Das ehemalige Kloster Gerbstedt

Das Kloster Gerbstedt
Diese Figurengruppe neben dem neuen Glockenturm erinnert an die Klostergründung durch Rikdag von Meißen.
Das Kloster Gerbstedt war das wahrscheinlich erste Kloster im Mansfelder Land. Es wurde vermutlich um das Jahr 969 vom Markgraf Rikdag von Meißen als Kloster für Benediktinerinnen gegründet. Seine Schwester Eilsuid war die erste Äbtissin dieses Johannes dem Täufer geweihten Nonnenklosters. Die erste urkundliche Erwähnung des Gerbstedter Klosters stammt aus dem Jahre 985. Sie steht im Zusammenhang mit dem Tod des Markgrafen, welcher seinerzeit im Kloster seine letzte Ruhestätte fand.

Das Kloster Gerbstedt wurde vom Gründer mit reichhaltigen Besitztümern ausgestattet. Im Laufe der Jahrhunderte kamen weitere Güter durch Schenkungen und Käufe hinzu. Der Klosterbesitz bestand aus Ländereien und Gewerbebetrieben, welche sich u.a. im einstigen Mansfelder Seekreis, im Saalkreis, im Gebiet der Wettiner, im Harz und im Raum Sangerhausen befanden. Zum Eigentum des Klosters gehörte auch das nahegelegene Welfesholz.

Das Kloster fiel nach dem Tod von Rikdags Sohn Karl im Jahre 1014 an die Wettiner. Es erlebte im 12. Jahrhundert eine wirtschaftliche Blütezeit. Die damaligen Äbtissinnen entstammten zumeist dem Hochadel. Zu dieser Zeit erfolgte auch ein Neubau der Klosterkirche. Es entstand damals an Stelle eines schlichteren Vorgängerbaus eine prächtige romanische Basilika, welche mit reichhaltigem Inventar ausgestattet wurde.

Das Schicksal des Klosters Gerbstedt wendete sich im 13. Jahrhundert. Die eigentlich mit seinem Schutz beauftragten weltlichen Herrscher plünderten den Klosterbesitz. Diverse Päpste mußten im Verlauf der Zeit zu Gunsten des Klosters eingreifen und dessen Besitztümer in Urkunden bestätigen und Schutzbriefe ausstellen. All diese Schutzmaßnahmen waren aber auf Dauer nicht von Erfolg gekrönt.

Im Jahre 1442 gelangten der Ort Gerbstedt sowie das Kloster in den Besitz der Mansfelder Grafen. Mit Beginn der Neuzeit setzte ein massiver wirtschaftlicher Niedergang des Klosters Gerbstedt ein. Trotz des eigentlich umfangreichen Landbesitzes trat eine enorme Verarmung ein, welche vor allem durch die Beschlagnahmung von Einkünften durch die Mansfelder Grafen hervorgerufen wurde. Diese eigneten sich außerdem Teile des Klosterbesitzes an bzw. verkauften Ländereien. Auf Grund der fehlenden Einnahmen konnten bereits im 16. Jahrhundert die umfangreichen Klostergebäude nicht mehr instand gehalten werden, worauf diese zu verfallen begannen.

Im Verlauf des Bauernkrieges wurde das Kloster Gerbstedt am 3. Mai 1525 geplündert. Die Nonnen flohen zunächst, kehrten aber bald darauf zurück. Stück für Stück löste sich auch das Kloster allmählich auf. Im Zuge der Reformation erfolgte in der Mitte des 16. Jahrhunderts die Einrichtung einer Mädchenschule auf dem Klosterareal. Die letzte Wahl einer Äbtissin datiert im Jahre 1568. Noch verbliebene Besitzungen des Klosters gelangten nach und nach in weltliche Hände.

Während des 30jährigen Krieges wurde die Bausubstanz in Folge der Kriegseinwirkungen und zweier Pestepidemien massiv beeinträchtigt und vernachlässigt. Am 12. Februar 1650 stürzte das Kirchenschiff der Klosterkirche ein, rund 10 Jahre später auch der Altarteil des Gotteshauses. Bis weit in das 18. Jahrhundert hinein gab es Bemühungen zum Wiederaufbau der Kirche. Aus dem Jahre 1710 sind konkrete Baupläne hierzu überliefert. Doch spätestens mit dem Bau der St.-Johannis-Kirche dürften wohl derartige Überlegungen endgültig eingestellt worden sein.

Der bis dahin noch erhaltene und als Glockenturm verwendete Nordturm der einstigen Klosterkirche stürzte im Jahre 1805 ein. Darauf hin trug man auch den anderen, ebenfalls einsturzgefährdeten Südturm ab. Die Steine der beiden Kirchtürme fanden später beim Bau des neuen Glockenturmes Verwendung. Dieses markante Bauwerk im Stil des Klassizismus kann noch in unseren Tagen auf dem einstigen Klostergelände besichtigt werden.

Unter den Klostergebäuden befanden sich einst ausgedehnte Kellerräume und Gänge. Diese dienten vermutlich vorrangig der Lagerung von Lebensmitteln sowie als Fluchtwege. Auch zu späteren Zeiten gab es für die großen unterirdischen Hohlräume noch diverse Verwendungszwecke. In unseren Tagen sind alle Zugänge zu dieser Untertagewelt versperrt.

 


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Weitere Informationen:
Gerbstedt | Der Stadtplan von Gerbstedt | Die St.-Johannis-Kirche in Gerbstedt | Welfesholz | Das Mansfelder Land | Klöster im Harz | Der 30jährige Krieg

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