Die Talsperre Mandelholz
Zweck der Talsperre
Auf Grund der natürlichen Gegebenheiten ist Wasser im Harz in großen Mengen vorhanden, allerdings über das Jahr verteilt sehr ungleichmäßig. Nach hohen Pegelständen im Frühjahr folgt oft Niedrigwasser in den heißen Sommermonaten. Diese Volatilitäten auszugleichen und das gespeicherte Wasser auch für wirtschaftliche Zwecke zu nutzen, hielten bereits die Altvorderen für eine gute Idee. Deshalb wurden im Verlauf des 20. Jahrhunderts in Deutschlands nördlichstem Mittelgebirge eine Vielzahl an Staubauwerken unterschiedlichster Größe geschaffen.Die Mandelholztalsperre ist eine dieser im Industriezeitalter errichteten landschaftsverändernden Großbauten. Sie erfüllt heute mehrere Aufgaben gleichzeitig. Zu diesen gehören der Hochwasserschutz, die Niedrigwasseraufhöhung und die Energieerzeugung, verfügt aber auch über die Funktion eines Trinkwasservorspeichers für die nachgelagerten Talsperren.
Der Staudamm
Erste Planungen zum Bau einer Talsperre oberhalb von Königshütte gab es bereits im Jahre 1934. Errichtet wurde das Staubauwerk dann im Zeitraum von August 1952 bis Oktober 1957. Für die Zeit der Bauarbeiten verlegte man den Lauf der Kalten Bode. Nach der rund 50monatigen Bauzeit erfolgten am 7. November 1957 die offizielle Einweihung und Übergabe sowie die Inbetriebnahme des Dammes mit zunächst reduziertem Fassungsvermögen. Ungefähr ein Jahr später gab man das Hochwasserschutzbecken dann auch für die Aufnahme der maximalen Wassermenge frei.Der Staudamm der Talsperre Mandelholz ist ein aus Kies- und Geröllmaterial bestehender Erddamm, welcher wasserseitig mit Lehm sowie einem Chemikalienteppich abgedichtet wurde. Über diesem Dichtungsmaterial befinden sich als weitere Schutzschichten Kies und Geröll sowie Steinpackungen.
Das Staubauwerk weist eine Höhe von etwa 28 Meter und die Länge von ca. 224 Meter auf. Die Dammkrone ist lediglich drei Meter breit, am Fuß sind es dagegen fast einhundert Meter. Mit einem Volumen von ungefähr 190.000 Kubikmetern und einer entsprechenden Masse sperrt das Bauwerk das Tal der Kalten Bode zuverlässig ab.
Im Laufe der Jahre gab es am Staudamm der Mandelholztalsperre diverse Umgestaltungen und Sanierungsarbeiten. Um außerplanmäßige Veränderungen an dem Sperrbauwerk frühzeitig erkennen zu können, wird dieses permanent überwacht.
Die Böschungswinkel des Mandelholzstaudammes sind sowohl luftseitig als auch auf der Wasserseite nicht einheitlich. Mit zunehmender Tiefe werden sie immer flacher. Auf der Luftseite befindet sich eine etwa 50 Zentimeter dicke Schicht Mutterboden, welche mit niedriger Vegetation bewachsen ist.
Außer dem Weg auf der Dammkrone sowie der luftseitigen Treppe neben dem Überlauf in Richtung Kraftwerk darf der Dammkörper nicht betreten werden. Die im Winter häufig zu beobachtende Zweckentfremdung ist also nicht erlaubt!
Der Stausee
Der Mandelholzstausee ist im Normalfall nur zu einem geringen Teil gefüllt, um bei Bedarf genügend Reserven zur Aufnahme von Hochwasser zu haben. Bei einer minimalen Teilfüllung besitzt das Staugewässer eine Länge von rund 1.300 Meter und eine Fläche von ungefähr zehn Hektar. Bei Vollstau dehnt sich das Gewässer auf mehr als zwei Kilometer Länge aus. In einem solchen relativ seltenen Fall fasst der Stausee der Talsperre Mandelholz bis zu 4.950.000 Kubikmeter Wasser und bedeckt eine Fläche von rund 55 Hektar. Die Wasseroberfläche liegt dann bei 466,50 Metern über dem Meeresspiegel. Außerdem werden dann auch die Reste eines älteren Bergbauteiches aus dem 17. Jahrhundert nahe der Einmündung der Wormke am westlichen Ende des künstlichen Sees überstaut.Bevor Sie den Mandelholzstausee erreichen, wissen Sie nie - zumindest dann, wenn Sie längere Zeit nicht dort waren - wie sich die genaue Situation vor Ort darstellt. In gewisser Weise handelt es sich bei dem Hochwasserschutzbecken an der Kalten Bode um einen periodischen See. Allerdings ist die Veränderung nicht wie z.B. bei Karstgewässern ein alleiniges Werk der Natur, sondern in wesentlichen Teilen vom Menschen beeinflusst.
Wasserkraftwerk
Am Fuße der Staumauer befindet sich seit dem Jahre 2010 ein Spitzenlastkraftwerk, welches nur in Zeiten mit erhöhtem Strombedarf in Betrieb genommen wird. Eine Kaplan-Spiralturbine mit einer Nennleistung von 210 kW erzeugt im Jahr etwa 625.000 kWh elektrische Energie. Diese Menge reicht rechnerisch aus, um 180 Durchschnittshaushalte mit umweltfreundlichem Strom zu versorgen.Die Fallhöhe des Wassers in der Kraftwerksanlage beträgt etwas mehr als 17 Meter. Der maximale Durchfluss der Turbine beläuft sich auf 1400 Liter pro Sekunde, die minimale Durchflussmenge liegt bei 260 Liter je Sekunde.
Baden
An sehr heißen Sommertagen wünschen sich viele Menschen nichts mehr, als sich mit einem Sprung ins kühle Naß Erfrischung zu verschaffen. Wer an solch einem Tag auf der Bundesstraße 27 zwischen Elend und Königshütte unterwegs ist, blickt dabei auf den Mandelholz-Stausee, welcher majestätisch und verlockend in Sichtweite liegt und scheinbar auch die ersehnte Abkühlung bietet. Doch mag die Versuchung auch noch so groß sein, sollten Sie ihr dennoch widerstehen.Das Gewässer und sein Uferbereich sind Trinkwasserschutzgebiet, weshalb das Baden hier grundsätzlich nicht erlaubt ist. Die Menschen in den fernen Großstädten werden es Ihnen danken, wenn Sie das kostbare Naß nicht verschmutzen. Des Weiteren stellt das erwähnte Kraftwerk eine Gefahr dar, denn dessen für Laien nicht vorhersehbare plötzliche Inbetriebnahme kann unter Wasser zu einer Sogwirkung führen. Dieser Effekt ist so ähnlich wie das Herausziehen des Stöpsels aus der Badewanne.
Die Einhaltung des Badeverbotes wird von der Betreibergesellschaft sporadisch kontrolliert. Suchen Sie sich also deshalb zur sommerlichen Erfrischung besser einen anderen Ort. Im Harz gibt es schließlich unzählige legale Bademöglichkeiten, von welchen viele sogar kostenlos sind.
Angeln
Die Talsperre Mandelholz weist einen umfangreichen Fischbestand auf. In ihrem Wasser tummeln sich u.a. Hecht, Zander, Aal, Regenbogenforelle, Karpfen, Schleie, Barsch und diverse Weißfische. Mit einer entsprechenden Berechtigung, welche Sie bei der Fischereipachtgemeinschaft Bodetalsperren e.V. erwerben können, dürfen Sie an diesem Gewässer auch angeln. Einige kleinere Einschränkungen sind dabei zu beachten. So ist das Angeln im Damm- sowie Stauwurzelbereich sowie vom Boot aus nicht gestattet.Wandern
Wenn Sie möchten, können Sie den Stausee der Mandelholztalsperre zu Fuß umrunden. Hierbei sind zahlreiche Varianten möglich. Die kürzeste Strecke verläuft immer direkt in Wassernähe.Am Südufer führt der Wanderweg direkt am Ufer entlang und im Osten direkt über die Dammkrone. Im Norden und Nordwesten verläuft ein schmaler Pfad am Hang zwischen dem Stausee und der Bundesstraße. Westlich des Stausees durchquert der Wanderweg das Tal der Kalten Bode. Eine Fußgängerbrücke ermöglicht das Überqueren des Flusses.
Je nach Wasserstand sind im Gebiet rund um den Mandelholzstausee manche Wege nicht begehbar. Bei Niedrigwasser können Sie z.B. bequem trockenen Fußes auf dem Fahrweg von der am Nordufer gelegenen Bastsiedlung über zwei Brücken an das Südufer gelangen. Sie überqueren dabei die Wormke und die Kalte Bode. Bei Vollstau sehen Sie von diesen Brücken jedoch nur die oberen Teile der Geländer aus dem Wasser herausragen. Dann läßt sich auch der Weg ganz im Westen recht schwer begehen. Außerdem ist in diesem Fall der Wanderweg am Südufer streckenweise überschwemmt. Sie müssen dann an einigen Stellen in den Wald am Hang oberhalb des Gewässers ausweichen.
Neben der Kurzroute in permanenter Sichtweite des Stausees gibt es aber auch diverse interessante Rundwege in teilweise größerer Entfernung vom Wasser. Bei einem Start der Rundwanderung in Mandelholz gehen Sie zunächst in westlicher Richtung südlich der Bundesstraße entlang. Sie folgen dem Weg über die Bodebrücke und gehen dann auf der anderen Talseite den bereits erwähnten Wanderweg am Südufer nach Osten. Nach ungefähr zwei Kilometern erreichen Sie den Staudamm. Doch anstatt diesen zu überqueren, laufen Sie weiter den Weg zu der zu Königshütte gehörenden Siedlung "Neue Hütte". Von dort nehmen Sie den Wanderweg in Richtung Steinbachtal zur Alten Elbingeröder Straße. Anschließend gehen Sie diesen breiten Weg weiter bis zur Wormke und dann durch das untere Wormketal zurück bis Mandelholz.
Alle Wege im Bereich der Talsperre Mandelholz sind nicht barrierefrei. Je nach gewählter Route müssen Sie kleinere oder auch größere Höhenunterschiede überwinden.
Anreise und Parken
Wenn Sie mit dem eigenen Fahrzeug zum Mandelholzstausee anreisen wollen, werden Sie über die Bundesstraße 27 zu diesem von Menschenhand geschaffenen Gewässer gelangen. Im Umfeld der Talsperre gibt es entlang dieser Straße zahlreiche kostenlose Parkplätze.Eine dieser Stellflächen befindet sich in Mandelholz gegenüber der Gaststätte. Wenige hundert Meter weiter östlich gibt es unweit der Bastsiedlung einen weiteren offiziellen Parkplatz. Darüber hinaus sind direkt am Nordende des Staudammes in Fahrtrichtung Königshütte ebenfalls mehrere Stellplätze vorhanden.
Wer den Besuch der Talsperre Mandelholz mit einer kleinen Wanderung verbinden möchte, kann auch in der Ortslage Königshütte parken, so z.B. im Ortsteil "Neue Hütte" oder gegenüber des Königshütter Wasserfalls. Die westlich des Hochwasserschutzbeckens gelegene Siedlung Elend eignet sich ebenfalls gut als Ausgangspunkt einer Wanderung durch das Tal der Kalten Bode zum Stausee.
Sie können das künstliche Gewässer aber auch ganz ohne Pkw erreichen. Sowohl am Weiher Mandelholz als auch in der Siedlung Neue Hütte haben Sie Anschluß an den öffentlichen Personennahverkehr.
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Weitere Informationen:
Bilder von der Talsperre Mandelholz
| Übersicht über die Talsperren im Harz
| Die Kalte Bode
| Die Wormke
| Baden im Harz
In der näheren Umgebung befinden sich:
Drei Annen Hohne
| Elend
| Königshütte
| Der Königshütter Wasserfall
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