Das Dreckschweinfest
Das Dreckschweinfest ist ein einzigartiges Volksfest in Hergisdorf im östlichen Harzvorland. Es wird an den Pfingsttagen und außerdem in ähnlicher Form auch im benachbarten Ahlsdorf gefeiert.
Die umfangreichen Feierlichkeiten reichen vom Pfingstsamstag bis zum folgenden Dienstag und setzen sich nach einer Pause am anschließenden Wochenende fort. Das Dreckschweinfest beschert dem kleinen Ort im Mansfelder Land jedes Jahr hunderte Besucher aus nah und fern. Der Höhepunkt findet am Morgen des Pfingtmontags statt, wenn die den Winter symbolisierenden "Dreckschweine" aus ihrem Schlammloch vertrieben werden.
Das Dreckschweinfest ist germanischen und somit heidnischen Ursprungs. Bekanntlich verweigerten sich die auch im Harzgebiet ansässigen Sachsen am hartnäckigsten der Christianisierung. Auch nach ihrem formalen Übertritt zum neuen Glauben hielten sie an den alten Traditionen und Bräuchen fest. Einige davon - wie z.B. das Dreckschweinfest - haben bis in unsere Tage hinein überlebt.
Seit wann das Dreckschweinfest in Hergisdorf gefeiert wird, ist nicht genau bekannt. Vermutlich gab es diesen im Früh- und Hochmittelalter wahrscheinlich noch viel weiter verbreiteten Brauch schon zur Zeit der Ortsgründung. Historisch belegt ist dieses Volksfest seit dem Jahre 1620.
Das Dreckschweinfest war den Herrschenden oftmals ein Dorn im Auge. In vergangenen Jahrhunderten versuchte die Kirche, die Feiern zu unterdrücken. Vor allem der hohe Bierverbrauch an diesen hohen christlichen Feiertagen wurde angeprangert. Während der Zeit der DDR war das Dreckschweinfest sogar für einige Jahre verboten. Die kommunistische Partei mußte sich aber dem Unmut der Bevölkerung beugen und das beliebte Brauchtumsfest nach fünf Jahren Pause wieder zulassen.
Das Dreckschweinfest beginnt am Pfingstsamstag mit dem Schlagen von jungen Birken im Wald. Diese Aufgabe ist den jungen Burschen des Ortes zugeteilt. Die Bäumchen werden anschließend in Begleitung einer Musikkapelle im Dorf verteilt. Jeder Haushalt erhält einen solchen Birkenbaum und die Empfänger geben den Burschen dafür einen kleinen Obolus.
Der Pfingstsonntag startet traditionell mit einem Frühschoppen am Vormittag. Gegen 14 Uhr setzt sich der Festumzug durch das geschmückte Dorf in Bewegung. Dieser Umzug wird wiederum von einer Kapelle begleitet. Der Tag endet mit einem abendlichen "Tanz ins Dreckschweinfest".
Seinen Höhepunkt erreicht das Volksfest am Pfingstmontag. Noch vor Tagesanbruch versammeln sich die Burschen auf dem Festplatz und ziehen gemeinsam zu einer Waldlichtung westlich des Ortes. Dort erfolgt durch zwei unterschiedlich gekleidete Personengruppen die symbolische Vertreibung des Winters durch den Sommer. Der Winter wird dabei durch verkleidete und bemalte "Dreckschweine" versinnbildlicht, während den Sommer in hellen Farben gekleidete "Läufer" darstellen.
Auf der Lichtung befindet sich ein großes Schlammloch. Die Burschen, welche die Dreckschweine darstellen, stoßen sich gegenseitig dort hinein. Sie suhlen sich darin, bis sie über und über mit Schlamm bedeckt sind. Die hell gekleideten Läufer bemühen sich nun, mit Hilfe von Peitschen die Dreckschweine aus ihrem Schlammloch zu vertreiben. Diese versuchen ihrerseits, wieder in das Loch hineinzugelangen. Nach einiger Zeit werden die Dreckschweine endgültig verjagt. Somit hat auch der Sommer den Winter besiegt und die Natur kann sich erneuern - und mit ihr auch die Menschen. Anschließend kehren alle gemeinsam ins Dorf zurück.
Auch wenn der Dienstag nach Pfingsten kein offizieller Feiertag ist, geht das Dreckschweinfest in Hergisdorf dennoch weiter. Die Burschen des Ortes gehen am Vormittag mit Körben von Haus zu Haus und sammeln Eier ein. Es werden aber auch andere Naturalien wie Wurst, Speck und Gurken sowie Geld entgegengenommen. In Anschluß daran werden in einer großen Pfanne Rühreier gekocht und den Bewohnern und Gästen des Ortes serviert. Am Nachmittag stehen dann die Senioren im Mittelpunkt. Die Burschen laden diese zu Kaffee und Kuchen ein.
Damit ist das Volksfest aber noch immer nicht vorüber. Das folgende Wochenende trägt hier die Bezeichnung "Kleinpfingsten" und gehört deshalb in Hergisdorf zu den Pfingsttagen dazu.
Am Freitag vor Kleinpfingsten findet am Abend der Schürzenball statt. Die Frauen tragen dabei beim Tanz Schürzen, von denen die besten von einer Jury ausgezeichnet und mit Preisen bedacht werden.
Der folgende Samstag steht ganz im Zeichen eines weiteren Umzuges durch das Dorf. Am Abend gibt es dann eine große Tanzveranstaltung, welche um Mitternacht mit der "Beerdigung" des Pfingsttanzes ihren Höhe- und Schlußpunkt findet. Damit enden offiziell alle Feierlichkeiten rund um das Dreckschweinfest. Die letzten Tänzer verlassen allerdings oftmals erst im Morgengrauen des Sonntags den Festsaal.
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Weitere Informationen:
Hergisdorf
| Ahlsdorf
| Die Götter der Germanen
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