Der Nagelstein in Ermsleben

Der Nagelstein in Ermsleben
Der Nagelstein steht direkt am Rathaus von Ermsleben.
Auf dem Marktplatz von Ermsleben steht an der Westseite des Rathauses der "Nagelstein". Der vermutliche Menhir ist ca. 2,30 Meter hoch und rund 30 Zentimeter dick. Deutlich erkennt man im unteren Drittel eine reparierte Bruchstelle. Der Überlieferung nach war der Stein einst deutlich größer.

In die Seiten des Nagelsteins sowie in den oberen flachen Bereich wurden im Laufe der Zeit unzählige eiserne Nägel hineingeschlagen. Verschiedene, sich teilweise widersprechende Sagen und Erzählungen ranken sich um den markanten Stein und die in ihm befindlichen Metallstifte.

Angeblich wurde der Stein bei Regen und vor allem bei Gewitter so weich, dass man in ihn mühelos einen Nagel einschlagen konnte. Diese Überlieferung stellt möglicherweise den Bezug zu einer vorchristlichen Gottheit her. Als dagegen recht weltliche Erklärung wird in historischen Schriften aber auch die Eigenheit des Steines erwähnt, dass er viele Hohlräume habe, welche mit Ton gefüllt seien. Dieser Ton wird bei Regen weich und erlaubt an bestimmten Stellen das Einschlagen der Nägel. Uneingeweihten musste dies wie ein Wunder erscheinen.

Relativ sicher ist, dass der Nagelstein schon in vorgeschichtlicher Zeit für "kultische" Handlungen genutzt wurde. Nach Form und Alter handelt es sich bei diesem Stein mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Menhir, welcher sich aber nicht mehr an seinem ursprünglichen Standort befindet.

Im Mittelalter diente der Nagelstein als Hilfsmittel zur Vollstreckung von Gottesurteilen. Der Beschuldigte musste einen Nagel in den Stein schlagen. Wenn ihm dies gelang, galt er als unschuldig.

In der Neuzeit hielt man am Nagelstein Gericht ab. Die letzte nachgewiesene Verhandlung fand hier im März 1715 statt, wobei mehrere MörderInnen zum Tode verurteilt wurden.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts missbrauchte man den Nagelstein als Bismarckdenkmal. Die Konturen der Bronzeplatte, auf welcher der ehemalige Reichskanzler abgebildet war, sind noch gut erkennbar - ebenso wie die Spuren der Befestigung. In der Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging die Tafel mit dem Bildnis Bismarcks verloren. Die Herrschenden der DDR nutzten den Stein ebenfalls für ideologische Zwecke aus.

All diese Ereignisse haben unübersehbare Spuren auf dem Nagelstein hinterlassen. Heute ist er aber den Umständen entsprechend gut wieder hergerichtet und in würdiger Umgebung aufgestellt. In seiner unmittelbaren Nachbarschaft befindet sich außerdem ein sehenswerter und künstlerisch bemerkenswerter kleiner Brunnen zum Thema "Nagelstein". Der Menhir ist dank seiner exponierten Lage direkt im Ortszentrum kaum zu verfehlen.

 


Weitere Informationen:
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