Die Götter der Germanen und ihr Umfeld
Übersicht über die germanische Religion

Der Harz als altes germanisches Kernland war sehr lange geprägt vom Glauben an die heidnischen Götter der Ureinwohner dieser Region. Das unwegsame Gebirge galt außerdem als Zufluchtsort vor den nicht immer friedfertigen christlichen Missionaren.

An vielen Stellen in der Harzregion hat sich die Erinnerung an das Wirken der Protagonisten der germanischen Religion bis in die heutige Zeit hinein erhalten. Diese für die meisten Menschen eher unbewußte Huldigung der alten Götter und ihrer Begleiter erfolgt im Harz heute vor allem in Form von Sagen, Kunstwerken, Orts- und Geländenamen sowie lebendig gebliebenen alten Kulten. Neben den zentralen Figuren des germanischen Pantheons wird dabei auch das Andenken an verschiedene regionale Gottheiten wach gehalten.

Die Wurzeln der germanischen Religion reichen vermutlich bis in das Spät-Neolithikum zurück. Von Generation zu Generation wurden die alten Geschichten mündlich überliefert. Dabei ergaben sich im Verlauf von Jahrtausenden zwangsläufig zahlreiche Veränderungen, Ausdifferenzierungen und konkurrierende Darstellungen. Wahrscheinlich erfolgte außerdem die Verschmelzung von Mythen verschiedener Völker. Vermutlich deshalb gibt es in der germanischen Mythologie zwei Göttergeschlechter.

Die ursprünglichen religiösen Vorstellungen der Menschen der ausgehenden Jungsteinzeit sind in unseren Tagen nicht mehr erkennbar. Unsere heutigen Erkenntnisse über die Götter der Germanen und deren Umfeld stammen hauptsächlich aus den Aufzeichnungen der Römer sowie aus zahlreichen früh- und hochmittelalterlichen Schriften.

Das Universum der Germanen unterteilt sich in neun Welten, welche alle durch den Weltenbaum Yggdrasil miteinander verbunden sind. Im Himmel befinden sich Asgard und Wanaheim als Wohnsitze der beiden germanischen Göttergeschlechter der Asen und der Vanen. Ebenfalls noch im Himmel liegt Lichtalfenheim, das Land der Lichtelfen. Auf der Erdoberfläche befindet sich die Menschenwelt Midgard und östlich davon in Utgard das Land der Riesen (Jötunheim). Im Süden grenzt das Feuerland Muspelheim an die Welt der Menschen. Bereits unter der Erde leben die Dunkelelfen in Svartalfheim. Hierzu gehört auch das Zwergenland Nidavellir. Etwas weiter unten liegt das Totenreich Hel und darunter die tiefste aller Welten - das kalte und dunkle Nifelheim.

Auf dieser Seite finden Sie eine kleine, unvollständige Übersicht über die bedeutendsten Götter der Germanen sowie weitere wichtige Gestalten aus ihrer Umgebung. Des Weiteren werden zahlreiche Begriffe zum besseren Verständnis der germanischen Religion erläutert.


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  • Alben
    Alben (auch Alfen, Elben, Elfen) sind Naturgeister der unterschiedlichsten Art. Sie können sowohl in der Erde, im Wasser als auch in der Luft vorkommen und sind im allgemeinen Mischwesen aus Göttern und Menschen. Die Alben unterscheiden sich in glänzende, helle Lichtalben und düstere Dunkelaben wie z.B. die Zwerge. Sie können je nach Erscheinung gut oder böse sowie alt oder jung sein und den Menschen Glück oder Unglück bringen. Alle Alben leben in einer monarchischen Gesellschaft mit einem König/einer Königin an der Spitze. Die Lichtalben wohnen im Himmel in Lichtalfenheim und die Dunkelalben unter der Erde in Svartalfheim.

  • Asen
    Die Asen (Æsir) sind das bestimmende Göttergeschlecht der Germanen. In einem Kampf der Götter verdrängten sie die bis dahin herrschenden Vanen. Sie wohnen im Himmel in der Burg Asgard.

  • Asgard
    Asgard (Asgardr - "Heim der Asen") ist der Wohnsitz der Götter vom Geschlecht der Asen. Es handelt sich um eine prachtvolle, vom Riesen Hrimthurs erbaute Burg mit zahlreichen Sälen und Höfen. Über die Brücke Bifröst ist Asgard mit der Menschenwelt Midgard verbunden. Zu Ragnarök stürzen auch Asgards Mauern ein.

  • Baldur
    Baldur (auch Balder; baldr) ist ein Sohn des Wotan und der Frigg. Er steht für Reinheit, Schönheit, Gerechtigkeit und das Licht. Außerdem ist Baldur der Frühlingsgott und ein Symbol für Sterben und Auferstehung. Sein Bruder Hödur tötet ihn ohne Absicht, womit der Weltuntergang Ragnarök eingeleitet wird. Zu Ragnarök steht Baldur aus dem Totenreich wieder auf.

  • Bifröst
    Bifröst (auch Bilröst, Beberast) heißt die dreistrahlige Regenbogenbrücke, welche die Götterwelt Asgard mit der Menschenwelt Midgard verbindet. Täglich überqueren die Götter diese Brücke auf ihrem Weg zur Erde, weshalb sie auch die Bezeichnung Asenbrücke trägt. Bifröst wird von Heimdall bewacht und zu Ragnarök von Muspels Söhnen zerstört.

  • Disir
    Die Disir (auch Disen) sind uralte weibliche Gottheiten mit magischem Wissen. Sie sind ausgestattet mit großer Weisheit und erscheinen den Menschen im Traum. Zu den Disir zählen die Walküren und die Nornen.

  • Donar
    Donar (nordgermanisch Thor - Þór) ist der Gott des Donners und des Gewitters, Fruchtbarkeitsgott und Beschützer vor den Riesen. Er stammt aus dem Göttergeschlecht der Asen und ist der erstgeborene Sohn von Wotan und seiner Frau Jörd. Sein Hammer Mjölnir verfehlt nie das Ziel. Donar besitzt außerdem einen Kraftgürtel und eiserne Krafthandschuhe.

  • Freya
    Freya (auch Freyja, Freia, Freija) ist die germanische Göttin der Liebe und der Fruchtbarkeit. Sie stammt aus dem Göttergeschlecht der Vanen und ist nach Frigg die bedeutendste Göttin der Germanen.

  • Frigg
    Frigg (althochdeutsch Frîja) war eine der Frauen des Wotan und eine zentrale Gestalt der germanischen Mythologie. Sie stammte aus dem Geschlecht der Asen und war die Schutzgöttin der Ehe und der Mutterschaft.

  • Fenrir
    Der Fenrir (auch Fenriswolf, Fenris) ist ein riesenhaftes böses Ungeheuer, welches die Götter zu verschlingen drohte. Darum wurde der Fenrir mit der magischen Fessel Gleipnir festgebunden. Erst zum Ragnarök kann sich der Riesenwolf befreien. Er frißt Wotan auf und wird anschließend von dessen Sohn Vidar getötet.

  • Heimdall
    Heimdall (auch Heimdallr) ist ein Lichtgott und der Schutzgeist der Götter. Er bewacht die Regenbogenbrücke Bifröst, welche Asgard mit der Menschenwelt verbindet. Heimdall kann sowohl am Tag als auch in der Nacht hundert Meilen weit sehen und das Gras wachsen hören. Er ist der weiseste der Asen und damit so weise wie die Vanen. Mit seinem Horn Gjallarhorn kündigt er den Beginn des Ragnarök an.

  • Hödur
    Hödur (auch Höder, Hödr, Hödyr, Höður) ist ein blinder Gott aus dem Geschlecht der Asen. Dieser Sohn Wotans und der Frigg beurteilt die Menschen nach ihren inneren Werten und nicht nach Äußerlichkeiten. Er tötet unbeabsichtigt seinen Bruder Baldur und wird kurz darauf seinerseits von seinem Halbbruder Vali umgebracht. Nach Ragnarök steht er gemeinsam mit Baldur von den Toten auf. Beide versöhnen sich und leben friedlich zusammen.

  • Hugin und Munin
    Hugin und Munin sind zwei Raben und Wotans ständige Begleiter. Sie erkunden täglich bei Tagesanbruch die Welt und geben zur Frühstückszeit alle Neuigkeiten an Wotan weiter. Ihre Namen bedeuten "Gedanke" (Hugin) und "Erinnerung" (Munin).

  • Loki
    Loki (auch Loptr) ist ein bedeutender, aber dennoch schwer begreifbarer und ambivalenter Gott. Er ist sehr schlau, bisweilen jedoch auch streitsüchtig, bösartig und hinterhältig. Loki kann jedwede Gestalt annehmen und nutzt dies für seine Betrügereien aus. Er ist der Vater des Sleipnir und weiterer, zumeist als bösartig bezeichneter Wesen wie dem Fenrir und der Midgardschlange.

  • Midgard
    Midgard (Miðgarð, "Mittelerde") ist das relativ friedliche Gebiet, in welchem die Menschen leben. Wie der Name schon andeutet, liegt die Menschenwelt im Mittelpunkt der neun germanischen Welten. Hier steht der Weltenbaum Yggdrasil, oberhalb von Midgard befindet sich die Welt der Götter und unterhalb das Totenreich. Außerhalb der Menschenwelt liegt Utgard, im Norden die Eiswelt und im Süden das Feuerland Muspelheim.

  • Mimir
    Mimir (Mímr) ist ein sehr weiser Riese. Er hütet den Weisheitsbrunnen Mimisbrunnr, welcher sich an der zweiten Wurzel von Yggdrasil befindet. Täglich trinkt Mimir aus diesem Brunnen. Wotan verpfändete Mimir ein Auge, um ebenfalls einmal aus diesem Brunnen trinken zu können. Seitdem schwimmt Wotans Auge in diesem Brunnen der Weisheit. Nach dem Ende des Krieges zwischen Asen und Vanen schlugen die Vanen Mimir den Kopf ab. Wotan gelang es aber, den Kopf von Mimir am Leben zu erhalten.

  • Nornen
    Nornen (auch Nornir) sind mythische Schicksalsgöttinnen sowie Helferinnen bei der Geburt. Es gibt drei Nornen - Urdr steht für die Vergangenheit, Verdandi für die Gegenwart und Skuld für die Zukunft. Die Nornen bestimmen das Schicksal und die Lebenszeit der Menschen, aller anderen Lebewesen und letztendlich der gesamten Welt. Sie bewachen den Fenrir und bestimmen somit auch den Beginn des Ragnarök.

  • Ostara
    Ostara ist die Frühlingsgöttin der Germanen und steht außerdem für Fruchtbarkeit sowie die Morgenröte. Sie wird auch als Sonnengöttin gedeutet und symbolisiert das Erwachen der Natur nach dem Ende des Winters. Ihre Eltern sind Wotan und Frigg, ihre Symbole der Hase und das Ei. Die alten Germanen sollen im Frühjahr zur Tag- und Nachtgleiche am 21. März ein "Ostara-Fest" gefeiert haben.
    Ostara wird aber in den alten Schriften nicht erwähnt. Die einzige Quelle stellt der angelsächsische Mönch Beda Venerabilis dar, welcher eine Göttin "Eostrae" zur Erklärung des Begriffes "Ostern" nannte. Die germanische Frühlingsgöttin Ostara ist daher vermutlich eine neuzeitliche Erfindung.

  • Ragnarök
    Ragnarök (auch ragna rök - "Schicksal der Götter") bedeutet das Ende der bisherigen Welt. Bei diesem Weltuntergang kommen fast alle Götter, Riesen und Menschen um. Anschließend taucht aus dem Meer eine erneuerte und friedliche Welt auf und für die verbliebenen Götter und Menschen beginnt ein goldenes Zeitalter.

  • Sleipnir
    Sleipnir ist das achtbeinige Pferd Wotans. Es gilt als schnellstes und kräftigstes Pferd der Welt. Sleipnir kann sich sowohl auf dem Land, im Wasser als auch in der Luft fortbewegen. Wotan erreicht auf dem Rücken seines Pferdes alle Welten.

  • Tyr
    Tyr (auch Tivar, Tiu, Teiwaz) ist der einhändige Gott des Krieges und des Rechts. Ursprünglich war der aus dem Geschlecht der Vanen stammende Tyr der oberste Gott. Nach dem verlorenen Vanenkrieg trat Wotan an seine Stelle. Tyr schützt insbesondere den Thing. Sein Symbol ist der Speer. Der Riesenwolf Fenrir biß Tyr die rechte Hand ab, als dieser von den Göttern gefesselt wurde.

  • Utgard
    Utgard ist ein wüstes Gebiet an der Grenze der bewohnten Welt außerhalb der Menschenwelt Midgard. In Utgard leben die Riesen sowie Dämonen und Ungeheuer.

  • Vanen
    Die Vanen (auch Vanir, Wanen) sind das ältere der beiden germanischen Göttergeschlechter. Es handelt sich um friedliebende und sehr weise Naturgottheiten, welche mit reichlichen Zauberkräften ausgestattet sind. Im Asen-Vanen-Krieg unterliegen sie den kriegerischen Asen, behalten aber nach dem Friedensschluß ihr hohes Ansehen. Der Wohnsitz der Vanen ist Wanaheim.

  • Vidar
    Vidar (auch Widar, Víðar) ist der Gott der Rache, des Waldes und der Natur und Sohn des Wotan und der Grid (Grirdr). Sein Beiname lautet "der schweigsame Ase". Er ist nach Donar (Thor) der stärkste der Asen. Zu Ragnarök rächt Vidar den Tod seines Vaters, indem er den Fenriswolf tötet. Er ist einer der wenigen Götter, die den Weltuntergang überleben.

  • Walhall
    Walhall (auch Walhalla, Walholl) ist der Wohnsitz Wotans in Asgard und gleichzeitig Trinkhalle und Halle der Gefallenen. Die im Kampf getöteten Helden (Einherier) werden von den Walküren nach Walhall gebracht, wo sie geheilt und mit Fleisch und Met versorgt werden. Walhalls Wände bestehen aus Speeren und das Dach ist bedeckt mit Schilden.

  • Walküren
    Walküren (auch Valkyrien, Walkyren) sind Naturgeister in Gestalt jungfräulicher Kriegerinnen. Auf fliegenden Pferden gleiten sie durch die Lüfte, greifen in Schlachten ein und bringen die tapfersten der gefallenen Krieger zu Wotan nach Walhall.

  • Wotan
    Wotan (auch Wodan, in Nordeuropa Odin) ist der oberste Gott der Germanen. Er stammt aus dem Göttergeschlecht der Asen und reitet auf seinem achtbeinigen Pferd Sleipnir, stets begleitet von den Raben Hugin und Munin sowie den Wölfen Freki und Geri. Wotan hat lediglich ein Auge, da er das andere für seine Weisheit und Allwissenheit geopfert hatte. Von seinem Thron Hlidskialf in Asgard kann er die gesamte Welt überblicken.
    Foto: Wotan-Denkmal in Thale

  • Yggdrasil
    Yggdrasil heißt der immergrüne Weltenbaum, welcher im Zentrum von Midgard steht. Er wird meist als Esche bezeichnet, war vermutlich aber ursprünglich eine Eibe. Der Weltenbaum stützt das Himmelsgewölbe ab und wird von drei Wurzeln aufrecht gehalten. Die Yggdrasil berührt alle neun Welten und verbindet diese dadurch miteinander. Als Schicksalsbaum kündigt sie durch ein Welken ihrer Blätter das Ragnarök an.
    Kult: Das Questenfest

 Eine regionale, vorwiegend im Harz beheimatete sächsisch-germanische Gottheit ist Krodo. Dieser Gott gehört nicht zur klassischen germanischen Mythologie. Auf Grund spärlicher historischer Überlieferungen wird Krodo oftmals auch als Pseudogott bezeichnet. Ähnliche Zweifel an seiner Existenz muß der Waldgott Biel ertragen. Etwas besser hat es da Frau Holle. Zwar ist ihre Herkunft und Einordnung nicht eindeutig geklärt bzw. umstritten, aber daß es sie gibt, wird kaum bezweifelt.

Weitere Informationen:
Die Walpurgisnacht | mystische Orte im Harz | Der Mythenweg in Thale | Der Naturmythenpfad | Sagen aus dem Harz | Die Zeitalter der Menschheitsgeschichte im mitteleuropäischen Raum

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