Das ehemalige Kloster Frose

Das Kloster Frose
Die romanische Stiftskirche "St. Cyriacus" in Frose
In der Mitte bzw. zu Beginn der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts gründete Ludwig der Deutsche, seines Zeichens erster Herrscher des neu entstandenen Ostfrankenreiches, unweit des Standortes einer bereits existierenden Siedlung ein dem Heiligen Cyriakus geweihtes Kanonikerstift. Diese Wirkungsstätte christlicher Priester befand sich damals im Grenzgebiet zu den Ländereien der Slawen und diente wohl nicht zuletzt auch der Markierung von Herrschaftsansprüchen.

Bereits zu dieser Zeit entstand dort das erste, nach dem Heiligen Stephanus benannte Gotteshaus auf einer vormals germanischen Kultstätte. Im Inneren der Kirche stellte man einen St. Cyriakus geweihten Altar auf. Die erste der Nachwelt erhaltene urkundliche Erwähnung des Stiftes zu Frose erfolgte im Jahre 936 in einem Schriftstück des Kaisers Otto I.

Im Jahre 950 erhielt Markgraf Gero von Otto I. die Nutzungsrechte für das Stift Frose. Die klosterähnliche Gemeinschaft wurde bei dieser Gelegenheit mit weiterem Grundbesitz und diversen anderen Gütern ausgestattet. Elf Jahre später wandelte der Markgraf den Standort Frose in ein Kanonissenstift um und unterstellte dieses dem Stift in Gernrode.

Um das Jahr 1170 erfolgten umfangreiche Baumaßnahmen an der Stiftskirche. Das Gotteshaus wurde im Stil der Romanik umgestaltet und erhielt dabei in wesentlichen Teilen sein bis heute vorhandenes Aussehen. Im 13. Jahrhundert setzte man auf die Türme die charakteristischen Hauben auf. Auch am Chor gab es seinerzeit größere Umbauten.

Das Frauenstift zu Frose war in seiner Blütezeit Wohn- und Arbeitsort sowie geistlicher Lebensmittelpunkt für Frauen aus dem niederen Adel bzw. dem wohlhabenden Bürgertum. Das Kloster verfügte über umfangreichen Grundbesitz in der Umgebung, welcher das wirtschaftliche Überleben sicherstellte. Zu den Ländereinen gehörten auch große Teile des trockengefallenen Sees, welcher sich im Hochmittelalter von Aschersleben bis Gatersleben erstreckte.

Im Jahre 1446 ließ der Halberstädter Bischof diesen See wieder auffüllen, um die Versorgung mit frischem Fisch zu verbessern. Dies führte zu Protesten der Abtissin des Klosters Frose, da die Ackerflächen durch das ansteigende Wasser unbrauchbar wurden. Die Auseinandersetzungen zogen sich mehr als ein halbes Jahrhundert lang hin, ehe das Kloster auf alle Rechte an den überschwemmten Gebieten zu Gunsten des Bischofs und der Stadt Aschersleben verzichtete.

Das Nachgeben in diesem Streit könnte darauf zurückzuführen sein, daß sich das Kloster Frose seinerzeit bereits in der Auflösungsphase befand. Die letzten Stiftsdamen verliesen das Kloster im Jahre 1511. In den Jahren 1516 und 1517 wirkte der spätere Führer des Bauernaufstandes Thomas Müntzer als Propst an der Stiftskirche zu Frose.

Im Jahre 1544 erhielt das Gotteshaus seine neue Bestimmung als Kirche für den gesamten Ort Frose. Während des 18. und 19. Jahrhunderts gab es immer wieder diverse kleinere Umbauten an dem Gebäude. In den 1970er Jahren erhielten die Türme ein neues Dach und im Verlauf der 1990er Jahre erfolgten umfangreiche Sanierungsarbeiten an verschiedenen Stellen des spätromanischen Bauwerkes.

Heute ist die Stiftskirche St. Cyriacus eine der zahlreichen Stationen der ganz Sachsen-Anhalt durchquerenden Straße der Romanik. Im Sommerhalbjahr können Sie das denkmalgeschützte Gotteshaus täglich tagsüber individuell besichtigen. Des Weiteren besteht an jedem Dienstag, Donnerstag und Samstag jeweils von 14 bis 15 Uhr die Möglichkeit, das alt-ehrwürdige Gebäude im Rahmen einer Führung näher kennenzulernen.

 


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Weitere Informationen:
Frose | Der Ortsplan von Frose | Die Straße der Romanik | Klöster im Harz

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