in Sachsen. Gelegentlich wird sogar behauptet, die Deutschland jahrhundertelang prägende Kleinstaaterei und heutige föderale Struktur hätte ihren Anfang in der Schlacht am Welfesholz. Doch diese Schlacht war nicht die erste, welche für den Kaiser verloren ging - und es sollten noch unzählige weitere folgen.
Schon bald rankten sich Legenden um die Schlacht.
So wurde Hoyer von Mansfeld nachgesagt, vor der kriegerischen Auseinandersetzung seine Hand durch einen Lochstein gesteckt und folgenden Spruch aufgesagt zu haben:
"Ich, Graf Hoyer ungeboren,
hab noch nie 'ne Schlacht verloren.
So wahr ich greif in diesen Stein,
auch diese Schlacht muß meine sein!"
Der Ort der Schlacht entwickelte sich in den Folgejahren zum Wallfahrtsort. Die siegreichen Sachsen errichteten hier eine Gedenkstätte mit einem übermannsgroßen Reiterstandbild. Diese auch als "Jodute" bezeichnete Figur stellte eine eigentümliche Mischung aus Christen- und Heidentum dar und wurde als Abgott von den Bauern der Umgebung angebetet.
Am gleichen Standort errichteten christlichen Missionare im späten 13. Jahrhundert eine Kapelle, nachdem sie "Jodute" zum Heiligen erklärt hatten. Auch dieses kleine Gotteshaus enthielt ein Bildnis des Reiterstandbildes, welchem man bald darauf wundertätige Kräfte nachsagte. Wallfahrer schnitten sich kleine Späne aus der Figur heraus, wodurch diese im 16. Jahrhundert derart verstümmelt war, daß sie entfernt werden mußte.
Vermutlich seit dem Jahre 1327 fand in Welfesholz alljährlich zur Herbstzeit ein mehrtägiger Jahrmarkt statt. Die Pilgerfahrten endeten mit der Einführung der Reformation. Später wurde die Kapelle Teil des Rittergutes Welfesholz.
Im Ort Welfesholz erinnert heute eine Szene aus der Schlacht an das historische Ereignis. Auf einer Wiese am Straßenrand kämpfen Hoyer von Mansfeld und Wiprecht von Groitsch im Zweikampf gegeneinander. Deutlich ist zu erkennen, daß Ersterer gerade seine tödliche Verletzung empfangen hat.
Mehr Informationen:
Welfesholz
| Gerbstedt
| Der Kreuzstein bei Timmenrode
| Der Hoyerstein
| Das Mansfelder Land
Weitere bedeutende historische Schlachten im Harzgebiet:
Der 30jährige Krieg
| Die Schlacht bei Lutter am Barenberge
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